Unsere erste Reise mit nur einem Kind – mit Eseln wandern im Naturpark Saar-Hunsrück und Städtetour in Trier und Luxemburg

Ein Beitrag von Volker Otter

Wandern mit Eseln

Wo um Himmels Willen liegt Mannebach?

Wie oft haben wir diese Frage gehört und schließlich dieselbe Frage auf einem Bierdeckel des Brauhauses in Mannebach gefunden. Wenn man die Antwort nicht weiß, gehört man nicht gleich zu den Unwissenden dieser Erde. Aber wenn man da war, weiß man, dass es die Heimat von Bilbo und Gandalf ist (bitte nicht verzweifeln, liebe Liebhaber vom kleinen Hobbit, die Auflösung folgt….).

Aber wie sind wir nochmal nach Mannebach gekommen? Richtig, wir sind diesen Sommer das erste Mal in der Situation, dass unser Großer eigene Sommerurlaubswege geht und unser Jüngerer plötzlich Urlaubseinzelkind ist und diese Tatsache erst einmal ziemlich blöd findet. Alleine mit den Eltern wandern und Fahrrad fahren oder Städte angucken, während der Bruder eigene Wege geht…., nicht der totale Bringer.

Und wer sind Bilbo und Gandalf?

So sind wir auf Bilbo und Gandalf gekommen, zwei Esel aus Mannebach. Mit Tieren unterwegs zu sein, das hörte sich spannend an, für uns und für unser verbliebenes Urlaubs-Kind.

Ein tierisches Vergnügen - Wandern mit Eseln

Also, auf nach Mannebach, im Naturpark Saar-Hunsrück, ca. 17 Kilometer südlich von Trier, zwischen Mosel und Saar, in einem idyllischen Wiesental, eingerahmt von Wald. Über den Verein Packeselwanderungen e.V. kann man Bilbo und Gandalf für Tageswanderungen mieten. Klar ist aber, die beiden tragen Gepäck und keine Menschen. Vier Leute aus Mannebach hatten die beiden Esel vor dem Abdecker bewahrt. Da die beiden anscheinend schon ihr ganzes Leben zusammen verbracht haben, werden sie nur im Doppelpack vermietet. Man bekommt eine Einführung (Fellpflege, Hufpflege, Halfter anlegen, Packsattel aufsatteln und einige allgemeine Tipps usw.) und kann dann starten. Wir haben über Pferde schon ein paar Vorerfahrungen, die für uns vorteilhaft sind. Man bekommt Tourenvorschläge und sollte des Kartenlesens mächtig sein, da die Wanderwege nicht immer zum Besten ausgeschildert sind. Also, los geht’s, auf ins Abenteuer, drei Tage wandern mit Bilbo und Gandalf!

Der Premiumwanderweg Traumschleife Mannebach 111 (11-13 km)

Traumschleife MannebachAm ersten Tag wandern wir bei hochsommerlichen Temperaturen den Premiumwanderweg Traumschleife Mannebach 111. Striegeln, Hufe kratzen, unser Sohn schaut sich das erstmal an, beim Striegeln legt er Hand mit an, die Hufe sind noch suspekt. Dann geht es los, zuerst durch das Dorf, dann auf einen Feldweg, später in den Wald und über weite Wiesen- und Streuobstflächen. Natürlich wollen die beiden an jeder Ecke fressen, da heißt es gegenhalten, damit klar ist, wer hier Chef ist. Ein erstes Kennenlernen und Abtasten. Und irgendwann kommt das Getreidefeld. Wir können gar nicht so schnell gucken, wie wir (mit Anlauf) mittendrin sitzen und die beiden genüsslich Weizenhalme kauen. Ansonsten klappt alles gut, bei steileren Abhängen müssen wir bremsen, auf geraden Wegstrecken (ohne Getreidefeld) führt unser Kind gerne und sicher, auch wenn die Bremsen die Esel manchmal ziemlich piesacken. Auf einer großen Streuobstwiese machen wir Pause und binden die Esel an langen Leinen an. Letztlich wird es ein Geben und Nehmen zwischen uns und den beiden Charakterköpfen, die wir langsam anfangen ins Herz zu schließen. Durchgeschwitzt und dreckig verabschieden wir uns am Abend. Morgen liegt eine längere Tour vor uns.

