Fernwanderwege in Deutschland – der Milseburgweg in der Rhön

Auf dem Milseburgweg

Die Rhön ist ein Mittelgebirge im Herzen Deutschlands und liegt im Grenzgebiet der Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen. An die Rhön grenzen weitere Mittelgebirge wie der Spessart, der Thüringer Wald und der Vogelsberg. Der Tourismusverband Rhön wirbt mit dem Slogan „Das Land der offenen Fernen“ und beschreibt damit das Gebiet der Rhön ziemlich treffend. Durch immer wieder voneinander abgegrenzte Waldgebiete genießt man von den Bergkuppen der Rhön fast überall einen weiten Blick in offene Landschaften. Nicht zuletzt deshalb ist die Rhön ein sehr beliebtes Wandergebiet mit einem gut markierten Wanderwegenetz, welches vom Rhönklub betreut wird. Zahlreiche Fernwanderwege und Tagestouren (zumeist als Rundwanderwege angelegt) durchziehen das Gebiet der Rhön, welches zu den am schwächsten besiedelten Gebieten Deutschlands zählt.

Nachdem wir unsere Heimat, den Spessart, auf verschiedenen Wanderungen und Fernwanderungen in seiner Gänze erwandert haben, wenden wir uns der nahen Rhön zu. Unser erster Fernwanderweg, den wir in der Rhön wandern, ist der 74 km lange Milseburgweg. Er durchquert die Rhön von West nach Ost (oder umgekehrt) und verbindet dabei die Städte Fulda und Meiningen miteinander. Als Namensgeber des Fernwanderwegs gilt die Milseburg, ein markanter Berg in der westlichen Rhön bei Fulda.

Beginn des Milseburgwegs
Die ersten Kilometer auf dem Milseburgweg

Wie erreiche ich die Startpunkte des Milseburgwegs

Die Städte Fulda und Meiningen sind jeweils sehr gut mit der Bahn zu erreichen. Der westliche Startpunkt Fulda erreicht man im Süden über die Bahndrehkreuze Gemünden oder Hanau und im Norden über Kassel. Die Stadt Meiningen erreicht man im Süden über Schweinfurt und Norden über Eisenach. Eine Bahnverbindung der Städte Fulda und Meiningen durch die Rhön gibt es jedoch nicht. Wer also mit der Bahn wieder zum Startpunkt zurück möchte, muss einen weiten Umweg in Kauf nehmen. Die Anreise mit dem Auto ist ebenfalls unkompliziert, da beide Städte direkt an Autobahnen (A7 und A71) liegen. Als Langzeitparkplatz wird in Fulda der Parkplatz „Ochsenwiese“ unweit des Fuldaer Bahnhofs empfohlen (kostenpflichtig), in Meiningen der Parkplatz „Zentrum-West“.

Wir sind den Milseburgweg von Fulda nach Meiningen gelaufen und möchten ihn auch in dieser Richtung beschreiben.

Erste Etappe von Fulda nach Oberrupsroth 26 km

Die Beschilderung ist von Beginn an dürftig
Das rote Dreieck markiert den Milseburgweg

Für uns beginnt der Milseburgweg am Bahnhof von Fulda. Wir haben uns vor der Tour die GPS-Daten auf unsere Wanderapp geladen, sodass eine Navigation durch die Stadt kein Problem darstellt, ohne diese wären wir aufgrund der fehlenden Beschilderung allerdings aufgeschmissen gewesen (doch dazu später mehr).

Der Weg bis zum Stadtende beläuft sich auf ca. 5 Kilometer. Diese kann man sich sparen, wenn man mit dem Stadtbus in den südlichen Stadtteil „Künzell“ zur Station „Sieben Welten“ (ein Hotelkomplex) fährt. Von dort findet man den Einstieg in den Wanderweg allerdings auch nur mit einer eigenen Navigation oder Wanderkarte. Die Beschilderung des Milseburgwegs ist von Beginn an lückenhaft und manchmal sogar so schlecht, dass man ohne eigene Navigation keine Chance hat den Weg zu finden. Gerade zu Beginn des Milseburgwegs fehlen zahlreiche Wegmarkierungen.

Mit der schlechten Wegmarkierung konfrontiert hangeln wir uns von einer Markierung zur nächsten, immer mit dem schnellen Griff zum Handy, wenn wieder einmal eine Wegkreuzung unmarkiert ist. Über die kleinen Dörfer Keulos, Wisselrod und Friesenhausen steigt der Milseburgweg gemächlich bergan. Hinter der Finkmühle bei km 15 steigt der Milseburgweg zum ersten Mal stärker an auf den 646 Meter hohen Steinwandberg. Oben quert der Milseburgweg den Hochrhönring und steigt weiter an auf die 700 Meter hohe Maulkuppe. Hier genießt man zum ersten Mal einen wunderschönen Weitblick in die Rhön mit dem höchsten Berg der Rhön, der Wasserkuppe. Auf der Maulkuppe hat man 18,6 Kilometer zurückgelegt. Dort steht das Gasthaus Fuldaer Haus, welches neben Speisen auch Gästezimmer anbietet.

