Fernwanderwege in Deutschland – auf der (historischen) Birkenhainer (Land-)Straße durch den Spessart

Die Geschichte der historischen Birkenhainer (Land-)Straße

Die Birkenhainer Straße, oder Birkenhainer Landstraße, wie sie im Zusammenhang mit ihrer historischen Bedeutung häufig genannt wird, war eine bedeutende Handelsstraße des frühen Mittelalters und Teilstück einer Heer- und Handelsstraße, die von Amsterdam nach Wien führte. Sie galt als „Autobahn des Mittelalters“. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Birkenhainer Straße gehen sogar bis in das Jahr 810 n.Chr. zurück. Verschiedene Ausgrabungen entlang der Birkenhainer Straße lassen zudem vermuten, dass dieser Weg durch den Spessart bereits im zweiten Jahrtausend v.Chr. benutzt wurde. Auch die Römer nutzten die Birkenhainer Land-Straße auf ihren Feldzügen nach Osten.

Der Name „Birkenhainer Straße“ rührt aller Wahrscheinlichkeit nach von den Birken her, die diesen Weg einst in hoher Zahl säumten und auch heute noch entlang des Weges sehr präsent sind. Bekannt ist die historische Birkenhainer Land-Straße auch durch die Geschichte der Spessarträuber, welche im Mittelalter diese Straße mit ihren zahlreichen Überfällen auf Handelstransporte unsicher machten. Dennoch wurde der Höhenweg, Birkenhainer Land-Straße, rege genutzt, da man hierbei den Spessart ohne große Höhenunterschiede passieren konnte und einen Umweg über das Mainviereck, welcher mit hohen Zöllen verbunden war, vermied.

Zahlreiche Birkenhaine säumen die Birkenhainer Land-Straße

Der heutige Fernwanderweg Birkenhainer Straße

Der heutige Fernwanderweg Birkenhainer Straße führt zwar entlang der historischen Birkenhainer Land-Straße, ist aber auf vielen Abschnitten nicht deckungsgleich mit der historischen Handelsstraße. Zahlreiche Abschnitte der einst bedeutsamen Straße wurden zu Forstwegen umgewandelt, andere holte sich mit den Jahrhunderten der Wald zurück. Dennoch führt der heutige Fernwanderweg auf einigen Abschnitten direkt auf der noch teilweise erhaltenen historischen Route durch den Spessart. Daneben belegen zahlreiche Ausgrabungen und Funde entlang des Wanderweges die Existenz der historischen Straße.

Teilstücke der echten historischen Landstraße sind meist als Hohlwege zu erkennen.

Der Fernwanderweg Birkenhainer Straße führt über 71 Kilometer quer durch den Spessart von Gemünden am Main (in Unterfranken) nach Hanau bei Frankfurt. Er ist ein klassischer Höhenweg entlang von Bergrücken ohne beschwerliche Auf und Abs. Der Weg verläuft zu einem großen Teil entlang der hessisch-bayerischen Landesgrenze, weshalb viele historische Grenzsteine entlang der Wanderstrecke zu sehen sind. Direkte Berührung mit Siedlungen und Dörfer gibt es auf dem Wanderweg so gut wie keine. Für Übernachtung und Verpflegung muss man den Fernwanderweg verlassen. Der Fernwanderweg Birkenhainer Straße wird vom Spessartbund betreut und ist mit einem schwarzen „B“ auf weißem Grund gekennzeichnet. Aufgrund der guten Befahrbarkeit der Strecke wird die Birkenhainer Straße auch gerne als Mountainbike-Strecke genutzt.

Kennzeichnung auf der Birkenhainer Straße

Anreise und Übernachten auf dem Fernwanderweg Birkenhainer Straße

Der Spessart, und somit der Fernwanderweg Birkenhainer Straße, ist sehr gut per Bahn sowie mit dem Auto erreichbar. Mit der Bahn gelangt man bequem über die Hauptverkehrsstrecke der Regionalbahn Main-Spessart Express, die Würzburg mit Frankfurt verbindet, an den Ausgangspunkt des Fernwanderwegs nach Gemünden am Main sowie an den Endpunkt nach Hanau (oder umgekehrt). Mit dem Auto erreicht man den Ausgangspunkt im Osten (Gemünden) über die A 3 und im Westen (Hanau) über die A 3 bzw. A 45.

