5. Etappe: Girolata – Curzu
Höhenmeter: ↑1.020, ↓ 750
Etappenlänge: 10,3 km
Unsere benötigte Zeit: 7,5 Std. inkl. ca. 1,5 Std. Pause
Der Morgen beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Gestern Abend war es noch sehr kalt und die Nacht ebenfalls kühl gewesen. Mitte Mai muss man auch an den Küsten Korsikas noch mit niedrigen Temperaturen rechnen, selbst wenn es im Laufe eines Tages sehr heiß werden kann. Das gleiche gilt verstärkt in den Höhenlagen der Mittelgebirge. Hier können die Temperaturunterschiede noch krasser ausfallen.
Fast beschwingt machen wir uns auf den Weg, haben wir doch heute eine relativ kurze Etappe vor uns. Am Strand entlang laufend verlassen wir das Kunst- und Touristendorf Girolata. Der Mare e Monti teilt sich gleich am Ende des Strandes in zwei Varianten. Die – erst seit einigen Jahren – neue Strecke führt gemütlich flach am Hang entlang in die nächste Bucht, dem Strand von Tuara. Diese verpassen wir leider. Zwar weißt eine Beschilderung zum Strand hin, aber die Markierung für diesen Weg ist gelb, was uns schlichtweg verwirrt. Wir folgen lieber der üblichen orangen Markierung, das eindeutige Zeichen für den Mare e Monti, und laufen daher nach der alten Streckenführung, die uns in wesentlich höheren Lagen über den Bergrücken führt. So geht es für uns gleich zu Beginn steil bergauf und ebenso steil wieder nach unten in die nächste Bucht und zum Strand Tuara. Etwas schade, da wir so unsere Kräfte wieder unnötig verschwendet haben. Für alle, die nach uns kommen also der Hinweis: gleich nach dem Strand bitte rechts halten und auf dem gelb markierten Weg weiterlaufen. Der Strand von Tuara ist einsam und schön, trotz der Tatsache, dass er nicht aus schönem weißen Sand besteht, sondern nur aus grauem feinen Kiesel.
Weiter geht es jetzt moderater bergan zur Bocca a Croce. Auf dem Weg wird man auf eine Quelle hingewiesen, die jedoch leider kein Wasser mehr führt. Generell sollte man sich in dieser Hinsicht nicht auf die Angaben in Reiseführern verlassen, da die Klimaveränderung auch in Korsika eine stetige Veränderung der Wasserquellen mit sich bringt. Sicherheitshalber sollte man seinen Wasserbedarf für einen Tag immer dabei haben!
An der Bocca a Croce quert man die Straße und befindet sich fast wieder in der Zivilisation. Für Tagesausflügler, die zu Fuß oder mit dem Rad in die Berge unterwegs sind, gibt es hier einen großen Parkplatz zum Abstellen des Autos oder Caravan. Eine Imbissbude am Hang bietet neben einem herrlichen Ausblick über die Bucht auch Erfrischungen an. Für uns ein guter Platz für die Mittagspause.
Danach müssen wir die Straße überqueren und fast über Felsen klettern, um weiter auf dem Mare e Monti wandern zu können. Der Anstieg, der nun folgt ist für uns einer der steilsten und anstrengendsten der gesamten Tour! Sehr steil führt der Pfad ohne jegliche Windungen geradezu senkrecht den Berg hinauf auf ca. 700 Meter Höhe. Der Weg führt durch sehr niedrige bis nicht vorhandene Macchia, was bedeutet, dass man diesen Weg fast ohne jeglichen Schatten bewältigen muss. Es ist jetzt gerade Mittagszeit und leider unglaublich heiß. Wir keuchen und schleppen uns mühsam den Berg hinauf, von Schatten zu Schatten sozusagen, um immer wieder für einige Minuten ausruhen zu können. Jetzt finden meine Kinder das Wandern nicht mehr so lustig. Das einzige, was sie jetzt noch begeistert ist der Blick zurück, über die nun weit vor uns ausgebreitete wunderschöne Küste Korsikas.
