Städtereisen mit Kindern und Jugendlichen – unsere Tipps für einen Kurzbesuch in Amsterdam

Die großen Sommerferien können sich für eine reiseverwöhnte Jugendliche ganz schön in die Länge ziehen, wenn der Familienurlaub einmal nicht so ergiebig ausfällt als gewöhnlich. So reizvoll es auch sein mag, wochenlang zuhause auf der faulen Haut zu liegen, so ernüchternd kann die vor Langeweile tödliche Realität werden, wenn man dann tatsächlich so rein gar nichts spannendes erlebt. Diese schmerzliche Wirklichkeit verspürte meine Tochter in den letzten Sommerferien, als alle Freude verreist waren und sie alleine zuhause vor täglichem Müßiggang fast in Depressionen verfiel. Das konnte ich natürlich auf keinen Fall zulassen, und so plante ich ziemlich spontan einen Kurzurlaub in den Niederlanden, genauer gesagt nach Amsterdam. Es war unsere erste Reise ohne männliche Begleitung, und ich muss sagen, dass diese Art zu Reisen für uns beide durchaus Wiederholungspotential hat.

Günstig Übernachten in Amsterdam

So spontan diese Reise zustande kam, so flexibel wollten wir bei der Übernachtung bleiben, und haben daher weder ein Zimmer gebucht noch einen Campingplatz reserviert. In Amsterdam gibt es mehrere Campingplätze, die sich für einen Aufenthalt in der Stadt eignen. Jedoch sollte man wissen, dass die stadtnahen Plätze bevorzugt von jungen Menschen und Partygästen bevölkert werden. Und wer Amsterdam ein wenig näher kennt, weiß auch, dass die „freie Stadt“ – wie sie hin und wieder werbewirksam betitelt wird – ein beliebtes Ausflugsziel all jener ist, die gerne solche Freiheiten ausprobieren, die andernorts verboten sind. Ich denke, jeder weiß was ich damit meine. Kurz auf den Punkt gebracht, diese Plätze eignen sich nicht für Besucher, die nach einem anstrengenden Besichtigungstag einfach ihre Ruhe genießen möchten. Da wir aber dennoch zelten wollten, suchte ich schon vor der Reise nach einem geeigneten Campingplatz, der weit außerhalb der Stadt liegt. Diesen fand ich schließlich im Norden Amsterdams im Stadtteil Durgerdam, eine wirklich bezaubernde Siedlung, welche einen völligen Kontrast zur Umgebung, dem urbanen Stadtrand Amsterdams, bildet. Der Campingplatz De Badehoeve liegt 12 km außerhalb des Zentrums von Amsterdam am ländlich geprägten Kinselmeer.  Wir können den kleinen, privat geführten, Campingplatz empfehlen, auch wenn er, was die Ausstattung betrifft, eher minimalistisch ist.

Die Siedlung Durgerdam
Die Siedlung Durgerdam am Stadtrand von Amsterdam

Die abgeschiedene Lage des Campingplatzes bringt ein kleines Problemchen mit sich: Wie komme ich in die Innenstadt? Wir beantworteten uns diese Frage ganz einfach damit, dass wir unsere Fahrräder dabei hatten, und jeden Tag auf gut ausgebauten Radwegen ungewöhnlich schnell und unkompliziert in die Innenstadt Amsterdams gelangten. Dies ist die einfachste und bequemste Art in ganz Amsterdam unterwegs zu sein. Nicht umsonst gilt Amsterdam als eine der radelfreundlichsten Hauptstädte der Welt.

Unsere Drahtesel in Amsterdam
Fahrräder gehören einfach zum Stadtbild Amsterdams

Das Zentrum, der Grachtengürtel und das Anne-Frank-Haus

Wir ließen uns bei unserem dreitägigen Besuch von dieser wirklich zauberhaften Stadt treiben, planten wenig und genossen dafür umso mehr die Atmosphäre dieser bunten und junggebliebenen Metropole. Zentrale Anlaufstelle wurde für uns der Bloemenmarkt, der am inneren Rand des historischen Grachtengürtels liegt. Von hier aus sind die beliebten Shoppingmeilen der Stadt sowie das wunderschöne Grachtenviertel am besten erreichbar.

