Die größte Stadt Neuseelands, Auckland, ist für viele Reisende der Start- und Endpunkt ihrer Neuseelandreise. So beginnen auch wir unsere dreimonatige Tour durch Neuseeland auf der Nordinsel in der modernen und multikulturellen Metropole Auckland, die mit ihren zahlreichen Yachthäfen auch „City of Sails“ genannt wird.
Vom 328 Meter hohen Sky Tower hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt und den Hauraki Golf des Pazifischen Ozeans (Vorausgesetzt das Wetter meint es gut mit einem.) Wir haben allerdings weniger Glück bei unserem Besuch. Die Bucht mitsamt der Stadt verstecken sich teilweise unter dichten Regendecken, die glücklicherweise schnell weiterziehen und wir so immer wieder einen kurzen Blick über Auckland und das Umland erhaschen können.
Neben einem begehbaren Glasboden und einem Restaurant, welches sich um seine eigene Achse dreht, beherbergt der Sky Tower noch eine weitere Attraktion: Base-Jump von der höchsten Beobachtungsplattform aus. Es ist eine Sonderform des Bungee Jumpings, bei dem der Springer durch ein Drahtseil geführt und gebremst wird. Dieses kribbelnde Vergnügen der furchtlosen Springer können die Besucher im Tower hautnah verfolgen, da der Springer auf Höhe der Besucherplattform automatisch abgebremst wird.
Die nördliche Spitze der Nordinsel Neuseelands wird „Northland“ genannt. Die nördlichste Verwaltungsregion der beiden Inseln wird wiederum in drei weitere Verwaltungsdistrikte unterteilt. Das „Northland“ gilt als wärmste Region des Landes und wird geografisch wie klimatisch den Subtropen zugeordnet. Die Neuseeländer nennen diese Region, die keinen Frost kennt „The winterless north“.
Von Auckland aus starten wir gen Norden. Zwei Hauptstraßen ziehen durch hügeliges Terrain an der West- sowie Ostküste vorbei. Wir halten uns zunächst an die östliche Küstenregion und steuern die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts Whangarei an. Auf dem Weg dorthin begleitet uns immer wieder das Meer mit wunderschönen einsamen Stränden, die zu mehreren Pausen geradezu einladen.
Die wenigen Städte und Dörfer der Region sind mal langweilig mal schön anzusehen. In der Ortschaft Kawakawa leben viele Künstler, was sich in einer lebendigen Architektur wiederspiegelt. Der berühmte Maler und Architekt Hundertwasser hat hier viele Jahre inkognito gelebt und der Stadt als Dank dafür eine öffentliche Toilette, im Stil seiner markanten Architektur, vermacht.
Die Gegend um die Stadt Whangarei, mit dem gleichnamigen Distrikt, unterliegt noch stark dem Einfluss der Maori, die hier in großer Zahl leben. Durch eine hohe Arbeitslosigkeit junger Menschen, die vor allem den Volksstamm der Maori trifft, wurden wir schon in Auckland auf die hiesige Gefahr von Diebstählen hingewiesen. Wir bleiben daher wachsam und lassen keine Wertgegenstände sichtbar liegend im Wagen zurück. Im Nordland trifft man noch häufig auf die typische Architektur der Ureinwohner, die mit ihren reichen, indianisch anmutenden,Verzierungen immer wieder wunderschön anzusehen ist.
Entlang der Ostküste schlängelt sich die Straße schier endlos Richtung Norden. Am Fuße des längsten Strandes Neuseelands, dem „Ninety Mile Beach„, schlagen wir unser nächstes Lager auf. Der 90 Kilometer lange und sehr breite Sandstrand kann aufgrund seiner festen Beschaffenheit mit dem PKW befahren werden. Dies ist jedoch nur auf einer bestimmten Strecke für öffentliche Fahrzeuge erlaubt. Über den Strand ans Cape gelangt man allerdings nur mit einer geführten Bustour, da das letzte Stück durch ein Naturreservat führt, wofür man eine spezielle Fahrgenehmigung benötigt. Am Abend des Ankunftstages erkunden wir den südlichen Zipfel dieses endlosen Strandes, der sich im Horizont verliert.
