Reisen mit Jugendlichen durch Kanada – Von der Pazifikküste in die Prärien 2. Teil – British Columbia und Alberta

Ein Reisebericht von Volker Otter

Der Niskonlith Provincial Park in British Columbia

Von nun an klappt nur noch wenig so, wie geplant, das Beste, was einer Reise passieren kann. Wir brechen vom Olympic Nationalpark auf. Unser Ziel ist Kamloops, mitten in British Columbia, eine eher trockene Gegend. Ein vermutlich schöner Campingplatz irgendwo im Nirgendwo, nördlich der Lac du Bois Grasslands Protected Area, 45 Minuten von Kamloops, wartet lange auf uns, denn wir kommen nie an. Nach einem sehr langen Fahrtag kippt kurz vor Kamloops ein LKW in den Graben und fängt Feuer. So verbringen wir mit zugegebenermaßen schönem Ausblick in der immer tiefer stehenden Abendsonne ca. zwei Stunden auf dem Highway. Zu spät und keine Lust mehr auf gut 45 Minuten Sandpiste, als wir in Kamloops ankommen. Wir entscheiden uns für ein Motel und am nächsten Tag nach dem fälligen Großeinkauf, für den kleinen Niskonlith Provincial Park als nächstes Reisezwischenziel auf dem langen Weg in die Rockies, ca. 30 Minuten östlich von Kamloops. Ein kleiner See umgeben von Reservatsland, zu erreichen über eine teils etwas ausgewaschene Gravelpiste. Uns ist eher nach Chillen. Der Niskonlith Lake ist der richtige Platz dafür. Viel Platz direkt am Seeufer, Schwimmen unter Weißkopfsee- und Fischadlern. Wasser muss man mitbringen oder das Seewasser abkochen oder filtern. Viel gibt es hier nicht zu tun außer zu entspannen, einem jungen Schwarzbären beim Gebüschdurchstöbern zuzuschauen, zu schwimmen, abends beim Feuer auf den See zu schauen, zu spielen, sich zu unterhalten, Marshmellows zu grillen. Ein friedlicher kleiner Ort, der Niskonlith Provincial Park, mit nur ein paar Kanadier auf der Suche nach einem nicht existierenden Mobilfunknetz. Perfekt zum Abgeschiedensein, nichts Spektakuläres, eine kleine Perle. Hier geht einem die Zeit verloren. Uns auch.

Abendstimmung am Niskonlith Lake

Der Banff National Park in Alberta

Wir fahren einen Tag zu früh zum Banff Nationalpark. Wieder ein ziemlich langer Fahrtag, viel Regen, es wird kalt, der kurze Sommer am Niskonlith Lake schwindet mit jeder Meile westwärts. Kurz vor dem Ziel wird uns unser Fehler bewusst, naja, auf dem Campingplatz in Lake Louise wird es schon was geben, da haben wir ja ab morgen gebucht. Pustekuchen. Der Park ist voll mit Menschen. Booking.com spuckt uns ein Hotelangebot für 1400 $ aus. Toll. Und dann ist da die Jugendherberge, wir drängeln uns beim Reinkommen noch an einem Pärchen vorbei, böse, aber das letzte Vierbettzimmer für eine Nacht, nicht mehr, ist unser. Abends lassen wir es im Restaurant des Hostels mit vier Burgern, etwas Bier und Softdrinks krachen. Bei dem herbstlich kalten und regnerischen Wetter fällt es uns noch ein wenig schwer, uns mit dem Gedanken an die bevorstehende Trekkingtour anzufreunden. Alles ist gepackt und seit Kamloops eingekauft, das Essen portioniert und abgepackt, die Backcountrycampsites sind gebucht. Vielleicht wird’s ja noch. Teile der Tour kenne ich von früher bei Sonnenschein tagsüber und Saukälte nachts, eigentlich herrlich. Vielleicht wird’s ja noch, vielleicht. Morgen erstmal auf den Campground umziehen. Regen. Ein Ausflug zum Lake Louise, rauf auf den Riesenparkplatz, rein in die Massen. Der See, die Berge wunderschön, eine kurze Regenpause. Dann wieder irgendwo unterstellen, Kleinigkeiten im chronisch ausverkauften und teuren Laden besorgen.

Lake Louise im Banff NP

Wir reden mit den Kindern und entscheiden uns, dass wir die Trekkingtour durchziehen wollen, wär doch gelacht, besorgen uns noch ein paar extra Fleeceunterhosen, gehen früh ins patschnasse Zelt schlafen. Am nächsten Morgen ist etwas anders, man muss zweimal hinblicken, die Berge sind weiß, der Schnee ist bis in mittlere Lagen hinuntergezogen. Das ist der Punkt, wo das W-LAN des Visitor Centers ins Spiel kommt. Was wir nicht tun werden, ist, fünf Tage durch aufgeweichten Schneematsch zu wandern, tagsüber bei maximal 5 Grad, nachts bei Minusgraden, mit nassen Sachen, ohne die Chance, irgendwo zu trocknen. Die erste Trekkingtour für die Kinder soll nicht in einem Desaster enden. Eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht. Schade. Auf der anderen Seite macht sich bei uns allen eine fruchtbare Spannung breit, jetzt muss (online) organisiert, umgedacht und entschieden werden. Eine Stunde spannendste Familienzeit. Dann sitzen wir im Auto und fahren gen Osten in die Prärien Saskatchewans in den Grasslands Nationalpark, den ich 1997 schon so lieben gelernt habe. Damals hatte ich mir gewünscht, wenn ich mal Kinder hätte, dann würde ich ihnen gerne diese Prärien zeigen. Wie’s manchmal halt so kommt. Wir flüchten in den Sommer!

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Und hier zum Olympic Nationalpark in den USA →

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