Schweden – der Fernwanderweg Höga Kustenleden (High Coast Trail) 5. und 6. Etappe

Der Skuleskogens Nationalpark
Der Skuleskogens Nationalpark

5. Etappe: Von Skoved zum Südeingang des Skuleskogen Nationalpark

Höhenmeter: ↑360 ↓ 400

Etappenlänge: 18,5 km

Unsere benötigte Zeit: 5,5 Std. inkl. ca. 1 Std. Pause

Nach unserem Ruhetag geht das Laufen mit meiner Blase wieder ein wenig besser. Auch der Regen lässt merklich nach. Um ehrlich zu sein, scheint schon wieder die Sonne. Dennoch sagt der Wetterbericht für die nächsten Tage wechselhaftes Wetter voraus. Wir bleiben diesbezüglich entspannt. Schlechter als die letzten beiden Tage wird es hoffentlich nicht werden.

Am Morgen starten wir frohen Mutes am Campingplatz, welcher direkt am Höga Kustenleden liegt. Auf den ersten Kilometern läuft man nahe der Schnellstraße durch ein Waldstück. Einige Wanderer lassen sich mit dem Bus bis nach Skuleberget fahren, weil der Höga Kustenleden bis dorthin angeblich entlang der E 4 verläuft. Das stimmt so jedoch nicht. Wie gesagt verläuft er auf den ersten Kilometern zwar parallel zur Straße, aber in ausreichendem Abstand. Auch hinter der Ortschaft Docksta (wo es eine schöne Quelle direkt im Dorf, einen ICA Supermarkt und weitere Annehmlichkeiten gibt) verläuft der HKL nur wenige Meter direkt an der Straße entlang. Die meiste Zeit sieht man diese allerdings nicht. Kurz vor Docksta passiert man die alte Kirche von Vibyggerå. Es ist eine sehenswerte weiße Steinkirche aus dem Mittelalter.

Die Steinkirche
Die Steinkirche von Vibyggerå

Nach fünf Kilometern erreicht man das Freizeitgebiet Skuleberget (über diesen Berg und das Gebiet rund um Docksta gibt es einen weiteren Artikel bei uns). Am Fuße des gleichnamigen Berges gibt es ein Besucherzentrum mit angeschlossenem Restaurant und Café. Gerade als wir ankommen geht ein heftiger Gewitterschauer nieder. Wir können uns schnell noch ins Café retten. Bei einem leckeren Heißgetränk sitzen wir das Gewitter aus.

Südeingang des NationalparksNach einer langen Pause wandern wir weiter, obwohl das Gewitter noch nicht gänzlich aufgegeben hat. Es rumort immer noch in den Wolken, die aber ihre feuchte Last auf den nächsten Kilometern nicht abwerfen. Nur ein ganz kleiner Schauer überrascht uns als wir die E 4 kreuzen. Der Wald ist hier jedoch so dicht, dass wir uns gut unterstellen können. Der weitere Verlauf des Höga Kustenleden bis zum Eingang des Nationalparks Skuleskogen ist sehr schön, auch wenn der Wanderweg hier wieder ein wenig welliger wird. Auf den letzten Kilometern passiert man noch eine kleine Siedlung (mit einem schönen Brunnen) bevor man über eine langgezogene Schotterstraße den Südeingang des Skulekogen Nationalparks erreicht.

Wir übernachten auf dem ersten Camp hinter dem Südeingang am schönen Sandstrand in der Bucht Kälsviken.

Fazit der 5. Etappe

Eine schöne, wenn auch unspektakuläre Etappe. Landschaftlich domminiert auf der Strecke der unter Naturschutz stehende Berg Skuleberget. Dafür, und das Gebiet um den Berg herum, sollte man sich unbedingt ein wenig mehr Zeit lassen und vielleicht einen Pausentag einlegen. Es gibt viele schöne Wanderwege und Sehenswürdigkeiten rund um den Skuleberget. Im Dorf Docksta könnte man dafür Übernachten. Die Unterkunftsmöglichkeiten sind zahlreich.

