
Was unternimmt man mit seinen Kindern an einem wundervoll sonnigen und angenehm milden Sonntagnachmittag im Herbst? Der goldene Oktober ist in seinen letzten Zügen und noch immer herrscht der schönste „Indian Summer“ in Deutschland. Es ist für uns die schönste Zeit des Jahres, die wir am liebsten in der Heimat verbringen.
Dieser Sonntag ist einfach zu herrlich, um nicht nach draußen zu gehen. Am Morgen packen wir daher einen kleinen Tagesrucksack und fahren in die nahgelegene Rhön, um mit einer befreundeten Familie eine Tageswanderung zu unternehmen.

Die Rhön ist eines der großen Mittelgebirge Deutschlands und grenzt an die Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen. Hier gibt es, wie im benachbarten Spessart, noch ausgedehnte Buchen- und andere Laubbaumarten, die dem „Indian Summer“ ihre typische Farbenpracht verleihen. Ursprünglich haben die Buchenwälder als natürliche Vegetation in der Rhön dominiert, wurden aber in der Vergangenheit zurückgedrängt. Die ursprünglichen Waldbestände der Rhön wurden 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet, und unterbleiben so jeglichen Eingriffen in die Natur. Nadelwälder wurden schon sehr früh in der Rhön kultiviert und gehören nicht zum ursprünglichen Baumbestand der Region. Doch gerade das Zusammenspiel zwischen den vorherrschenden Laub- und artenreichen Kiefermischwäldern geben dem Herbst in der Rhön ein, im übrigen Deutschland kaum erreichtes, farbenprächtiges Aussehen.

Nur ein kleiner Anteil der Rhönlandschaften ist gänzlich frei von Wäldern. Zwischen den Waldflächen prägen hügelige Bergwiesen das Landschaftsbild. In diesem Zusammenspiel zwischen freier Flächen und schützenden Wäldern bietet die Rhön vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Die beiden Hochmoore der Langen Rhön (Rotes Moor und Schwarzes Moor) gelten als pflanzengeographisch wichtiges Bindeglied zwischen den nordischen und alpinen Hochmooren.

Die Rhön ist ein sehr beliebtes Wandergebiet im Herzen Deutschlands – und das nicht zu Unrecht. Als eines der schwächsten besiedelten Gebiete Deutschlands, kann es noch mit viel unberührter Natur und menschenleeren Wanderwegen aufwarten. Ein gut markiertes Wanderwegenetz durchzieht die Rhön, welches vom Rhönklub betreut wird. Einer der bekanntesten Fernwanderwege der Rhön ist der Rhön-Höhen-Weg (RHW). Er ist 137 km lang und führt von Burgsinn im Landkreis Main-Spessart über Roßbach, Dreistelz, Würzburger Haus am Farnsberg, Kissinger Hütte auf dem Feuerberg, Kreuzberg (mit Kloster Kreuzberg), Oberweißenbrunn, durch das Rote und Schwarze Moor, über den Ellenbogen und den Emberg bei Oberalba, vorbei am Baier nach Stadtlengsfeld und weiter zum Endpunkt nach Bad Salzungen an der Werra.

Da dieser Wanderweg für einen Tagesausflug jedoch deutlich zu lang ist, nehmen wir uns lieber den etwas kürzeren Kuppenweg vor, der mit seinen zahlreichen hochgelegenen Aussichtsflächen zu einer sehr beliebten Tageswanderung in der Rhön zählt. Die 10 km lange Rundtour ist mit einem roten K gekennzeichnet. Der Ausgangspunkt des Wanderweges liegt im Naturschutzgebiet Schwarze Berge nördlich der Ortschaft Platz.

Zu Beginn führt der Wanderweg zunächst auf Forst- und Wiesenwegen durch flacheres Terrain. Doch schon nach wenigen Kilometern stößt man auf einen sehr steilen Waldpfad, der durch das Naturreservat Platzer Kuppe führt. Die kurzen, aber recht steilen Anstiege, werden von den beinflinken Kindern recht zügig bewältigt. Die Erwachsenen dagegen haben trotz längerer Beine das Nachsehen. Dieser kurze Abschnitt des Kuppenweges ist mit seinen uralten Buchenbeständen sehr eindrucksvoll wie märchenhaft.

Anschließend führt der Weg wieder deutlich flacher hinauf zur Platzer Kuppe, ein Aussichtspunkt mit Gipfelkreuz, der dem Wanderweg seinen Namen gab. Von ca. 750 Meter Höhe geht es weiter über den Lerchenhügel und Erlenberg auf über 800 Meter hinaus, zum höchsten Punkt der Tour.

Auf diesem Abschnitt wechseln sich großflächige Mischwälder mit freien Wiesen und Fluren ab. Zu keiner Jahreszeit beeindruckt dieses bunte Naturschauspiel stärker als zur goldenen Herbstzeit.

Auf halber Strecke erreichen wir das Würzburger Karl-Straub-Haus, ein Rasthaus, das mit regionaler Küche und einem einladenden Spielplatz für kleine Gäste aufwarten kann. Von den zahlreichen Holzbänken vor dem Gasthaus, hat man einen weiten Blick über die Bergkuppen der Dammersfeldrhön.
Nach einer ausgiebigen Rast geht es abwechselnd durch Wälder und freie Fluren wieder bergab zum Ausgangspunkt des Kuppenweges, dem Parkplatz Platz.

„Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!“ Dieses Bekenntnis kann man zweifelsohne für das weitläufige und einzigartige Wandergebiet der Rhön inmitten Deutschlands aussprechen. Zahlreiche reizvolle Wanderwege verschiedenster Schwierigkeitsgrade durchziehen das abwechslungsreiche Mittelgebirge im Herzen der Republik. Und gerade im goldenen Herbst, dem Indian Summer Deutschlands, ist die Rhön eine kurze Reise oder einen Tagesausflug wert.

Eckdaten zur Wanderung auf dem Kuppenweg:
Dauer: Je nach Alter der Kinder ca. 3,5 – 4 Stunden
Länge: 10,2 Kilometer
Höhenmeter: 370 Meter
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Tourenart: Rundtour, Tagestour

← zurück zur Übersicht Reisen mit Kindern und Jugendlichen
für weitere schöne Wanderung schau mal auf unserer interaktiven Karte vorbei →