So ist das eben mit den Vorhersagen. Und übrigens, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern! Ja, der gestrige Tag war in vieler Hinsicht nicht das, was man als einen guten Tag bezeichnen würde.
Nach über einer Stunde regnete es immer noch und die Kinder waren schon mehr als unruhig. Wir hatten keine andere Wahl, als zum nächsten Campingplatz zu fahren, der etwa vier Kilometer von unserem kleinen Bushäuschen entfernt lag. Patschnass kamen wir dort an und verbrachten den verbleibenden Nachmittag im dortigen Restaurant. Die Erwachsenen tranken in aller Ruhe Kaffee und die Kinder konnten ungeniert spielten. Für solche Fälle haben wir immer geeignetes Spielzeug bei uns, wie Malstifte, Stapelbecher, ein paar Holzbauklötze und ein kleines Aufziehauto. Damit waren die beiden eine Zeit lang beschäftigt. Als es ihnen irgendwann langweilig wurde, versuchte Paul sich im Glücksspiel an einem Spielautomaten und Clara reinigte den Fußboden. Erst am Abend ließ der starke Regen nach und wir konnten unser Zelt aufstellen.
Am Morgen werde ich durch fliegende Kraniche geweckt, die lautstark krächzend über unser Zelt hinweg fliegen. Es ist noch sehr früh am Morgen, selbst die Kinder schlummern noch friedlich in ihren Schlafsäcken. Ich verhalte mich mucksmäuschenstill und lese ein wenig. Lange muss ich nicht warten, bis sich die erste „kleine Raupe“ aus ihrem Kokon windet. Meine Kleine unterhält sich eine Weile mit ihrem Schmusehasen und möchte anschließend in meinen Schlafsack kriechen. Wir Frauen genießen noch ein wenig die Zeit zu zweit.
Das Unwetter scheint endlich vorüber zu sein. Die Luft ist klar und feucht. Vom gestrigen Wolkenbruch zeugen nur noch einige, wenige Wasserpfützen auf der hügeligen Wiese. Clara verrichtet darin schon einmal ihre Morgentoilette. Beim Frühstücken bereden wir den heutigen Tag. Mein Mann ist der Meinung, dass wir den Urlaub noch nicht aufgeben sollten. Er möchte doch so gerne noch einmal mit den Kindern an den Strand. Und das Wetter sieht heute leider wieder sehr vielversprechend aus. Na gut! Ich lasse mich umstimmen und wir ziehen weiter.
Endlich schönes Wetter auf der Insel Texel
An der Westküste finden wir einen schönen Campingplatz bei Westermient. Am Nachmittag lösen sich die letzten Wolkenberge auf und die Sonne strahlt ungehindert vom blauen Himmel. Wir fahren zum zweiten Mal in diesem Nordseeküstenurlaub an den Strand.
Die Westküste der schönen Insel Texel ist ein einziges Naturschutzgebiet. Vor allem im Südwesten überlässt man die Natur sich selbst. Der Weg zum Strand führt geradewegs durch diese herrliche Landschaft, welche hauptsächlich wegen ihres blühenden Heidekrauts sehr schön anzusehen ist. Die kurze Fahrt durch diese einzigartige Naturlandschaft ist sehr schön und entspannend. Die Kinder schlafen beide sofort ein, obwohl es eigentlich noch gar nicht ihre Zeit ist. Am Strand ist es mit Ruhe und Natur schlagartig vorbei. Das niederländische Mallorca lässt grüßen. Wir parken unsere Räder am Rande der Dünen und lassen unsere Kinder in Ruhe ausschlafen. Der Tag wird für sie noch lange und anstrengend genug.
Am vierzehnten Reisetag erleben wir ein kleines Wunder. Der Tag beginnt mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Kurz entschlossen wie wir nun einmal sind, bleiben wir hier. Der Tag gehört dem Strand. Zunächst aber muss unsere Tochter ihren Mittagsschlaf halten und das kann sie am besten im Anhänger. Wir fahren bei angenehmen Temperaturen bis in den Norden der Insel. Auf der Insel Texel scheint es mehr Fahrradfahrer zu geben als Autos. Dies wird beim Parken am Strand sehr deutlich. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Fahrräder auf einem Haufen gesehen, wie an den Stränden der holländischen Insel Texel.
Der fünfzehnte Reisetag übertrifft an Wärme und Sonne den gestrigen. Die Sonne hier ist, wenn sie denn mal scheint, stärker als erwartet. Am Vormittag radeln wir an die Ostküste Texels. Hier dominieren Land- und Viehwirtschaft das Landschaftsbild. Auffällig ist, dass auf der Insel erheblich mehr Schafe als Rinder gezüchtet werden. Im Osten der Insel Texel gibt es so gut wie keine Strände, weshalb es hier auch wesentlich ruhiger ist, als im westlichen Teil. Dennoch kann man hier sehr schön entlang der Deiche fahren, an denen hübsche holländische Dörfer den Weg säumen. Genussvolles Radeln ohne viel Verkehr ist hier auch noch auf den Hauptstraßen möglich. Am Nachmittag zieht es uns wieder an den Strand. Am Abend müssen die Kurzen erst komplett vom Nordseesand befreit werden, bevor sie ins Zelt dürfen. Sie lassen vor Müdigkeit alles anstandslos über sich ergehen. Sie sind zum Umfallen müde, sodass es überhaupt keine Proteste mehr gibt.
Heute werden wir Texel wieder den Rücken kehren. Unser Urlaub neigt sich leider schon wieder dem Ende zu. In Callantsoog möchten wir die letzten Tage verbringen. Am Vormittag radeln wir bei richtig heißen Temperaturen zum Fährhafen. Wir können es kaum glauben, das in diesem Urlaub noch zu erleben. Die Fahrt nach Callantsoog ist bei den sommerlichen Temperaturen sehr anstrengend, wir genießen das endlich schöne Wetter jedoch in vollen Zügen.
Spontaner Abbruch einer Reise, die uns so vieles abverlangte
Die Mittagszeit verbringen Paul und ich schlafend im Schatten der Bäume, während mein Mann und unsere Kleine das Zelt aufstellen. Der hiesige Strand ist leider ebenso überfüllt wie die Strände auf Texel. Am Nachmittag gehen wir noch ins Schwimmbad des Campingplatzes, was den Kindern zwar großen Spaß bereitet, sie aber für den heutigen Tag grenzenlos überfordert. Am Abend schreit Clara wieder einmal wie am Spieß, als sie ins Bett soll. Das hat sie schon seit Tagen nicht mehr getan. Paul dagegen, der am Mittag über eine Stunde geschlafen hat, ist topfit. Den Abend müssen wir notgedrungen mit ihm verbringen, den Wein aber trinken wir alleine.
Am nächsten Morgen ist es schwülheiß und die Luft ist diesig. Die Sonne schafft es nicht mehr die Wolkendecke zu durchbrechen. Es riecht nach Gewitter. In der spannungsgeladenen Luft kann man den Wetterumschwung förmlich spüren. Vorsorglich packen wir unser Hab und Gut zusammen und verbringen den Vormittag auf dem Campingplatz. Gegen Mittag geht ein heftiges Gewitter nieder, wie ich schon lange keines mehr erlebt habe. Die Temperaturen fallen schlagartig in den Keller. Der ausdauernde Regen und ein kalter Westwind kündigen für die kommenden Tage schlechtes Wetter an. Wir brechen unseren Urlaub unvermittelt ab. Mit einem Abschiedsessen und diversen Einkäufen beenden wir unsere Reise nach Holland und fahren in die Nacht hinein Richtung Süden.