7. Etappe: Serriera – Ota
Höhenmeter: ↑910, ↓ 600
Etappenlänge: 11,7 km
Unsere benötigte Zeit: 8 Std. inkl. ca. 1,5 Std. Pause
Durch die kürzere Etappe vom Vortag starten wir heute Morgen etwas erholter in die nächste Etappe nach Ota. Uns ist bewusst, dass wir mit über 900 Höhenmeter heute einen sehr schweren Anstieg vor uns haben. Deshalb starten wir recht früh am Morgen, auch weil dieser Tag sehr warm werden soll. Schon jetzt, gegen 8.30 Uhr, brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel auf uns herab.
Der Mare e Monti beginnt an einer Brücke, die über einen kleinen Fluss führt. Auf einer gut begehbaren, breiten Forststraße führt der Weg ca. 2 Kilometer gemäßigt bergauf. Dann führt der Mare e Monti urplötzlich rechter Hand geradewegs in den Wald hinein. Man muss gut aufpassen den Abzweig nicht zu verpassen, auch wenn er ausgeschildert ist. Der folgende Anstieg ist wieder einmal sehr steil, führt aber glücklicherweise durch einen schattigen Wald. Der schmale, steile Waldweg windet sich auf eine Höhe von 750 m zu einem schönen kleinen Aussichtsfelsen, von dem aus man einen wunderschönen Blick ins zurückliegende Tal und die Küste genießen kann.
Durch den hinter uns liegenden Anstieg schon sichtlich geschwächt, machen wir im Schatten der niedrigen Macchia jetzt schon Mittagsrast. Gott sei Dank haben wir unser Notfalldepot noch nicht angetastet, welches wir für solche unterzuckerte Momente immer bei uns haben. Schnell wandert die Gummibärchentüte von einem zum anderen. Natürlich wissen wir auch, dass das keine ideale Sportlernahrung ist, aber das ist uns im Augenblick ziemlich egal. Es schmeckt einfach und hebt unsere Stimmung ungemein.
Weiter geht es sehr steil bergan. Je höher wir steigen, umso lichter wird der Wald. So wandern wir teilweise in der mittlerweile knallheißen Sonne, was wahrlich kein Vergnügen ist. Nach einer guten weiteren Stunde Aufstieg haben wir den Bergsattel auf 930 m erreicht. Wir befinden uns jetzt in einem lichten Kastanienwald mit riesigen alten Kastanienbäumen. Eine herrliche Szenerie, die so gar nicht auf eine Bergspitze von fast 1.000 Meter Höhe passt. An der Bocca San Petru kann man vom Weg ab nach rechts zu einer Aussichtsstelle laufen (Capu San Petru ca. 10 Min.). Von dort bietet sich einem ein wunderschöner Blick über die gesamte Küste zwischen Porto und Girolata. Der Mare e Monti allerdings führt nach links durch den Kastanienwald. Wenn man Glück hat, trifft man hier auf korsische Wildschwein, die ganz angetan von den hiesigen Kastanien sind.
Wir durchqueren den Wald und haben Mühe den Mare e Monti nicht zu verlieren. Hier oben kann man sich leicht verlaufen, wenn man nicht genau nach den orangen Markierungen Ausschau hält. Der Mare e Monti führt im Wald rechter Hand langsam bergab. Dieser Waldweg ist anfangs recht flach und gut zu laufen. Nach einigen hundert Metern kommt man an einer Quelle vorbei, die herrlich kaltes Wasser führt. Der Mare e Monti führt jetzt in südwestlicher Richtung ins Tal und bietet immer wieder schöne Ausblicke zum Golfe de Porto und die umliegende Bergwelt. Je niedriger man steigt, umso steiler und unwegsamer wird der Weg. Über mehrere Kilometer hat man das Gefühl als steige man in einem ausgetrockneten, steinigen Flussbett steil nach unten. Und es will kein Ende nehmen. Meine Knie schmerzen schon lange, und ich bin heilfroh über meine Wanderstöcke. Doch auch die Kinder fangen langsam an zu fluchen und fragen ständig, wann dieser Weg denn endlich zu Ende ist.