Keine andere Blume prägt die Niederlande und Amsterdam so sehr wie die Tulpe
Die Rückansicht des Bloemenmarktes
Die zahlreichen Kanäle brachten Amsterdam einst den Namen „Venedig des Nordens“ ein.
Die Kanäle wie auch die Holländerbrücken selbst sind eine Augenweide

Amsterdam ist eine sehr lebendige, freie Stadt, die es schafft viele Kulturen zu vereinen und gleichzeitig den weltoffenen Charme der Niederländer mit ihrer ganz eigenen Kultur und ihren Traditionen zu wahren. In der Stadt verstreut gibt es immer zahlreiche Wochen-, Antiquitäts- oder Flohmärkte, auf denen Güter aus aller Welt angeboten werden, aber auch landestypische Waren wie den bekannten holländischen Käse und ….na ja, auch Waren, die eben typisch für Amsterdam sind.

Käse aus Holland ist in Amsterdam allgegenwärtig ……
und diese „Köstlichkeiten“ natürlich ebenfalls.

Der bekannteste und größte Wochenmarkt Amsterdams ist der Albert Cuyp Markt im multikulturellen Viertel De Pijp. Er gilt als größter Wochenmarkt Europas. Bestätigen können wir das natürlich nicht, fanden den Markt, der ein wenig außerhalb des Stadtkerns liegt, jedoch sehr spannend.

Das Anne-Frank-Haus

Ebenfalls am Rande des Grachtengürtels liegt das wohl berühmteste Gebäude Amsterdams, das Anne Frank HausHier lebte Anne Frank mit ihrer Familie über zwei Jahre lang in einem versteckten Hinterhaus und schrieb dort ihre berühmten Tagebücher. Nach dem Krieg wurde das Haus mit den umliegenden Gebäuden zu einem Museum umfunktioniert, wobei die alten Räumlichkeiten der Familie Frank weitgehend erhalten geblieben sind. Das Museum zeigt neben den original verbliebenen Räumlichkeiten die Tagebücher der Anne Frank in diversen Ausstellungen. In dem Gebäudekomplex befindet sind des Weiteren ein Buchladen und ein Café.

Das Anne-Frank-Haus ist die meistbesuchte Touristenattraktionen Amsterdams. Mittlerweile besuchen über eine Million Menschen jährlich das Museum. Spontan Eintrittskarten zu bekommen ist daher so gut wie ausgeschlossen, was für unseren Amsterdam Spontanbesuch natürlich bedeutete, dass wir das Anne-Frank-Haus nur von außen betrachten konnten. Tickets sind ausschließlich über das Internet erhältlich, die in der Regel schnell ausverkauft sind. Über das Buchungssystem informiert die sehr gut virtuelle gestaltete Internetseite des Anne-Frank-Museums.

Das Museumsviertel und der Vondelpark

Im Museumkwartier im südlichen Amsterdam findet man zahlreiche Museen

Südlich des Grachtengürtels schließt sich das Museumsviertel (Museumkwartier) an, in dem die meisten Museen Amsterdams angesiedelt sind. Dazu gehören unter anderem das Reichsmuseum, das Van Gogh Museum, Diamantenmuseum, das Stedelijk Museum für moderne Kunst & Design sowie das Moco Museum, das ebenfalls moderne Kunst zeigt. Alles keine wirklichen Sehenswürdigkeiten für Kinder, jedoch mit Jugendlichen kann man das ein oder andere Museum durchaus besuchen. Wir, als alte Museumsmuffel, entschieden uns für das Reichsmuseum und hatten wider erwarten ein paar richtig lustige und schöne Stunden.

Das Reichsmuseum
Das Van Gogh Museum und im Hintergrund das Opernhaus Amsterdams

Wenige Gehminuten hinter dem Museumsviertel (Museumkwartier) Richtung Süden schließt sich der große Stadtpark Vondelpark an. Hier kann man es sich mit Kindern so richtig gut gehen und den Trubel der Stadt hinter sich lassen. Den großzügig angelegten Park durchziehen mehrere kleine Seen und Kanäle auf denen viele Enten und andere tierische Bewohner zuhause sind. Über das Gelände verstreut findet man hier immer wieder Spielgeräte für die Kleinen und sogar ein flaches Plansch- und Badebecken für Kinder. Zum Verweilen und Entspannen genau der richtige Ort.