Für die Erkundung des Nordkaps Neuseelands melden wir uns bei einer geführten Bustour an. Das straffe Tagesprogramm des Veranstalters lässt dem Touristen leider kaum Luft zum entspannten Erkunden und Entdecken. Im Nachhinein wären wir lieber alleine losgezogen, jedoch die Möglichkeit des Sandboardens mit Bob-Schlitten in den mächtigen Sandhügeln am nördlichen Ende des Ninety Mile Beach ist einfach zu verlockend.
An der nördlichsten Spitze Neuseelands, dem Cape Reinga, treffen die Tasmanische See von Westen und der Pazifische Ozean von Osten kommend aufeinander. Für die Maori ist dies ein magischer Ort, da sie glauben, dass hier die Seelen ihrer Verstorbenen in die Unterwelt hinabsteigen und sich auf die Reise in ihre Urheimat Hawaiki begeben. Für jeden Neuseelandreisenden ist das Cape Reinga auf jeden Fall eine Reise wert. Zum einen, weil man sehr schön beobachten kann, wie die beiden Meere sich begegnen und miteinander vereinen, und zum anderen, weil ein Wegweiser am Leuchtturm des Cap Reingas einem die Entfernungen zu bekannten Weltstädten angibt. Damit wird einem erst deutlich bewusst, wie unendlich weit man von zuhause entfernt steht.
Wir verbringen im nördlichen Teil des Nordlandes mehr Tage als wir eigentlich für diese Etappe vorgesehen haben. Die Strände und das Wetter sind viel zu schön zum weiterziehen. Die Kleinen erleben hier täglich eine grenzenlose Freiheit, die sie zu ausgelassenen und unbeschwert in den Tag hineinlebenden Kindern macht. Selbst die Erwachsenen lassen sich von dieser Lebensfreude anstecken. Es ist einfach zu schön um wahr zu sein!
Irgendwann müssen wir dann doch wieder Richtung Süden weiterziehen. Unser nächstes Ziel ist das größte zusammenhängende Kauri-Gebiet Neuseelands, der Waipoua Forest Sanctuary.
Wir nächtigen direkt im Nationalpark auf einem DOC (Departement of Conversation) Campingplatz mitten im Urwald. Der Platz ist (wie alle DOC Plätze) einfach aber wunderschön gelegen. Es stehen sogar – eher untypisch für staatliche Campingplätze – Hütten zur Verfügung. Vielleicht könnte es daran liegen, dass man sich hier in einem Gebiet befindet, in dem es vor Sanflies nur so wimmelt. Trotz der Schönheit und Ursprünglichkeit des Urwaldes, hält man es ohne Mückenschutz nicht lange draußen aus.
Trotz der lästigen Nachbarn bleiben wir einen Tag und unternehmen eine Tageswanderung zu den Baumgiganten des letzten noch verbliebenen, ursprünglichen Kauriwaldes der Erde.
Man muss jedoch noch nicht einmal in den Urwald, um die mächtigen Baumriesen zu sehen. Manche – allerdings kleinere Exemplare – stehen direkt am Straßenrand.
An der Mündung des Wairoa Rivers sehen wir zum ersten Mal Gewächse, die man eher in wärmeren äquatorialen Regionen der Erde vermutet – Mangroven.
Das Nordland präsentierte sich uns in einer Artenvielfalt an Pflanzen, wie man sie in dieser vielfältigen Form kaum mehr in den anderen Gegenden der Nordinsel findet. Dennoch ist auch hier im Nordland die Zerstörung der ursprünglichen Natur über weite Teile der Landesfläche unübersehbar. Schade eigentlich!
Die Reise durch Neuseeland hat gerade erst begonnen. Begleite uns weiter auf die Coromandel Peninsula.
Weitere Geschichten und Informationen über das Land der langen weißen Wolke findet ihr in meinem Reisehandbuch „Mit Kindern die Welt entdecken“.
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