Zur Vereinfachung kürze ich hin und wieder den Höga Kustenleden mit HKL ab!
Altersempfehlung (beim Wandern mit Kindern)
Der Höga Kustenleden ist aus unserer Sicht ein mittelschwerer Fernwanderweg, der auch mit trainierten Kindern gut gewandert werden kann. Eine generelle Altersempfehlung ist nicht ganz einfach, da die Etappen sehr unterschiedlich in ihrem Schwierigkeitsgrad sind.
Bei der Beurteilung, wie alt ein Kind für den HKL sein sollte, zieht man am Besten die einzelnen Etappen heran und orientiert sich am Gesamthöhenprofil der Etappen, die alle ein ständiges Auf und Ab aufweisen. Dazu sei noch erwähnt, dass alle Erhebungen des HKL nicht sehr hoch sind, der Wegeverlauf allerdings oft nicht einfach ist (viele Steine und Wurzelwerk, hin und wieder steil). Da die regionale Tourismusbehörde den Höga Kustenleden allerdings in bequemen 13 Etappen einteilt, kann er über einen längeren Zeitraum der Kondition von Kindern angepasst werden. Es sind zwar immer wieder schwierigere Passagen zu erwarten, aber es gibt auf dem gesamten HKL keine ausgeprägt gefährliche Abschnitte. Einzig sei noch zu erwähnen, dass der HKL immer wieder direkt entlang von Autostraßen führt, was beim Wandern mit Kindern Beachtung finden sollte. Aus unserer Sicht ist der Höga Kustenleden mit Kindern ab ca. 6-8 Jahren (im Rahmen der 13 Etappen) gut zu bewältigen.
Anreise zur Höga Kusten (Hohen Küste)
Die Anreise zum eigentlichen Gebiet Höga Kusten (600 km nördlich von Stockholm) geht am besten mit dem eigenen PKW (haben wir gemacht) oder Mietwagen. Des Weiteren ist eine Anreise auch mit der Bahn oder dem Flugzeug möglich, allerdings nur nach Örnsköldsvik (nördlicher Endpunkt des HKL). Die mittelgroße Stadt Örnsköldsvik verfügt über einen Bahnanschluss mit einer guten Fernverbindung nach Stockholm. Über den Regionalflughafen und seine Verbindungen nach Stockholm können wir leider keine Auskunft geben.
Anreise zum Höga Kustenleden (Süd und Nord)
Am flexibelsten gelangt man mit dem eigenen PKW (oder Mietwagen) an den südlichen Startpunkt des Höga Kustenleden. Dieser Startpunkt liegt an der Straße E 4 direkt an der Höga Kusten Brücke und nennt sich „Hornöberget“. Neben einer Touristeninformation und einem Hotelkomplex befindet sich hier ein großer Parkplatz, auf dem man (s)ein Auto während der gesamten Wanderung kostenlos parken kann. Nach der Wanderung gelangt man per Bus (Linie 50 Örnsköldsvik/Härnösand, Haltestelle Hornöberget E4) wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Erreicht man das Gebiet Höga Kusten per Bahn (oder evtl. Flugzeug) ist es sinnvoll im Norden in Örnsköldsvik mit der Wanderung zu starten. Die Rückfahrt nach Örnsköldsvik erfolgt dann ebenfalls mit der Buslinie 50, die zwischen Härnösand und Örnsköldsvik verkehrt.
Weitere Informationen über alle Linien auf der gesamten Höga Kusten erhält man unter www.dintur.se
Ausflüge (Highlights abseits des Höga Kustenleden)
Die Höga Kusten bietet dem HKL-Wanderer zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten entlang des Wanderweges, weshalb man für den HKL gerne mehr Tage als die reinen Etappentage einplanen sollte. Hervorzuheben wäre hier das Wandergebiet um den Skuleberget bei Docksta und natürlich der Skuleskogens Nationalpark, in dem allein man mehrere Tage wandern könnte.
Ausrüstung
Kleidung
Die Kleidung für eine Höga Kusten Wanderung sollte der nördlichen Region Mittelschwedens angepasst sein. Das heißt: warme und regendichte Kleidung gehören unbedingt ins Gepäck. Selbst eine Mütze und Handschuhe können im Sommer nötig sein. Dennoch kann es an der Küste Mittelschwedens im Sommer durchaus sehr warm sein. Wir hatten unsere wärmsten Tage der Reise auf dem Höga Kustenleden. Somit schadet es auch nicht eine Kappe und Sonnencreme dabeizuhaben.