Im Talsattel angekommen führt der Mare e Monti in gleicher Wegbeschaffenheit munter wieder nach oben und anschließend wieder nach unten. Ganze zwei Bergrücken müssen im Wechsel zwischen Auf und Ab noch überquert werden. Das ständige quer zum Hang laufen erweist sich zusehends als Belastung für die seitlichen Sehnen im Fuß. Zum Schluss haben meine Kinder kaum noch Lust auf diese Qualen. Die Wanderstöcke meines vierzehnjährigen Sohnes werden wütend in die unschuldige korsische Macchia gepfeffert. Doch irgendwann ist auch diese anstrengende Etappe endlich geschafft.
Heute müssen wir für uns entscheiden, ob wir den Mare e Monti hier beenden möchten. In Ota hat man Anschluss an einen Touristenbus, der zur Küste nach Porto fährt. Ich muss sagen, nach diesem Tag eine sehr schwere Entscheidung.
Das kleine Bergdorf Ota ist hübsch gelegen und bietet mit zwei Gites dem Wanderer sogar eine Unterkunftsauswahl. Leider gibt es hier keine Campingmöglichkeit, sodass wir uns hier zum ersten Mal ein Zimmer gönnen (müssen). Vom Restaurant der Gite Felix hat man einen grandiosen Ausblick auf die Berge. Es gibt einen kleinen Dorfladen mit ausreichender Auswahl an Lebensmittel wie Brot, Käse, Schinken, Obst, Gemüse und diversen süßen Leckereien.
In Ota hat man Anschluss an den Touristenbus nach Porto und Ajaccio und kann den Mare e Monti beenden.
Fazit der 7. Etappe:
Wieder einmal anstrengend. Wer hätte es gedacht! Die Etappe von Serriera nach Ota hat es in sich. Zwar geht man zwischendurch immer wieder auf guten Wegen, das Gros der Strecke jedoch ist sehr steil, bergauf wie bergab, und weist in seiner Gesamtheit einen schwierigen Charakter auf. Schön ist, dass ein großer Teil der Strecke (vor allem der anstrengende Anstieg) im Schatten liegt. Landschaftlich ist diese Etappe eine Augenweide, sowohl die schönen Ausblicke wie auch der Weg selbst. Mit älteren Kindern durchaus gut zu bewältigen, wenn man weiß was man vor sich hat.
Mit kleineren Kindern (unter 10 Jahren) ist diese Etappe auf jeden Fall grenzwertig bzw. sehr anstrengend!
8. Etappe: Ota – Evisa – Marignana
Höhenmeter: ↑670, ↓ 270
Etappenlänge: 12,4 km
Unsere benötigte Zeit: 7 Std. inkl. ca. 2,5 Std. Pause
Wir haben gemeinschaftlich beschlossen den Mare e Monti bis zum bitteren Ende zu laufen. Erstaunlicherweise waren die Kinder die treibende Kraft bei dieser Entscheidung. Und da soll mal einer behaupten die Jugend von heute wäre faul! Ein chapeau an diese Jugend von heute!
Mit der 8. Etappe haben wir zwei kurze Einzeletappen zusammengefasst:
Die erste Etappe führt von Ota nach Evisa durch die Spelunca-Schlucht mit 7,5 Kilometern Länge und 650 Höhenmeter Anstieg.
Die zweite Etappe geht von Evisa nach Marignana und hat eine Länge von 4, 8 Kilometern mit nur 20 Höhenmeter Anstieg.
Nach der gestrigen Wanderung sind unsere Muskeln heute sichtlich geschwächt. Dennoch glauben wir diese 8. Etappe gut bewältigen zu können. Das Wetter ist heute nicht mehr so schön wie gestern. Schwere Wolken schieben sich vor die Sonne, die uns nur sehr spärlich beglückt.
Zunächst führt der Mare e Monti durchs Tal zur Spelunca Schlucht. Dieser Abschnitt ist die bekannteste Strecke auf dem gesamten Mare e Monti. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Zu Beginn überqueren wir eine malerische Brücke und laufen am Flussufer entlang tiefer ins Tal. Der Weg bis hierher ist fast flach und gut begehbar. Vor der eigentlichen Schlucht befindet sich ein großer Park- und Wendeplatz, auf dem Autos und Busse täglich Scharen von Tagestouristen ausspucken. Der Ausblick von hier aus in die Schlucht ist schön, aber keineswegs spektakulär, wie im Reiseführer vollmundig beschrieben.