Den Schwierigkeitsgrad der 5. Etappe würde ich etwas einfacher einstufen als die letzten vier Etappen, nicht nur wegen der kürzeren Strecke, auch die Höhenmeter sind deutlich geringer als in den Etappen davor.

Strandcamping im Nationalpark
Strandcamping im Nationalpark

6. Etappe: Vom Südeingang des Skuleskogen Nationalpark zum Balesudden Naturreservat

Höhenmeter: ↑610 ↓ 570

Etappenlänge: 23,5 km

Unsere benötigte Zeit: 8 Std. inkl. ca. 1,5 Std. Pause

Eingang zur Schlucht
vor dem Eingang zur Schlucht

Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Wir freuen uns darüber, gerade weil der Wetterbericht ja etwas anderes vorhergesagt hat. Sehr früh starten wir an unserem traumhaften Strandcamp, damit wir das Highlight – die Slåttdalsskrevan-Schlucht – uns nicht mit hundert anderen Wanderern teilen müssen. Die Schlucht ist ein beliebtes Ziel für Tageausflügler und in den Sommermonaten oft hoffnungslos überfüllt.

Schon am Morgen ist es heute sehr heiß. Der Sommer scheint sich mit aller Kraft zurückmelden zu wollen. Für den späten Nachmittag sind allerdings Wärmegewitter gemeldet. Vom Camp aus überwindet der Höga Kustenleden auf den ersten zweieinhalb Kilometern eine erstaunliche Höhe von 250 Meter. Am höchsten Punkt beginnt der Einstieg in die Schlucht. Der Weg dorthin ist zunächst gut begehbar, da er meist auf Holzplanken verläuft. Im oberen Teil wird er zusehends schwieriger und kurz vor der Schlucht muss man sogar richtig kraxeln. Ziemlich verschwitzt erreichen wir den Eingang zur Schlucht.

Slåttdalsskrevan-Schlucht
Der Eingang zur Slåttdalsskrevan-Schlucht

Die Slåttdalsskrevan-Schlucht ist eine Gletscherspalte, die sich in der letzten Eiszeit bildete. Sie ist über 200 Meter lang, nur 7 Meter breit und beeindruckt mit 40 Meter hohen, senkrecht in die Höhe ragenden, Felswänden.

Bei unserer frühmorgendlichen Ankunft am Eingang zur Schlucht sind wir tatsächlich alleine. Nur ein älteres schwedisches Ehepaar kommt uns entgegen, als wir die Schlucht von oben bewundern. Nach einem kurzen Pläuschchen gehen sie ihrer Wege und wir haben die Schlucht für uns alleine. Es ist wirklich ein komisches Gefühl durch die Schlucht zu laufen. Unsere wenigen Gespräche hallen an den bedrohlich nahen, dominierenden Felswänden wider. Ein bisschen mulmig ist mir schon und ich hoffe inständig, dass die von Rissen durchzogenen Felswände nicht einfach herunterfallen. Natürlich ist das albern, die riesigen Felsbrocken, über die wir balancieren müssen, sprechen dagegen eine andere Sprache. Auf jeden Fall ist es das bisher aufregendste Erlebnis dieser Reise.

Slåttdalsskrevan-Schlucht
Aufregende Wanderung durch die Slåttdalsskrevan-Schlucht

Am Ende der Schlucht öffnet sich plötzlich der Berg wieder und lässt einen Blick über die im Morgenlicht glitzernde Höga Kusten frei. Es ist ein grandioser Anblick und wir verharren in überwältigtem Schweigen.

Der weitere Weg durch den Nationalpark ist zwar immer noch beschwerlich, doch der Höga Kustenleden führt glücklicherweise bergab. Wir passieren das Zeltlager Tärnättholmarna, mehrere bezaubernde Seen und wandern durch unberührten märchenhaften Urwald, der sich hier entwickeln darf wie er mag, auch wenn man dafür hin und wieder über umgestürzte Bäume klettern muss. Es ist ein Traum.