Der Vondelpark im Südwesten Amsterdams

Das Nemo Science Museum am Hafen

Beständig schön ist das Wetter in Amsterdam auch im Hochsommer nicht. Am nächsten Tag regnet es leider häufiger, doch wir wissen dennoch unsere Zeit sinnvoll zu nutzen. Wir besuchen das Nemo Science Museum, welches im Amsterdamer Zentrum direkt am Hafen liegt. Alleine schon die Architektur des Gebäudes ist ein Hingucker. Von der Dachterrasse aus (mit Cafè) genießt man einen herrlichen Blick über den Hafen und das Zentrum Amsterdams. Bei schönem Wetter lässt es sich sehr gut mit Kindern hier länger aushalten, da selbst im Außengelände zahlreiche Spielobjekte – viele mit dem Element Wasser – zum Erkunden und Spielen zur Verfügung stehen.

Dachterrasse des Nemo Museums

Das Nemo Science Museum ist für uns die Attraktion für Kinder in Amsterdam. Selten findet man ein Museum, das so unglaublich vielseitig und für Kinder aller Altersstufen geeignet ist. Zahlreiche naturwissenschaftliche Phänomene werden beleuchtet und für Kinder jeden Alters erlebbar gemacht. Die Themenbereiche reichen von der Physik über die Chemie, der Mathematik, der Biologie bis hin zur Geschichte und sogar Psychologie und Sozialkunde. Über drei Stockwerke verteilt bietet das Museum zahlreiche Ausstellungen, Spiel- und Experimentiertische für Kinder (und selbstverständlich auch Erwachsene), die sicherlich keine Langeweile aufkommen lassen. Wir haben den ganzen Tag im Museum verbracht und konnten selbst hierbei nicht alles ausführlich erkunden und sehen was das Museum alles zu bieten hat. Als einziger kleiner Nachteil ist anzumerken, dass bei einigen Ausstellungen und Spielen sehr gute Englischkenntnisse Voraussetzung sind, da es im gesamten Museum keine Deutsche Sprachauswahl gibt. Mit einem ausreichend guten Englisch jedoch lassen sich die meisten Spiele gut verstehen und spielen. Wir finden – ein ganz großer Tipp für Familien mit Kindern und Jugendlichen! Nemo Science MuseumNemo Science MuseumNemo Science MuseumDrei Tage vergehen sooo unglaublich schnell und immer bleibt eines zurück – Sehenswürdigkeiten, die man noch nicht gesehen hat. Für uns waren das der Zoo, an dem wir zwar jeden Tag vorbei gefahren sind, ihn aber aus Zeitgründen nicht besuchen konnten und die Kinderbücherei in der Stadt-Bibliothek Openbare, welche uns vor der Reise als sehenswert beschrieben wurde. Zweiteres liegt in unmittelbarer Umgebung zum Nemo Science Museum und bietet sich für einen Besuch an regnerischen Tagen ebenfalls an. Dies und vieles andere mehr sind ein wirklich triftiger Grund einmal wieder nach Amsterdam zu kommen. Und das finde nicht nur ich, sondern auch meine Tochter. 🙂

Hat dir der Reisebericht gefallen? Kennst du noch weitere Sehenswürdigkeiten in Amsterdam? Dann freuen wir uns über einen Kommentar von dir!

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1 Kommentar zu „Städtereisen mit Kindern und Jugendlichen – unsere Tipps für einen Kurzbesuch in Amsterdam“

  1. Hallo Christine,
    unsere Kinder waren auch begeistert vom Van Gogh Museum. Und wir sind keine Kunstversierten, wirklich eindrücklich….
    Was wir alle äußerst interessant fanden, waren Fährfahrten ins Viertel Van der Pekbuurt. Hier gibt es einen Markttag mit Vielvölkergemisch und viele Hausboote, schön zum Durchtingeln, Kleinigkeiten zum Essen definitiv günstiger, als auf der Zentrumsseite.
    Eine Fährfahrt zur Anlegestelle NDSM (ehemaliges Werftgelände) gibt Einblicke in die industrielle Seite Amsterdams. Ein ehemaliges Werftgelände wird zur Streetart-Meile, gemischt mit stillgelegten Schrottbooten (u.a. ein U-Boot), skurril, beeindruckend eine Hauswand mit Anne-Frank-Motiv.
    Amsterdam ist definitv eine Reise wert.

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