Der Blick nach vorn lässt uns jedoch erschaudern, da wir auf der ersten Anhöhe erkennen, dass es zunächst wieder ein Stückchen nach unten und dann wieder nach oben geht. Zwischen zwei Berghängen treffen wir wieder auf eine exponierte Stelle mit Absturzgefahr. Wir müssen einen schmalen Felsengrat überqueren, bei dem es links und rechts einige Meter steil in die Tiefe geht. Meine Kinder sind sich jedoch wieder einmal nicht einig, wer denn nun als erstes gehen darf und üben sich mit ausgefahrenen Ellenbogen im Geschwisterverdrängen. Ich krieg die Krise! Ein kurzes, laut ausgesprochenes Machtwort bringt wieder Ruhe in die angespannte Situation. Zuerst testet die Mutter den besten Weg über den Kamm, dann darf der Sohn nachkommen und zum Schluss die Tochter und der nicht ganz schwindelfreie Vater. Im Nachhinein war die hier beschriebene Stelle gar nicht so schlimm, aber angesichts der vorherigen Anstrengung und mit den überhitzten Gemütern der Jugendlichen war es wahrlich kein Vergnügen.
Kurz vor dem Capu di Curzu (852 m), dem Hausberg von Curzu, steigt man rechts (ein Schild weist daraufhin) nach Curzu ab. Jetzt geht es sehr steil mit vielen Steinen und Felsen im Weg nach unten, was wiederum sehr anstrengend ist. Bis Curzu ändert sich an dieser Wegbeschaffenheit leider nichts.
Die einzige Gite des Dorfes liegt in der untersten Straße des am Berghang klebenden Dorfes. Auf steilen Asphaltstraßen führt der Weg zur Herberge. Die Besitzerin ist eine resolute alte Dame, die leider kein einziges Wort Englisch spricht. Zum Glück verfügt mein Gatte über ausreichende Französischkenntnisse.
Die Campingmöglichkeit an der Gite ist nichts für müde Beine. Über steile Treppen und einem Hang führt der Weg zum terrassenförmig angelegten Garten hinter dem Haus. Die Einkaufsmöglichkeiten in der Gite beschränken sich auch hier auf wenige Grundnahrungsmittel und Süßigkeiten. Weitere Geschäfte gibt es in Curzu nicht.
Fazit der fünften Etappe:
Eine zunächst einfach geglaubte Etappe – da kurz – entwickelte sich für uns zu einer der schwersten der bisherigen Tour. Zumindest kann man dies für den zweiten Anstieg nach der Bocca a Croce behaupten. Dafür hat man aber auch die schönsten landschaftlichen Ausblicke, mit malerischen Küsten und bezaubernder Bergkulisse, auf dem gesamten Mare e Monti – zumindest bei schönem Wetter. Alles in Allem eine sehr schöne und mit älteren Kindern machbare Etappe. Aufgrund der einen ausgesetzten Stelle für uns keine kleinkindgerechte Strecke (ohne Sicherung).
Aus unserer Sicht für Kinder ab ca. 8 Jahren aufgrund der niedrigen Gesamtlänge zwar möglich, aber sicherlich sehr! anstrengend.
6. Etappe Etappe: Curzu – Serriera
Höhenmeter: ↑370, ↓ 610
Etappenlänge: 8 km
Unsere benötigte Zeit: 3,5 Std. inkl. ca. 0,5 Std. Pause
An der derzeitigen Wetterlage soll sich in den nächsten Tagen nichts ändern. Sehr schön! So beginnt auch dieser Morgen mit strahlendem Sonnenschein und schon recht hohen Temperaturen.
Für die nächste Etappe des Mare e Monti müssen wir ins Dorf zurücklaufen. Unsere Kinder verabschieden sich noch von „ihrer Agate“, einem Esel, den wir gestern im Vorbeilaufen kennengelernt, und den meine Kinder sehr schnell ins Herz geschlossen haben. Sie gaben ihm den Namen Agate, ohne eigentlich zu wissen welches Geschlecht der süße Paarhufer eigentlich hat.
Die 6. Etappe des Mare e Monti schließt sich fast nahtlos an die 5. Etappe an. Man läuft praktisch nur ein paar Meter auf der Dorfstraße entlang und schon geht es wieder aus Curzu hinaus.
Zunächst führt die 6. Etappe flach entlang eines Hangs, auf dem Bauern ihre Gärten und Felder bestellen, oder Vieh grast. Weiter aus dem Dorf hinaus wird der Weg leicht wellig und schlängelt sich entlang eines Berghangs. Danach führt der Mare e Monti durch lichten Wald sehr steil bergab bis zu einem Fluss, dem Rau de Vetricella. Hier kann man im Schatten der Bäume gut Rast machen, bevor es wieder steil, und anfangs ohne Schatten, bergauf geht.