Der Skuleskogens Nationalpark

Dieser Traum endet jäh, als wir den Nationalpark verlassen. Vom nördlichen Parkende bis nach Köpmansholmen wandert man ausschließlich auf Straßen, zuerst Schotter und zum Schluss einer endlos erscheinenden Asphaltstraße. Die Hitze ist mittlerweile unerträglich. Wir sind schon ziemlich erschöpft und benötigen jetzt mehrere kleine Pausen. Auf den letzten acht Kilometern drohen uns am Himmel unverhohlen schwere Gewitterwolken. Das Grollen begleitet uns die ganze Zeit. Hinter Halviken, einer bezaubernden Bucht, finden wir vor dem drohenden Gewitter noch einmal Schutz in einem offenen Shelter. Der Regen hält allerdings nicht lange an und das Gewitter zieht seiner Wege. Sehr erschöpft erreichen wir unser heutiges Ziel – das Balesuddens Naturreservat mit einem herrlichen Sandstrand.

Balesuddens Naturreservat
Strandcamping im Balesuddens Naturreservat

Fazit der 6. Etappe

Der Abschnitt durch den Skuleskogen Nationalpark ist mit Abstand der schönste auf dem gesamten Höga Kustenleden. Dafür ist er auch der schwierigste. Wer sich für den Nationalpark etwas mehr Zeit nehmen möchte, sollte seine Vorräte in Docksta noch einmal auffüllen. Trinkwasser findet man allerdings überall im Park. Der Nationalpark bietet neben dem Höga Kustenleden viele weitere schöne Wanderwege. Die Übernachtungscamps liegen ebenfalls über den gesamten Nationalpark verstreut. Eine Lageplan über den gesamten Park kann man an den Eingängen und in jeder Touristeninformation erhalten.

Vom Parkende bis nach Köpmansholmen ist der Höga Kustenleden nicht so schön, da er hier komplett auf Autostraßen verläuft. Dafür sind die Ausblicke hin und wieder sehenswert. Auch die Küstenstraße hinter Köpmansholmen ist sehr liebreizend mit zahlreichen Picknickplätzen an wunderschönen Stränden. Ein letzter beschwerlicher Anstieg lässt die 6. Etappe zu einer schweren Etappe werden. Der schöne Strandcampingplatz im Balesudden Naturreservat entschädigt einen jedoch für die vorherigen Strapazen.

Traumbucht in Schweden
Schwedens Traumbuchten an der Höga Kusten

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Für alle Informationen auf dieser Seite habe ich viel Mühe und Zeit investiert, um sie jedem zur Verfügung zu stellen. Da alle diese Informationen aus ersten Hand sind und ich persönlich keinerlei finanziellen, oder sonstigen, Vorteil davon habe, freue ich mich besonders über ein Feedback von dir in Form eines Kommentars. 🙂

2 Kommentare zu „Schweden – der Fernwanderweg Höga Kustenleden (High Coast Trail) 5. und 6. Etappe“

  1. Hallo Christine,
    einen sehr schönen Bericht über den Höga Kustenleden hast du geschrieben
    Ich bin den Trail letztes Jahr Anfang September gegangen und war begeistert.
    Glücklicherweise hatte ich die ganze Woche super Wetter.
    Ich bin die ersten beiden Etappen wie ihr gegangen, dann aber bis Docksta (Hotel), im Skuleskogen hatte 2 Übernachtungen und die letzte auch in der schönen Bucht im Balesudden.

    Happy Trails
    Karin

    1. Hallo Karin
      Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Wir fanden den Höga Kustenleden auch super. Gerade der Nationalpark Skuleskogen hatte es uns angetan. Dir wünsche ich auch allseits Happy Trails.

      Viele Grüße

      Christine

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