Schlafsack
Nachts wird es, dank Küstennähe, auf dem Höga Kustenleden nicht sehr kalt. Dennoch sollte der Schlafsack für nördliche Breitengrade geeignet sein. Lieber ein bisschen zu warm als des nachts zu frieren, lautet meine Devise. Ein Dreijahreszeiten-Schlafsack reicht für eine Sommerwanderung auf dem Höga Kustenleden allerdings vollkommen aus.
Wanderschuhe
Die meisten Wanderer, die wir getroffen haben, trugen auf ihrer Wanderung knöchelhohe Wanderschuhe oder gar Bergstiefel. Die Skandinavier generell scheinen ihre schweren Bergstiefel zu lieben. Wir sind seit einigen Jahren auf niedrige Wanderschuhe, sogenannte trail runner, umgestiegen, und können diese auch für den Höga Kustenleden weitgehend empfehlen. Dennoch sei zu erwähnen, dass der HKL teilweise recht schwieriges Terrain bereithält, bei dem feste Bergstiefel einen Vorteil bieten können. Ich denke, es ist eine persönliche Vorliebe, ob man mit niedrigen Wanderschuhen plus Stöcken oder lieber festen Bergstiefeln schwieriges Gelände meistert.
Wanderstöcke
Wanderstöcke würde ich aufgrund des oftmals schwierigen Wegeverlaufs auf jeden Fall empfehlen. Auch kann man bei matschigem oder sumpfigem Gelände damit testen, wie tief man einsinkt oder ob sich darunter vielleicht ein trittsicherer Stein verbirgt. Daneben wird einem das ständige Auf und Ab auf dem HKL mit Stöcken erleichtert.
Zelt
Das Zelt sollte ebenfalls nordischen Gegebenheiten genügen. Starker Regen und Wind gibt es selbstverständlich auch an der Höga Kusten. Dennoch sind die Campingspots auf dem Höga Kustenleden sehr oft windgeschützt, weshalb man auf die Windstabilität nicht unbedingt einen besonderen Fokus richten muss.
Feuer
Offenes Feuer ist auf dem Höga Kustenleden in den Sommermonaten grundsätzlich verboten. An den Camps und Schutzhütten gibt es allerdings meistens feste Feuerstellen, bei denen offenes Feuer erlaubt ist.
Informationen im Internet
Der regionale Tourismusverband Höga Kusten unterhält eine Webseite bei der man über den Höga Kustenleden jede Menge Informationen erhält und Streckenpläne der einzelnen 13 Abschnitte herunterladen kann.
Es gibt auch eine weitere offizielle Internetseite des Höga Kustenleden, die ich aber wenig hilfreich für die Planung einer Tour erachte.
Der schwedische Tourismusverband unterhält ebenfalls eine Seite mit einigen Informationen über den Höga Kustenleden.
Jahreszeit
Beste Jahreszeit für eine Wanderung auf dem Höga Kustenleden ist sicherlich der Sommer. Die Hauptreisezeit für Mittelschweden sind der Juni und der Juli. Ab Mitte August ist auf dem Höga Kusten nicht mehr so viel los, was nicht heißt, dass man dann keine schönen Tage mehr an der nordischen Küste erleben kann. Gerade der beginnende Herbst ab Anfang September stelle ich mir sehr schön auf der Höga Kusten vor. Dadurch, dass es auf der gesamten Strecke Schutzhütten gibt, sind auch Wanderungen im Frühjahr und Herbst durchaus vorstellbar.
Kartenmaterial und Navigation
Über den schwedischen Tourismusverband kann man Wanderkarten und einen Wanderführer über die gesamte Höga Kusten, auch in deutscher Sprache, erwerben.
In den Wanderführer konnte ich bei einem Mitwanderer einmal hineinschnuppern und bin der Meinung, dass sich ein Kauf nicht wirklich lohnt. Viele Informationen gehen am eigentlichen Weg vorbei. Er behandelt zahlreiche unwichtige Themen, wie z.B. Flora und Fauna der Region, die einem keinen Mehrwert bieten. Wichtige Themen, wie Wasserbeschaffung unterwegs, werden dagegen nur sporadisch thematisiert.