Zu den römischen Tempelanlagen von Tawern und zurück über den Pfauenberg (16,5 km)

Diesmal sind wir schon sicherer, ein anderes Getreidefeld kommt, da muss man sich durchsetzen und deutliche Signale setzen. Naja, klappt zumindest schon besser als gestern, diesmal nur  ein Esel im Getreidefeld, muss man mit Humor nehmen, wir lachen viel. Die Tempelanlagen sind spannend und die lange Wegstrecke tritt in den Hintergrund, da wir auf unsere beiden Freunde konzentriert sind, Streicheln und „Schubbern“ inbegriffen. Gandalf liebt es, bei steileren Wegstrecken hinter mir zu gehen und seinen Nasenrücken an meinem Hintern zu „schubbern“. Unser Kind bekommt es immer besser hin, sich in den wichtigen Situationen durchzusetzen, aber auch zu gucken, ob der Esel „unerlaubt“ fressen oder sich nur den Huf wegen einer Bremse jucken will. Nach der Hufpflege und dem Striegeln schauen wir den beiden noch beim wohlverdienten Staubbad zu und verabschieden uns. Im Brauhaus erfrischen wir uns noch mit lecker Essen und kühlen Getränken.

Zwei Esel im Glück

Abschiedstour in Richtung Greifvogelpark (11-13 km)

Jetzt sind wir schon fast ein Team. Auch umgestürzte Bäume und ein Umweg durch einen Graben meistern Bilbo und Gandalf mit uns zusammen prima. Pausen unter alten Apfelbäumen, Aufstiege auf schmalen Pfaden, dicht bewachsen mit Adlerfarn. Snacks von jungen Buchenblättern. Einmal überholen uns Reiter, deren Pferde anfangen zu scheuen, Bilbo und Gandalf bleiben cool, eingespieltes Team. Unser Kind führt mittlerweile sicher, natürlich übernehmen wir, wenn es unübersichtlich wird und wir ggfs. unser Körpergewicht und unsere Kraft einsetzen müssten (Getreidefeld, steile Abhänge). Aber eines ist klar, wir führen und lassen die beiden immer wieder (manchmal immer noch unverhofft und ungeplant) zu ihrem Recht kommen. Wir sind entspannt. Das Wandern, die Kilometer sind schon längst in den Hintergrund getreten. Die beiden Esel Bilbo und Gandalf sind der Mittelpunkt. Die, um die wir uns immer inniger kümmern und die, die sich auch um uns kümmern. Umso schwerer wird der Abschied für uns, ein letztes herzliches Schubbern, ein letztes Striegeln und Hufeauskratzen, ein letztes Staubbad. Tschüss Bilbo und Gandalf! Dank euch haben wir eine neue Art des Wanderns kennengelernt, Wandern voller Gelassenheit.

Wandern mit Eseln bedeutet Gelassenheit

Mountainbiken auf dem Saar-Hunsrück-Steig

Am nächsten Morgen geht es an der Saar entlang mit unseren Rädern. Wir fahren mit dem Zug bis Mettlach und folgen dem Saar-Hunsrück-Steig, der seinen Namen wirklich verdient (Steig!). 2,5 Kilometer vor dem Aussichtsturm an der Saarschleife müssen wir kapitulieren. Geübte Mountainbiker würden sicherlich weiterkommen, für einen 12-jährigen ist hier aber Schluss. Egal, die Abfahrt zurück nach Mettlach bringt trotzdem Spaß. Wir halten uns weiter auf der linken Saarseite zurück nach Konz, auf kleinen Schotterwegen mit trotzdem einigen Höhenmetern. Auf der rechten Seite verläuft der eigentliche Radweg, aber leider auch die Bundesstraße. Wir bleiben links auf der schöneren Seite und nehmen tapfer die Steilhänge der Saar mit. Es lohnt sich, Steilhänge, Blockhalden, Dörfer, lichter Wald, in Saarburg noch ein Eis und dann weiter nach Konz.

