Reisen mit dem Fahrrad in der Mitte Deutschlands – das Grüne Band lebt!

Reisegeschichten über das Grüne Band von Volker Otter

Vom menschenverachtenden Todesstreifen zum größten Naturschutzprojekt Deutschlands

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LencerKarte Deutschland Grünes BandCC BY-SA 3.0

Mit knapp 1400 Kilometern zieht sich das Grüne Band vom Ostseestrand bei Priwall bis ins Vogtland. Während es in den Jahrzehnten der Trennung und des Kalten Krieges Teil des Eisernen Vorhangs war, der sich über 12500 Kilometer durch Europa von der Barentsee bis ans Schwarze Meer zog, stellt es heute einen Korridor unberührter Natur in der Mitte Deutschlands dar. Er berührt die Bundesländer Sachsen, Bayern, Thüringen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Heute verbindet das Grüne Band aktiven Naturschutz im Kontext deutscher Geschichte, die hier erlebbar wird. Hier kommen verschiedene Akteure zusammen, insbesondere der Bund, die Länder, viele Vereine und Bildungsstätten vor Ort und als großer Träger des Naturschutzes federführend der BUND. Ziel ist es, das Grüne Band als Nationales Naturerbe zu etablieren und so einen nachhaltigen Naturschutz in diesem einmaligen Biotopverbund zu verstätigen, der alle deutschen Naturlandschaften (Ausnahme Hochgebirge) zusammenfasst.

Weitere Informationen zum Grünen Band erhält man unter:

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz (BMUV)

Bund Naturschutz

Radfahren am Grünen Band

Das Grüne Band lässt sich naturräumlich in eine nördliche Etappe von der Ostsee bis zum Harz durch die norddeutsche Tiefebene und vom Harz bis zum Vogtland durch die deutschen Mittelgebirge einteilen. Während man zu Fuß oder mit dem Montainbike jederzeit „ganz nah dran“ ist, ist man mit dem Trekkingbike auf Fahrwege und manchmal etwas ruppigere Pisten angewiesen. Für Trekkingbikes sind die Kolonnenwege mit ihren Lochbetonplatten nur bedingt fahrbar, für Mountainbikes schon eher. Sie ringen einem ein hohes Maß an Konzentration ab, da die Gefahr von „Übersteigern“ gegeben ist, wenn das Vorderrad plötzlich in ein nicht verfülltes Loch wegsackt. Besondere Vorsicht ist auch bei überwachsenen Lochbetonplatten geboten. Nichtsdestotrotz bergen die Kolonnenwege den Reiz des „ursprünglichen“ ehemaligen Grenzverlaufs, der im übrigen keine Rücksicht auf radfahrfreundliche Höhenprofile nimmt. Wir haben die Teilstücke der Kolonnenwege, die wir mit Trekkingbikes gefahren sind, als herausfordernd, aber landschaftlich außerordentlich schön in Erinnerung und wollten sie nicht missen.

2 Blick auf Burg Ludwigstein, Abfahrt zur Werra

Für geübte Kinder ist das Radfahren auf der nördlichen Etappe sicherlich möglich, während die südliche Etappe mit reichlichen Höhenmetern „gesegnet“ ist. Parallel zum Grünen Band führt der Iron Curtain Trail/EV 13. Dieser entfernt sich aber immer wieder vom ehemaligen Grenzverlauf, sodass es nach meiner Kenntnis noch keinen alternativen, durchgehend offiziell beschilderten Fahrradweg gibt, der sich eng am ehemaligen Grenzverlauf hält. Insofern ist gutes Kartenmaterial (für uns der Maßstab 1:50.000 / 1:70.000 optimal) essenziell. Natürlich kann man sich auch diverse GPX-Tracks herunterladen.

Tourenplanung

Kolonnenwegschneise
Auf dem Harzer Grenzweg

Generell kann man das Grüne Band in einem oder mehreren Teilen befahren oder erwandern. Wir haben uns dafür entschieden, das Grüne Band im Harz zu erwandern, die Höhenrücken des Werratals und der Rhön mit dem Mountainbike und zu Fuß zu entdecken und die Nordroute (ca. 544 km in 9 Etappen) vom nördlichen Harzrand bis Travemünde/Priwall und die Südroute (insgesamt ca. 743 km in 11-12 Etappen) zweigeteilt vom südlichen Harzrand bis in die Rhön und vom Vogtland bis zur Rhön mit dem Trekkingbike zu befahren. Die Einstiegs- und Zielorte waren jeweils mit der Bahn erreichbar.

Es ist immer gut, einen Plan A und einen Plan B zu haben. Vieles hängt ab von der eigenen Kondition, Erfahrung und Ausrüstung, dem Wetter und der Landschaft (Höhenprofil, vorherrschende Windrichtung) und manchmal der touristischen Infrastruktur. Während man entlang von Flusstälern und etablierten Fernradwegen immer wieder ein gutes Angebot an Bed&Bike-Unterkünften und eine gute Supermarktdichte findet, sieht es in anderen Gegenden ganz anders aus. So haben wir uns für die Zelt- und Campinvariante entschieden und uns immer für ca. zwei Tage bevorratet, um in unserer täglichen Routenplanung flexibel zu bleiben. Da die Wege manchmal durchaus anspruchsvoll für Mensch und Material sind, sollte man auch hier halbwegs autark sein und sowohl eine gute Apotheke, 1. Hilfe-Set und Reparaturmaterial bzw. Ersatzteile dabei haben. Fahrradläden gibt es zwar hin und wieder in den größeren Ortschaften, die allerdings oft ab von der Strecke liegen. Das Buch von Stefan Esser Radtouren am Grünen Band hat uns in der Vorbereitung und auf der Fahrt gute Orientierung und Dienste geleistet.

Das Grüne Band - Weg einer düsteren Vergangenheit und hoffentlich besseren Zukunft

Die Reiseberichte

In den geschilderten Berichten geht es darum, Reiseeindrücke zu vermitteln und Interesse am Grünen Band, seiner Geschichte und seiner Natur zu wecken. Insofern geht es nicht um trockene Fakten, genauso wenig, wie es sich um eine Reise-Anleitung oder einen Reiseführer handelt. Ich hoffe, dass die Beschreibungen zu eigenem Kopfkino führen, zu eigenen Gedanken, Überlegungen und Planungen und im Endeffekt zu einer eigenen Reise, die ganz anders aussehen kann als all die Vorgaben auf den einschlägigen Wanderportalen oder eben auch unsere Reise – einfach mal weg sein - mitten in Deutschland.

Vom Vogtland in die Rhön

Auf dem Kolonnenweg durch offene Landschaft