Der Fernwanderweg von ca. 70 Kilometern kann gut in drei Tagen gewandert werden, da er keine anspruchsvollen Etappen bereithält. Möchte man sich allerdings Zeit für die historischen Stätten entlang des Weges nehmen, empfiehlt es sich den Wanderweg in vier Tagen zu laufen. Wie schon erwähnt führt der Wanderweg ausschließlich durch den Spessartwald ohne dabei Dörfer und Siedlungen zu berühren (Ausnahme: Geiselbach), weshalb sich die einzelnen Etappen durch Verlassen des Weges immer um einige Kilometer verlängern.

Selten sieht man Orte entlang des Weges, wie hier bei Flörsbach

Übernachtungsmöglichkeiten nach Kilometern auf der Birkenhainer Straße

in Form von Hotels, Gästehäusern oder Pensionen (Der Weg zur Ortschaft und zurück ist hier nicht berücksichtigt!)
Laufrichtung von Ost (Gemünden) nach West (Hanau)
nach km 15Ruppertshütten oder Rengersbrunn
nach km 23Lohrhaupten
nach km 31Flörsbach
nach km 34Wiesen
nach km 48Huckelheim bzw. Westerngrund
nach km 51Geiselbach bzw. Omersbach
nach km 55 Freigericht/Neuses
nach km 63 Alzenau

Bei einer 3-tägigen Tour empfiehlt sich eine Übernachtung in Lohrhaupten und Geiselbach bzw. Omersbach (eine einzige Übernachtungsmöglichkeit!)

Für die Robusten unter euch habe ich einen kleinen Hinweis: Es ist durchaus möglich den Fernwanderweg Birkenhainer Straße komplett ohne Übernachtung in einer Unterkunft zu bewandern. Es gibt mehrere Schutzhütten entlang des Weges (kurz vor der Bayerischen Schanz, am Dr. Khin Platz bei Wiesen, eine Campmöglichkeit am Wiesbüttsee und 2 weitere Schutzhütten zwischen Geiselbach und Hanau). Wer die gesetzlichen Regeln des Biwakieren einhält, sollte keine Schwierigkeiten haben die Birkenhainer Straße ganz ohne Kontakt zur Zivilisation zu laufen. 🙂 

Auf diesem Höhenzug bei Westerngrund führt die Birkenhainer Straße nach Westen

Die Birkenhainer Straße in drei Etappen

Wir sind die Birkenhainer Straße von Gemünden nach Hanau gewandert, weshalb ich sie auch in dieser Laufrichtung beschreiben möchte. Im Prinzip macht es keinen Unterschied wo man die Birkenhainer Straße beginnt, da man bei beiden Richtungen zunächst die Höhe erreichen muss. Über Gemünden ist der Anstieg jedoch etwas gemächlicher.

Tiefe verwunschene Wälder prägen die Birkenhainer Straße

1. Etappe von Gemünden nach Lohrhaupten 23 km

Die Birkenhainer Straße beginnt am Ortsausgang der Drei-Flüsse-Stadt Gemünden am Main. Zunächst überquert man den Einmalberg und gelangt zügig an das ehemalige Zollhaus am Zollberg. Hier haben wir unsere Wanderung begonnen (es gibt einen Wanderparkplatz). Die Birkenhainer Straße steigt zunächst auf eine Höhe von 400 hm kontinuierlich an. Den anfänglichen Forstweg verlässt man schon nach 2 Kilometern. Der nun folgende Abschnitt führt tief in den Spessartwald hinein. Hier befindet man sich nun sehr häufig auf der historischen Route der Birkenhainer Straße, meist zu erkennen an Hohlwegen. Historische Grenzsteine und christliche Symbole aus längst vergangenen Zeiten säumen den Weg. Nach ca. 7 Kilometern erreicht man die Ausgrabungsstätte Kloster Einsiedel, eine bedeutende Klosteranlage aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. Nach weiteren 5 Kilometern erreicht man die Waldgaststätte Bayrische Schanz am Schanzkopf.

Dieser 12 Kilometer lange Abschnitt bis zur Bayrischen Schanz beinhaltet den höchsten Anteil an Wegen, die direkt auf der originalen Route der Birkenhainer Land-Straße führen.

Die Ausgrabungsstätte Kloster Einsiedel

Weiter führt der Weg auf dem Höhenzug über die Hermannskoppe und den Seekopf bis nach Lohrhaupten. Dieser Abschnitt wird am Ende mit einem wunderschönen Ausblick über den fränkischen Spessartwald belohnt. Die Strecke ins Tal nach Lohrhaupten beträgt 2 Kilometer. Gaststätten, ein Hotel und Ferienwohnungen sind vorhanden.