Der Mare e Monti führt in die Schlucht hinein entlang des Flusses bis zu einer weiteren typisch korsischen Brücke. Bis hierher kann man immer wieder einen Blick in die Schlucht erhaschen. Dann geht es jedoch in dichtem Wald auf engen steinigen, aber nicht sehr steilen, Serpentinen ca. 600 Meter in die Höhe. Ausblicke hat man fast keine mehr. Wir sind ein wenig enttäuscht. Der Weg ist durch Tagestouristen stark frequentiert. Am Ende dieses fast „aussichtslosen“ Weges gelangt man an eine Grabkapelle. Jetzt läuft man auf wenigen hundert Metern entlang der Autostraße in die Stadt Evisa. Hier gibt es wieder gute Einkaufmöglichkeiten für Wanderer. Die Gite d etape findet man gleich am Ortseingang. Es gibt auch einen Campingplatz. Es ist mittlerweile sehr kalt geworden, weshalb wir in einem schönen kleinen korsischen Restaurant zu Mittag essen. Dabei lernen wir nette Einheimische kennen. Ein hilfsbereiter Korse bietet an unsere Rucksäcke nach Marignana zu transportieren, da er dort etwas zu erledigen hat. Wir nehmen natürlich dankend an.
Von Evisa aus bestehen Busverbindungen via Marignana nach Cargese und Ajaccio. Gute Möglichkeit für einen Zu- bzw. Ausstieg des Mare e Monti.
Fazit der ersten Hälfte der 8. Etappe bis Evisa:
Gut zu bewältigende Etappe mit nur einem sehr langatmigen Anstieg. Als bekannteste, und angeblich schönste, Strecke des Mare e Monti haben wir landschaftlich mehr erwartet. Sehr gut auch mit kleinen Kindern zu gehen, sowie für eine Tagesetappe bestens geeignet, da gute verkehrstechnische Anbindung.
Als Tages-Etappe für Kinder unter 8 Jahren gut geeignet und für Kinder ab 8 Jahren sehr gut geeignet!
Beschwingt und am Rücken erleichtert wandern wir weiter Richtung Marignana. Das Bergdorf Evisa ist wunderschön gelegen. Neben den immer vorherrschenden Bergen gibt es hier auch noch viel Grün zu sehen. Große Kastanienbäume und wild wuchernder Urwald prägen das landschaftliche Bild rund um Evisa. Der Mare e Monti führt uns in ein verwunschenes Tal, feuchte Luft und Nebel lassen die Landschaft märchenhaft erscheinen. Eine wirklich bezaubernde Etappe liegt vor uns. Für mich bisher die schönste dieser Tour!
Es geht nur leicht bergauf und bergab, und ohne Rucksack müssen wir uns kaum anstrengen. Im Tal überqueren wir eine Hängebrücke, an der unsere Kinder ihre helle Freude haben. Danach kommen wir an einem weiteren Highlight vorbei – einem Geisterdorf. Die verlassene Siedlung liegt tief im Wald versteckt und schläft einen endlosen Dornröschenschlaf. Die Turmglocke der verlassenen Kirche kann über ein Seil sogar angeschlagen werden. Weit tönt der Glockenschlag in die einsame Bergwelt hinein. Die Szenerie wirkt mystisch und auch ein wenig spooky.
Die gesamte Strecke führt durch dichten Wald und ist daher schattig. Kurz vor Marignana kommt man an riesigen, alten und teilweise ausgehöhlten Kastanien vorbei. Die Gite liegt gleich am Ortseingang von Marignana. Neben einem großen Massenlager mit Aufenthaltsraum und Küche sowie Camping, bietet die Gite mit einem kleinen Laden die Möglichkeit, hier seinen Proviant aufzufüllen. Aufgrund der mittlerweile bitteren Kälte verzichten wir heute aufs Zelten. In der schönen Unterkunft kochen wir gemeinsam mit anderen Wanderern ein leckeres Abendessen und genießen einen fantastischen Sonnenuntergang zu leckeren Nudeln.
Busverbindungen an die Küste nach Cargese und Ajaccio!
Fazit der zweiten Hälfte der 8. Etappe bis Marignana:
Sehr einfach zu laufende Etappe (Nach unserer Einschätzung die leichteste des gesamten Mare e Monti). Es ist geradezu ein Spaziergang im Vergleich zu den Etappen der letzten Tage. Der Weg ist flach und gut zu laufen. Landschaftlich für mich bisher der schönste und abwechslungsreichste Abschnitt des Mare e Monti. Für Familien mit kleinen Kindern wunderbar geeignet und sehr kindgerecht.
Als Tages-Etappe auch für kleine Kinder super geeignet!
Weiter wandern? Hier geht es zu den Etappen 9 und 10 →
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