Zunächst steinig, entwickelt sich der Weg später zu einem gut laufbaren Feldweg, der jetzt durch einen schattigen Wald führt. Es geht wieder leicht bergab und bergauf, bevor man nach 8 Kilometern die, tief in den Bergen versteckte, Siedlung Serriera erreicht.
Neben der Gite d etape gibt es noch einige Hotels in Serriera. Die Wanderherberge ist allerdings sehr schön mit guter Zeltmöglichkeit und fantastischem Essen. Es gibt einen klitzekleinen Dorfladen mit wenig Auswahl an Lebensmitteln, aber frischem Obst und Gemüse, sowie Brot und besten, korsischen Käse.
Fazit der 6. Etappe:
Nach den letzten anstrengenden Etappen ist die 6. Etappe nach Serriera bezüglich ihrer Länge und dem Schwierigkeitsgrad fast schon entspannend. Dennoch hat man auf dieser Etappe einen nicht zu unterschätzenden steilen Abstieg und anschließend einen nicht minder steilen Aufstieg. Landschaftlich kann diese Etappe leider nicht überzeugen, da weite Strecken durch Wald oder landwirtschaftlich genutztes Gebiet führen. Man fühlt sich hier weit weniger von der Zivilisation entfernt als auf anderen Etappen. Dafür ist diese 6. Etappe sehr gut geeignet für einen Tagesausflug mit kleineren Kindern, da man mit dem Fluss Rau de Vetricella eine herrliche Abwechslung für die Kleinen hat.
Als Tages-Etappe für Kinder unter 8 Jahren gut und ab 8 Jahren sehr gut geeignet!
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Wir freuen uns riesig über einen Kommentar von dir!
Vielen Dank für die ausführlichen und toll formulierten Berichte. So konnte ich meine Tochter täglich begleiten, als sie die Etappen lief.!!!!!
hallo Christine,
Meine Freunde und ich wollen gerne Anfang September uns auch auf den Weg des tre mare e Monti machen.
Da wir aber nicht all zu viel Zeit haben wollen wir nur 5-6 Tage wandern. Meine Frage wäre daher ob du auch noch alternative Aufstiegsmöglichkeiten parat hast und wie genau man dann zurück zum Auto kommt? Wie habt ihr das den mit eurem Auto gelöst habt ihr es in Calenzana stehen gelassen.
Mit freundlichen Grüßen
Paul
Hallo Paul,
Wie schon in den einzelnen Beiträgen erwähnt gibt es gute Busverbindungen von einigen Orten aus. Das sind eigentlich fast alle Orte, die an Straße D81 oder D 84 zwischen Calenzana und Cargese liegen. Konkret sind das Galeria D 81 (nach Etappe 3) oder die Ortschaften Evisa, Ota, Marignana (Etappe 7-8). Letztere fahren über Porto an die Küste. Natürlich weiß ich nicht wie das aktuell aussieht, da unsere Reise ja schon 5 Jahre her ist.
Ein Auto hatten wir auf Korsika nicht, sondern sind alles mit öffentlichen Bussen gefahren. Es gibt auch eine schöne Zugverbindung durchs Landesinnere, die wir im Anschluss der Wanderung gefahren sind.
Der gesamte Wanderweg ist 127 Kilometer lang, ich sage mal, wenn ihr stramme Jungs seid, könnt ihr den Weg in 6 Tagen schaffen. 🙂
Gruß
Christine
Hallo Christine,
vielen dank für die ausführliche Beschreibung. eins ist mir noch aber nicht ganz klar. WEnn wir unserem Zelt mitbringen, müssen wir überall noch anrufen und platz reservieren? oder geht es meistens ohne auch? wir gehen nächste woche.
vielen dank,
REgina
In der Vorsaison geht es auf jeden Fall ohne Reservierung. In der Hauptsaison (Juni bis Ende August) kann ich das leider nicht beurteilen. So wahnsinnig viele Stellplätze gibt es bei den Unterkünften nämlich nicht und irgendwann ist jeder Platz einmal voll. Deswegen würde ich in der Hauptsaison vielleicht einen Tag vorher anrufen.
uh oh – da werde ich wohl meine Französisch-Kenntnisse auffrischen müssen!
Vielen Dank für diesen informativen Bericht!
Herzliche Grüße
Renate
Hallo Renate,
ja, Französischkenntnisse sind auf Korsika von Vorteil, auch wenn man meist mit Englisch ganz gut zurechtkommt.