Der Weg zurück in die Zivilisation bei Lohrhaupten

2. Etappe von Lohrhaupten nach Geiselbach/Omersbach 27 km

Von Lohrhaupten führt die Birkenhainer Straße über die Flörsbacher Höhe nördlich an der Siedlung Flörsbach vorbei (Einkehrmöglichkeiten). Hier gibt es immer wieder schöne Ausblicke ins Tal. Nach Flörsbach führt die Birkenhainer Straße wieder in den Wald hinein bis zum Wiesbüttsee (Campingplatz). Dieser Abschnitt ist gekennzeichnet durch ein ständiges, jedoch mäßig ausgeprägtes, Auf und Ab. Über den Hühnerberg gelangt man nach weiteren 3 Kilometern zum Dr. Khin Platz (mit Schutzhütte). Die Birkenhainer Straße führt auf dieser Etappe häufig über Forstwege, und nur noch selten in den dichten Wald hinein. Mehrere Bergrücken werden gequert. Am Franzosenkopf stimmte meine Navigation nicht mit der Beschilderung des Weges überein, was mir im Übrigen schon auf mehreren kleinen Abschnitten passiert ist. Wir folgten der Navigation meiner App und stießen nach wenigen Metern wieder auf die Beschilderung der Birkenhainer Straße. Bei Huckelheim/Westerngrund verlässt die Birkenhainer Straße ihre durchschnittliche Höhe von 400+ hm und kreuzt die Landstraße nach Alzenau. Über den Vorderen Gleisberg und Kreuzberg gelangt man nach Geiselbach. In Geiselbach selbst gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Die nächstgelegene liegt im Ort Omersbach oder alternativ vor Geiselbach im Westerngrund (Grosskahl/Grosslaudenbach) etwas abseits des Weges.

Und immer wieder dichter Spessartwald in dem einst die Spessarträuber hausten

3. Etappe von Geiselbach nach Hanau/Bahnhof 24 km

Über Geiselbach hinaus führt die Birkenhainer Straße noch einige wenige Kilometer über den Höhenzug des Spessarts. Hinter Geiselbach kann man wieder die historische Handelsstraße erkennen. Der Fernwanderweg Birkenhainer Straße führt hier exakt entlang der ehemaligen Landesgrenze zwischen dem damaligen Königreich Bayern und dem Königreich Preußen, gut zu erkennen an den historischen steinernen Grenzmarkierungen. Hinter Geiselbach genießt man noch einmal einen wunderschönen Blick in den hessischen Spessart hinein. Man kommt nach einem Kilometer an einer Gaststätte vorbei, bevor die Birkenhainer Straße abermals in den Spessartwald hinein führt. Hier verlässt die Birkenhainer Straße ihre kontinuierliche Höhe von ca. 400 m, quert zwischen den Ortschaften Albstadt und Neuses die Staatsstraße 3339, um anschließend zunächst über Feld- und Forstwege in den letzten Waldabschnitt vor Hanau zu führen. Über zwei letzte gemäßigte Hügel führt uns die Birkenhainer Straße wieder identisch mit der bayerisch-hessischen Landesgrenze und trägt hier sogar den Beinamen „Grenzsteinweg“, unschwer zu erkennen an den zahlreichen Grenzmarkierungen, die man hier in regelmäßigen Abständen passiert. Mit dem Grenzsteinweg führt die Birkenhainer Straße nur noch straight berab, überquert die Autobahn 45 und endet in Hanau zwischen den Stadtteilen Wolfgang und Grossauheim. Über die Auheimer Straße erreicht man den Hauptbahnhof Hanau und hat ab Geiselbach 24 Kilometer zurückgelegt.

