Etappe 7 von Spechtsbrunn nach Brennersgrün 20 km
Von Spechtsbrunn aus führt der Rennsteig zunächst in leichten Wellen tendenziell bergab. Nach ca. 3 Kilometern quert man am Zollhaus Schildwiese eine historische Passstraße mit dem verlockenden Namen „Kalte Küche“. (Wir freuen uns schon auf eine deftige Brotzeit) Erzählungen nach stammt der Name „Kalte Küche“ von den Handelsreisenden, die auf dieser Strecke von Nürnberg nach Leipzig reisten und hier Rast machten, um ihre Brotzeit zu verzehren. Nachgewiesen ist diese nette Anekdote aber nicht. Heute befinden sich hier ein Naturparkinformationszentrum und ein Kiosk, in dem es selbstverständlich auch warme Speisen gibt. An diesem historisch bedeutsamen Ort verläuft auch die Grenze der drei Naturparks Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald.
Der Rennsteig führt auf den ersten 10 Kilometern beständig bergab, bis man in der kleinen oberfränkischen Ortschaft Steinbach am Wald eine Talsohle erreicht, welche aber immerhin noch auf 650 m liegt. Von hier aus führt der Rennsteig wieder beständig – und etwas anstrengender – bergan, bis man wieder eine Höhe von 770 m erreicht hat. Auf den letzten 5 Kilometer geht es recht unspektakulär über Wiesen und Wälder auf flachem Terrain nach Brennersgrün, einer klitzekleinen und unscheinbaren Gemeinde, die jedoch für Rennsteigwanderer ein Highlight zu bieten hat – nämlich das nächste hervorragend ausgestattete Rennsteighaus (mit Übernachtungsmöglichkeit).
Etappe 8 von Brennersgrün nach Blankenstein 21 km
Die letzte Etappe des Rennsteigs ist nicht gerade ein Aushängeschild für den historischen Wanderweg. Der Weg führt hauptsächlich entlang von Landstraßen durch landwirtschaftlich genutzte Flächen nach Blankenstein. Lediglich nach 10 km am Kulmberg führt der Rennsteig noch einmal durch schöneres Wandergelände. Hier überquert man abermals die ehemalige innerdeutsche Grenze und läuft ein Stückchen auf einem Kolonnenweg des Grünen Bandes. Das vom Bund Naturschutz e.V. Bayern ins Leben gerufene gesamtdeutsche Naturschutzprojekt gilt als größter Biotopverbund Deutschlands. (Mein Kollege kann dazu ein bisschen mehr erzählen)
Auf dieser letzten Etappe hat man viel Zeit ein Resümee zu ziehen über den ältesten Fernwanderweg Deutschlands. Kann man ihn empfehlen? Wenn nein, warum nicht? Ich versuche mich an einer objektiven Zusammenfassung (obwohl ich weiß, dass so etwas schwierig ist, da immer subjektive Empfindungen mit einfließen). Aber ich versuche es…….
Unser Gesamtfazit zum Rennsteig in Thüringen
Der Rennsteig ist der älteste – und laut Medien meist begangene – Fernwanderweg Deutschlands. Allein die Historie dieses Fernwanderweges macht neugierig, weshalb sicher viele aus diesem einen Grund den Rennsteig gehen (wollen). Unser Gesamtfazit zum Rennsteig fällt dennoch unterschiedlich aus, genauer gesagt, können wir den Rennsteig aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus empfehlen, aber auch nicht empfehlen.
Empfehlenswert ist der Rennsteig für alle Wanderer, die des Wanderns wegen unterwegs sind und keinen besonders reizvollen Wanderweg suchen. Denn das kann der Rennsteig leider nicht bieten. Ich möchte damit nicht sagen, dass er keine schönen Streckenabschnitte zu bieten hat, aber in seiner Gesamtheit gibt es – verglichen mit anderen Fernwanderwegen in Deutschland – keine herausragenden landschaftlichen Höhepunkte.
Dennoch ist der Rennsteig ein sehr guter Wanderweg für Anfänger, Genusswanderer und Familien mit (kleinen) Kindern, und das aus folgenden Gründen
- Es gibt keine schwierigen Passagen, alle Wege sind gut zu begehen
- Er ist „idiotensicher“ markiert, ein Verlaufen ist auch ohne eigene Navigation praktisch unmöglich
- Die Vermarktung des Wanderwegs und die daraus resultierende Logistik für Wanderer ist hervorragend
- Genussmenschen, die oft und gerne Einkehren, finden zahlreiche Möglichkeiten, d.h. die Gastrodichte ist außerordentlich hoch für einen Fernwanderweg dieser Länge (allerdings müssen die Öffnungszeiten beachtet werden!)