Auch den Kauf einer Wanderkarte erachte ich nicht als sinnvoll, da man auf oben genannten Internetseiten die einzelnen Abschnitte herunterladen und ausdrucken kann. Diese enthalten viele wichtige Informationen wie Wasserquellen, Proviantnachschub oder wo sich die einzelnen Schutzhütten und Shelter befinden.
Für den Höga Kustenleden gibt es eine App (Sprache: schwedisch und englisch), die viele HKL-Wanderer, die wir getroffen haben, nutzten.
Wir haben uns die GPX-Daten über den gesamten HKL über outdooractive.com heruntergeladen. Dafür muss man sich zunächst bei der Plattform anmelden. Die GPX-Daten stimmten mit dem tatsächlichen Wanderweg erstaunlich gut überein.
Abschließend bin ich der Meinung, dass man auf dem Höga Kustenleden überhaupt keine Navigation benötigt. Der Wanderweg ist hervorragend ausgeschildert und durchgehend markiert (mit orangen Punkten auf Steinen, Bäumen und Pfeilern). Ein Verlaufen ist daher so gut wie ausgeschlossen.
Mücken / Moskitos
Skandinavien ist bekannt für seine sommerlichen Steckmückenplagen. Wir haben aus der Erfahrung des letzten Jahres in Norwegen gelernt und sind diesbezüglich gut ausgestattet den HKL gestartet. Im Nachhinein haben wir weder unsere Mückenabwehrsprays noch die Mückennetze gebraucht. Hin und wieder wurde einer von uns mal gestochen, aber nicht häufiger als zuhause. Das lag aber hauptsächlich daran, dass es in diesem Jahr auf der Höga Kusten fast keinen Regen gegeben hatte, sodass den lästigen Mücken die Brutstätten ausgegangen sind. Somit hatten wir großes Glück mit diesem trockenen Sommer. Das kann natürlich in einem feuchten Sommer ganz anders aussehen, weshalb man auf jeden Fall ein Repellent dabeihaben sollte.
Routenplanung und Etappeneinteilung
Der Höga Kustenleden wird von der örtlichen Tourismusbehörde in 13 Sektionen eingeteilt, also dreizehn Tagesetappen für eine Strecke von 128 Kilometer. Das sind für einen normalen Streckenwanderer natürlich viel zu kurze Tagesetappen. Aus unserer Sicht kann ein gut trainierter Wanderer den HKL in fünf bis sechs Tagen wandern (vorausgesetzt das Wetter spielt mit). Unsere Planung sah vor, den HKL in sechs Tagen zu gehen, was dann leider an einer Schlechtwetterfront scheiterte. Letztendlich haben wir ihn in sieben Etappen begangen. Unsere längste Etappe war 24,2 Kilometer lang und die kürzeste 8 Kilometer.
Die Etappeneinteilung ist auf dem Höga Kustenleden sehr flexibel möglich, da auf dem gesamten Wanderweg Schutzhütten, Shelter und Zeltcamps zu finden sind. Daneben gibt es ja das Jedermannsrecht (Allemansrätten) nach dem man (fast) überall sein Zelt aufstellen darf. Auch im Nationalpark Skuleskogens gibt es zahlreiche Camps.
Unterkunft/Zelten
Wie schon erwähnt gibt es auf dem Höga Kustenleden flächendeckend Zeltmöglichkeiten. Möchte man nicht 6 Tage hintereinander wildcampen, gibt es direkt an der Strecke des HKL ein paar wenige Campingplätze.
Den ersten nach Etappe 2 bei Lappudden (Lappudden Friluftcenter), den zweiten nach Etappe 3 bei Docksta (Docksta Vandrarhem och Camping Kustlada) und einen dritten am Ziel in Örnsköldsvik (nicht direkt am HKL).
