Etappe 1 von Hörschel zur Hohen Sonne, 14,5 km
Der Rennsteig ist unser erster Fernwanderweg, der einen richtig ansehnlichen Startpunkt vorweisen kann, den man allerdings erst nach ein bisschen Suchen hinter einer Gaststätte findet. Der typisch thüringische Wegweiser, in der Form einer zweizackigen Mistgabel, ist über und über mit Wanderschuhen behängt, sodass man die angebrachten Schilder kaum mehr lesen kann. Wie sind die Wandersleute ohne Schuhe wohl nach Hause gekommen, wenn sie ihre hier zurückgelassen haben? Ohne mir darüber lange den Kopf zu zerbrechen, nehme ich mir einen Kieselstein aus dem Trog neben der Werra und behalte ihn bis zum Ende unserer Wanderung auf, um ihn dem Fluss Selbitz bei Blankenstein zu übergeben. Ich finde, das ist ein schöner Brauch, den man pflegen sollte.
Schon zu Beginn des Rennsteigs wird mir klar, dass eine digitale Navigation hier kaum nötig sein wird. Der Wanderweg ist bestens ausgeschildert. Manchmal gleicht es fast einem Schilderwald, was einem unterwegs begegnet. Der Rennsteig führt auf der ersten Etappe wie erwartet fast ausschließlich bergan, auch wenn der Wanderweg selbst in leichten Wellenlinien verläuft. Schon nach ein paar Metern trifft man auf die erste schöne Wanderhütte am Rennsteig. Die vielen Wanderhütten sind ebenfalls eine Besonderheit des Rennsteigs, doch dazu später mehr. Nach ca. 7 km erreicht man mit dem Clausberg die erste größere Erhebung mit einer kleinen Siedlung. Bei km 8 kreuzt man am Vachaer Stein die Bundestraße 84. Munter geht es auf und ab weiter. Der Rennsteig ist neben einem Fernwanderweg auch eine Fahrradstrecke, die in Gänze 30 Kilometer länger ist als der Wanderweg. Während der Radweg logischerweise zumeist auf den gut ausgebauten Schotterwegen verläuft, führt der Wanderweg hin und wieder in den Wald hinein, meist über einen kleinen Hügel, weshalb man beim Wanderweg mehr Höhenmeter macht als mit dem Bike. An der knapp 500 Meter hoch gelegenen Hohen Sonne (mit Gaststätte) ist diese kurze Etappe zu Ende. Für Wanderer, die noch nicht ausgepowert sind, empfehlen wir einen Abstecher zum Naturdenkmal Drachenschlucht, diese sehenswerte ca. 3 km lange Schlucht ist ein Highlight nahe des Rennsteigs und es wundert uns, dass der Wanderweg nicht direkt über dieses sehr sehenswerte Naturereignis führt. Für den Weg zur nahegelegenen Schlucht muss man allerdings einige schweißtreibende Höhenmeter nach unten und wieder nach oben überwinden.
Etappe 2 von der Hohen Sonne zum Spießberg, 20 km
Von der Hohen Sonne, welche auf 460 Meter Höhe liegt, geht es auf der zweiten Etappe nun stetig bergan. Wenige Meter hinter der Hohen Sonne kommt man am Kneipp-Becken am Hohen Bruch vorbei. Eine willkommene Abkühlung an heißen Sommertagen. Die zweite Etappe ist deutlich anspruchsvoller als die erste, auch wenn sie fast ausschließlich auf gut begehbaren und breiten Schotterwegen verläuft. Der aus der weiten Landschaft herausragende große Inselberg mit seiner Höhe von über 900 Metern ist der bekannteste Berg des Thüringer Waldes und ein beliebtes Ausflugsziel. Seine Lage erlaubt einen fantastischen Rundblick in die Landschaften des Thüringer Waldes. Durch die gute Erreichbarkeit des Gipfels trifft man hier zahlreich auf Ausflugstouristen jeglicher Couleur, die aber alle mit dem Wandern wenig bis gar nichts am Hut haben. Trotz des schönen Blicks, der großzügigen Anlage und der guten Gaststätte ist es uns hier viel zu touristisch und wir begeben uns nach einem Kaffee wieder auf den Weg.
Noch steiler als der Anstieg ist der Abstieg vom Inselberg. Unterhalb des Gipfels am kleinen Inselberg kommt man an einem kleinen Fun-Park vorbei, der Attraktionen für Junge und Junggebliebene bietet, uns aber eher unbeeindruckt lässt. Hinter den nächsten beiden Bergen Großer Jagdberg (800 m) und kleiner Jagdberg (720 m) kommt man schon wieder an einer Ausflugsgaststätte vorbei. Die Gastrodichte ist auf dem Rennsteig deutlich höher als im übrigen Thüringen. Am Heuberghaus kann man auch per Bus den Rennsteig verlassen, wenn man in der Umgebung eine feste Unterkunft bevorzugt. Wir allerdings wandern noch auf den 750 Meter hohen Spießberg und übernachten in einer der vielen tollen Wanderhütten auf dem Rennsteig.
Etappe 3 vom Spießberg zum Grenzadler bei Oberhof, 22 km
Vom Spießberg führt der Rennsteig zunächst ein bisschen bergab ohne dabei seinen wellenförmigen Verlauf zu verlieren. Hinter dem Steinbruch Spittergrund erreicht man nach knapp 10 Kilometern den malerischen Bergsee Ebertswiese. Im weiteren Verlauf des Wanderweges lassen die starken Höhenunterschiede nach und es wird einfacher. Nach weiteren 4 Kilometern erreicht man das nächste Rennsteighaus an der Neue Ausspanne. Dass es hier wieder eine Gaststätte gibt, versteht sich von selbst. Die folgenden Anstiege zum Hohen Schorn und zum Sperrhügel sind wieder ein bisschen steiler. Weiter führt der Rennsteig auf einer Höhe von über achthundert Metern ziemlich flach bis zum Informationscenter und Rennsteighaus am Grenzadler bei Oberhof. Hier kann man für kleines Geld duschen und eine Gaststätte ist natürlich auch in nächster Nähe. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im nahegelegenen Oberhof. Auf uns wartet jedoch die nächste lauschige Schutzhütte auf dem Rennsteig.
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