- Die Etappen können aufgrund der sehr engmaschigen Übernachtungsmöglichkeiten sehr individuell gestaltet werden
Empfehlen können wir auch den 195 Kilometer langen Rennsteig-Höhenradweg, der fast identisch zum Wanderweg verläuft. Er ist eine schöne, aber auch anspruchsvolle, Mountainbike-Strecke für ein verlängertes Wochenende.
Und warum würden wir den Rennsteig empfehlen?
Aus dem Grund der sehr guten Logistik für Wanderer. Auf dem gesamten Rennsteig gibt es sechs Servicehäuser (sogenannte Rennsteighäuser) in denen man verschiedene Services nutzen kann. Dazu gehören Toiletten, Duschen, Stromversorgung, Aufenthaltsräume mit teilweise Getränkeservice und süßen Snacks. Und in manchen Rennsteighäusern kann man sogar übernachten. Das kennen wir von keinem von uns bisher gelaufenen Fernwanderwegen in Deutschland.
Zum Übernachten eignen sich auch die noch zahlreicheren Schutzhütten, die auf dem Rennsteig alle paar Kilometer zu finden sind. Das wilde Übernachten (Biwakieren) wird auf dem Rennsteig an den Schutzhütten aus unserer Erfahrung toleriert. Zu den Schutzhütten sei noch erwähnt, dass diese in der Regel hervorragend gepflegt sind (Hilton-Qualität laut Fr. Christine Thürmer, was wir ebenfalls bestätigen können). In einer Hütte haben wir sogar ein ganz normales Bett gesehen.
Und wem können wir den Rennsteig nicht empfehlen?
Zwar kann man den Rennsteig durch seine ausgesprochen gute Logistik für Wanderer (z.B. die Schutzhütten) sehr gut ohne Berührungspunkte zur Zivilisation gehen. Einen erfahrenen Wanderer, der lieber auf unbekanntem, wilden Terrain zuhause ist, wird dieser Fernwanderweg allerdings nicht aus den (Wander-)Socken hauen, sprich begeistern. Zum einen ist der Rennsteig durch seinen Bekanntheitsgrad stark bis sehr stark frequentiert und zum anderen ist der Wegeverlauf (sicher auch aufgrund seiner Historie) wenig inspirierend und viel zu oft langweilig und monoton. Am meisten störte uns die Tatsache, dass der Wanderweg allzu oft „überpflegt“ ist, d.h. es werden sogar die schönen naturbelassenen Waldwege mit einem Schotterbett versehen. Im Ernst?!
Als Gesamtfazit können wir sagen, dass der Rennsteig sicher nicht für jeden ein ausnahmslos empfehlenswerter Fernwanderweg ist. Andererseits bietet er viel Positives was andere Fernwanderwege in Deutschland vermissen lassen.
Wie stehst du zum Rennsteig. Wir freuen uns über deine Meinung dazu.
weitere schöne Wanderungen findest du auf unserer interaktiven Karte →
Wir sind den ersten Teil des Rennsteigs von Eisenach nach Friedrichsroda gegangen und waren enttäuscht. Zum einen verläuft der „Wanderweg“ grösstenteils auf Asphalt und grobem Schotter gemeinsam mit dem Fahrradweg und zum Anderen ist der ehemalige Wald auf den Gipfeln schon vor Jahren den Naturgewalten zum Opfer gefallen, so dass Ödnis vorherrscht. Natürlich gibt es auch empfehlenswerte Highlights. Ich bin schon viele Fernwanderwege gegangen aber der Rennsteig war doch sehr enttäuschen im Vergleich.
Hallo,
aus genau diesem Grund fällt auch unser Fazit gemischt aus. Natürlich ist der Rennsteig durch seine lange Geschichte ein gewachsener Wanderweg mit einer interessanten Historie, trotzdem wurde er meiner Meinung nach zu sehr an vorhandene Wirtschaftswege angepasst und ist kein natürlicher Wanderweg mehr. Auch das Fichtensterben im Thüringer Wald haben wir traurig zur Kenntnis genommen. Dennoch glaube ich, dass der Rennsteig ein guter Wanderweg für Einsteiger und Familien ist, da er logistisch sehr viel zu bieten hat.