Mountainbiken mit Kind

Ausflug in die Römer-Stadt Trier

Jetzt ist aber erstmal gut mit körperlichen Herausforderungen. Trier steht auf dem Programm. Auf zu den Römern und Karl Marx. Bummeln und sich wie in Rom fühlen, lecker Essen in einem Bistro eines Bio- Marktes in einer Seitengasse vom Marktplatz. Was uns definitiv neben den römischen Hinterlassenschaften beeindruckt, ist der Dom mit all seinen Geheimnissen. Erstaunlich auch, auf was ein Kinderauge alles achtet, der Sensenmann, die Fratzen. Der Kreuzgang und der Innenhof, eine schöne Pause mit Süßkirschen vom Markt. Danach geht es noch zum Amphitheater, auch das lohnenswert, wenn auch abseits und mit einem etwas längeren Fußweg verbunden. Wir werden sogar Zeugen einer Filmaufnahme im Kellergewölbe der Arena mit dem Schauspieler, der die Gladiatorentouren anbietet. Spannend. Wir ziehen uns mucksmäuschenstill zurück. Schon eindrucksvoll, dass Trier die römische Metropole des nördlichen Europas gewesen sein soll.

Die letzten Tage mit Action, Wandern und Ausland

Am nächsten Tag ist wieder Action angesagt auf der Mountainbikeanlage am Walderlebniszentrum in Trassem. Ganz alleine meistern wir die Trails. Die krassen Jumps lassen wir natürlich links liegen. Hier werden gebaute Hindernisse mit natürlichen Trails auf einer knapp 5 Kilometer langen Strecke miteinander kombiniert (rote und schwarze Trails). Der blaue Trail ist eine längere Trainingsstrecke, die wir ausgelassen haben. Wir drehen zwei rotschwarze Runden voller Action,  erfrischen uns im Freibad in  Saarburg und fahren abends noch einmal an die Mosel.

In den KasemattenUnser letztes Ziel auf dieser Reise, ein Land und eine Stadt mit einer spannenden Geschichte, das ansonsten auf keiner Da- Will- Ich Noch-Unbedingt-Hin-Liste steht: Luxemburg.

Die Touri-Info schlägt uns einen ausgedehnten Stadtrundgang vor. Finanzmächtige Stadt mit wechselvoller Geschichte: Unter- und Oberstadt, Bankenviertel. Wir schauen uns insbesondere die Kasematten der geschleiften Festung an. Unten in der Unterstadt intimes Kleinstadtgefühl am Flüsschen. Kaum zu glauben, dass dieser kleine Flecken einst eine solche Macht hatte, dass er nach dem Wiener Kongress geschleift werden musste, als Europa neu geordnet wurde. Oben shoppen Dolce& Gabbana, Gucci, Louis Vuiton und wie sie alle heißen, wir sitzen mit einer teuren (aber leckeren) Kugel Eis auf einer Bank und beobachten reiche Menschen in teuren Kleidern mit aussagekräftigen Einkauftaschen, die sich selbstverliebt ablichten lassen. Luxemburgs Unterstadt

Damit reicht es dann wieder mit Großstadt. Wir wandern zum Abschluss die Ruwer-Hochwald-Schleife, wieder einen der vielen Premium-Wanderwege  der Region. Die Ruwer kannten wir eigentlich nur von Weinflaschen (Mosel-Saar-Ruwer). Dass die Ruwer ein kleiner, verwunschener Kleinfluss ist, wussten wir nicht. Wald, Wiesen, Waldränder, Felsenstrukturen zum Kraxeln. Herrlich. Walderdbeeren und jede Menge Waldhimbeeren, zahme Schmetterlinge an Disteln, Kaisermäntel.

Ruwer-Hochwald-Schleife

Wie war das noch mit Mannebach? Man muss nicht da gewesen sein. Aber wenn doch, dann wirst du feststellen, dass es gut war, mindestens einmal im Leben dort gewesen zu sein, mit den beiden Eseln Bilbo und Gandalf, oder irgendwo in der Nähe, denn der Naturpark Saar-Hunsrück oder auch die nahe Eifel sind verdammt schön.

Natur hautnah!

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