Wie schon erwähnt gibt es auf dem HKL auf fast allen Etappen verteilt Schutzhütten und Shelter. Einige dieser Hütten sind nicht zum generellen Übernachten gedacht. Im Moment (Sommer 2021) wird man von den Behörden gebeten nicht auf den Hütten zu übernachten wegen der Ansteckungsgefahr (Corona). Ungeachtet dessen darf man natürlich bei einer Notsituation in diesen Hütten Schutz suchen und dort auch übernachten. Das gleiche gilt für die offenen Shelter. Des Weiteren ist es bei den meisten Schutzhütten möglich sein Zelt in der näheren Umgebung aufzustellen und die Hütte zumindest zum Aufwärmen und Essen zu nutzen.
Es gibt auch zwei Hüttencamps mit mehreren Schutzhütten, die neben Trockentoiletten auch Trinkwasser in der näheren Umgebung haben. (Diese sind nach Etappe 1 und etwa in der Mitte bei Etappe 3)
Verpflegung unterwegs
Proviantnachschub gibt es auf dem Höga Kustenleden nicht nach jeder Etappe, weshalb man für mindestens drei Tage sein Essen dabeihaben sollte. Nachschubmöglichkeiten in Form von Supermärkten gibt es auf der Etappe 3 in der Gemeinde Ullanger (Coop), auf der Etappe 4 in Docksta (ICA) und auf der Etappe 5 in der Ortschaft Köpmansholmen (nochmal ein Coop). Daneben gibt es in den genannten Gemeinden auch Restaurants (auch am Campingplatz in Docksta).
Wasserversorgung auf dem Höga Kusten
Die Wasserversorgung auf dem Höga Kustenleden wurde bei meinen vorab getätigten Internetrecherchen als schwierig bezeichnet, was ich nach der Wanderung so nicht bestätigen kann. Lediglich auf den ersten beiden Etappen bis zum Campingplatz Lappudden ist es tagsüber schwierig Wasser zu finden. Am ersten Camp (Ende Etappe 1) gibt es auch Wasser in Form einer Art „Quell-Brunnen“, welches man zum Kochen auf jeden Fall nutzen kann. An unseren ersten beiden Wandertagen (es war sehr heiß) haben wir freundliche Schweden gefunden, die uns unsere Flaschen mit Trinkwasser gefüllt haben. Hin und wieder findet man Schilder an Privatgrundstücken mit der Aufschrift „Vatten“. Dort kann man auf jeden Fall nach Trinkwasser fragen. Ab Etappe 3 ist die Trinkwasserversorgung überhaupt kein Problem mehr. Selbst im Skuloskogens Nationalpark findet man Quellen, Bäche und zahlreiche Seen, an denen man Wasser auffüllen kann. Aus unserer Sicht braucht man auf dem HKL keinen Wasserfilter, da die Bäche und Quellen aus unserer Sicht save sind. Lediglich bei den Seen sollten man das Wasser abkochen oder evtl. mit Tabletten behandeln.
Das Beste kommt zum Schluss:
Für alle Informationen auf diesen Seiten habe ich viel Mühe und Zeit investiert, um sie jedem zur Verfügung zu stellen, der den Höga Kustenleden wandern möchte. Da alle diese Informationen aus ersten Hand sind und ich persönlich keinerlei finanziellen, oder sonstigen, Vorteil davon habe, freue ich mich besonders über ein Feedback von dir in Form eines Kommentars zu dieser Seite als kleines Dankeschön.
Wir wünschen euch eine schöne Wanderung auf der Höga Kusten.
Hallo Christine,
normalerweise gehöre ich nicht zu den Menschen, die alles kommentieren müssen. Aber in diesem Fall möchte ich dir nur kurz die Rückmeldung geben, dass ich deinen Artikel sehr hilfreich finde, um einen Überblick über die Begehung des HKL zu bekommen. Meine Freundin und ich sind noch unerfahren in Mehrtageswanderungen mit Zelt. Aber in einem Monat möchten wir auch den HKL erkunden. Daher finde ich es sehr beruhigend, dass es regelmäßig Stellen gibt, an denen man sein Wasser auffüllen etc.
Vielen Dank für deine Arbeit, die in diesen Artikel geflossen ist!
Hallo Sam,
vielen Dank für deinen Kommentar, der geht ja runter wie Öl. 😉
Es freut mich immer riesig, wenn meine Berichte anderen Helfen und ich ein Feedback für meine Arbeit (eigentlich Hobby) bekomme.
Ich wünsche euch eine wunderschöne Reise nach Schweden und eine tolle Wanderung auf dem HKL.