Die historische Birkenhainer Straße bei Geiselbach

Das Fazit zur historischen Birkenhainer (Land-)Straße

Der Fernwanderweg Birkenhainer Straße ist eine leicht zu wandernde Fernwanderung ohne große sportliche Herausforderungen, womit sie für Familien mit Kindern sehr gut geeignet ist. Auch weniger trainierte Wanderer können diesen einfachen Wanderweg genießen. Der historische Höhenweg durch den Spessart beinhaltet keine schwierigen Passagen oder anstrengende Auf- und Abstiege. Der größte Teil des Weges verläuft auf gut begehbaren Wegen durch dichten Spessartwald, nur ab und zu unterbrochen von Lichtungen, die einen freien Blick über die schönen Spessarthöhen zulassen. Wie schon erwähnt gibt es auf der über 70 Kilometer langen Strecke so gut wie keine Berührungspunkte zu Siedlungen, weshalb man für etwaige Verpflegung und Übernachtung den Fernwanderweg verlassen muss. Somit ist die Birkenhainer Straße ein Fernwanderweg, der sich überraschend weit von der Zivilisation entfernt – und das mitten in Deutschland. Man wandert meist tief in die Wälder hinein und trifft eher auf Waldbewohner als auf Menschen. Aus unserer Sicht ist die Birkenhainer Straße ein Fernwanderweg, der zwar keine großen landschaftlichen Highlights bietet, aber ein sichtbar historischer Weg ist, bei dem man in tiefer Verbundenheit mit der Natur zu sich selbst kommen kann. Also, wir würden ihn wieder gehen!

Letzter Weitblick in den hessischen Spessart

Hat dir unsere Wanderempfehlung gefallen? Dann würden wir uns über einen Kommentar von dir freuen!

← zurück zu Wandern und Fernwandern

weitere schöne Wanderungen findest du auf unserer interaktiven Karte →

2 Kommentare zu „Fernwanderwege in Deutschland – auf der (historischen) Birkenhainer (Land-)Straße durch den Spessart“

  1. Hallo Christine,
    beide beschriebenen Wege sind bei mir fast um die Ecke. Daran liegt es wahrcsheinlich, dass ich sie gar nicht auf dem Schirm hatte! 🙂 Danke für die Anregung; ich habe mir außerdem eure interaktive Karte gleich mal in meiner Ideensammlung abgelegt.

    Kennst du denn den Spessartbogen? Der ist auch absolut zu empfehlen! (Auf meinem Blog findest du was darüber bei Interesse.) Denn warum in die Ferne schweifen…

    Ich bin gerade wieder im Reisefieber, aber suche mit einer Einschränkung: Das Wandern muss mit zwei Kleinkindern funktionieren, daher müssen die Wege für einen Thule Doppelsitzer befahrbar sein. Ist ja im Grunde ein sehr geländegängiger Kinderwagen – den man zur Not auch mal tragen/heben kann, wenn man zweimal läuft… Welcher der von dir beschriebenen Wanderwege würde diese Bedingung erfüllen? Vielleicht hast du einen Tipp!

    Liebe Grüße
    Franziska von KeineWeltreise

    1. Hallo Franziska,

      sorry, dass ich mich so spät melde. Wir sind seit gestern erst aus dem Urlaub zurück.
      Es freut mich sehr, dass unsere Wandertouren dich inspirieren, und du hast völlig Recht, dass man nicht immer in die Ferne schweifen muss um Abenteuer mit der Familie zu erleben, gerade wenn sie noch so klein sind. Die Birkenhainer Landstraße ist bis auf wenige Ausnahmen auch mit einem Kinderwagen zu bewältigen, vorausgesetzt er ist wirklich geländegängig. Meist führt der Weg über gut begehbare Schotterwege oder Hohlwege. Ganz selten geht es direkt in den Wald hinein, also in unwegsameres Gelände, und wenn doch, kann man diese Stellen gut auf Schotterwegen umgehen. Anders sieht es bei dem Mainwanderweg aus. Er verläuft zwar ebenfalls durch den Spessart führt aber hin und wieder auf schmalen Waldwegen. Diese sind zwar ebenfalls selten, aber dennoch häufiger als auf der Birkenhainer Landstraße. Der Spessartweg 1 ist wunderschön, was jedoch auch daran liegt, dass der Wanderweg häufig in den Wald führt, das heißt, der Weg wird schmal, vielleicht zu schmal für einen Kinderanhänger. Dies ist vor allem auf dem Abschnitt zwischen Bischborner Hof und Lohr der Fall.
      Den Spessartbogen kenne ich zwar, bin ihn aber noch nicht gelaufen. Da werde ich gleich mal bei deinem Blog vorbeischauen, um mich zu inspirieren. 😉
      Ich wünsche euch auf jeden Fall viele schöne Wanderungen in der Heimat, und schaut wieder einmal bei uns vorbei, da wir noch in Zukunft noch weitere Wanderungen im Spessart vorstellen wollen.
      LG Christine

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.