Das Fuldaer Haus
Das Fuldaer Haus

Über den Sternsküppel führt der Milseburgweg in das auf 600 Meter Höhe gelegene Biebertal. Danach geht es steil bergan zur Milseburg, den Berg, der dem Fernwanderweg seinen Namen gibt. Auf dem Gipfel der Milseburg war bis vor zwei Jahren eine bewirtschaftete Rasthütte, die zunächst geschlossen und in diesem Jahr abgerissen wurde. Ein Neubau ist geplant. (Stand Juni 2022) Der Gipfel der 835 Meter Milseburg bietet bei gutem Wetter einen wunderschönen Weitblick über die nördliche Kuppenrhön. Wir kennen diesen Blick jedoch und ersparen uns angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit einen erneuten Aufstieg. Wir müssen noch den nächsten Berg, den Bubenbader Stein, queren um unser heutiges Ziel, Oberrupsroth, zu erreichen. Der kleine Ort verfügt über zwei Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Milseburg
Die Milseburg im Abendlicht

Zweite Etappe von Oberrupsroth nach Kaltensundheim (Schutzhütte am Leichelberg) 25 km

Am Morgen führt uns der Milseburgweg wieder bergan zur Burgruine Eberstein auf dem Tannenfelser Berg. Nach 8 Kilometern kreuzen wir das Ulstertal in dem die Ortschaft Batten liegt. Für Proviantnachschub gibt es in dem kleinen Ort einen Aldi unweit der Strecke. Hinter Batten folgt ein längerer und teilweise steiler Anstieg zur Hohen Rhön.  Über mehrere Kilometer verläuft der Milseburgweg nun auf der Höhe über mehrere Gipfel, die immer wieder schöne Ausblicke in weite Landschaften bieten. Hier macht der Werbeslogan „Das Land der offenen Fernen“ seinem Namen alle Ehre. Selbst den markanten Gipfel der Milseburg erkennt man in der Ferne und auch die Wasserkuppe mit ihrer bekannten Kugel auf dem Gipfel kann man in der Weite der Landschaft erahnen. Kurz vor dem Eisenacher Haus passiert man die ehemalige innerdeutsche Grenze, von der hier jedoch nichts mehr zu erkennen ist. Kurz dahinter, auf dem 813 Meter hohen Berg „Ellenbogen“ gibt es einen futuristischen Aussichtsturm, der mit einem grandiosen Weitblick über die nördliche Rhön und in der Ferne den Thüringer Wald begeistert. Hinter dem Schafküppel (807 m) führt der Milseburgweg im Wald wieder in niedrigere Gefilde, bis er bei Kilometer 23 die Staatsstraße nach Kaltensundheim kreuzt. Für eine Übernachtung in der Ortschaft Kaltensundheim muss man den Milseburgweg verlassen und zwei Kilometer in den Ort laufen (es gibt ein Hotel). Wir laufen noch drei Kilometer weiter zur Schutzhütte am Leichelberg und übernachten dort mit unserer bewährten Biwakausrüstung.

Auf dem Milseburgweg

Letzte Etappe von der Schutzhütte am Leichelberg nach Meiningen 23 km

Wegbeschreibung MilseburgwegNach einer ruhigen und kalten Nacht freuen wir uns, dass uns die Sonne am Morgen mit ihren wärmenden Strahlen begrüßt. Die letzte Etappe ist mit 500 Höhenmeter etwas einfacher als die ersten beiden. Zunächst geht es über den Leichelberg bergab in die kleine Ortschaft Aschenhausen, um danach wieder über den Berg „Diesburg“ anzusteigen. Hinter dem Wald öffnet sich plötzlich wieder die Landschaft und man läuft über einen weiten, offenen und wunderschönen Höhenweg (Hohe Löhr), der wieder einmal atemberaubende Aussichten bietet, der Hohen Geba entgegen. Die Hohe Geba ist ein weiteres Highlight des Milseburgwegs. Der 751 Meter hohe, und nahezu baumlose, Berg bietet weitere atemberaubende Weitblicke in die Rhön und anschließenden Thüringer Wald. Der Abstieg von der Hohen Geba Richtung Meiningen ist besonders schön. Man passiert noch zwei kleine Ortschaften im Meininger Tal und ächzt einen letzten steilen Anstieg zum Hakenberg hinauf. Durch ein längeres Waldstück erreicht man nach 23 Kilometern Meiningen. Auf der Höhe im Wald sollte man den Aussichtspunkt „Diezhäuschen“ nicht verpassen, von dem aus man einen Panoramablick auf Meiningen genießt. Der Milseburgweg endet schließlich am Schloss Elisabethenburg am Fluss Werra.

Blick von der Hohen Geba nach Thüringen
Blick von der Hohen Geba Richtung Thüringer Wald

Unser Fazit des Milseburgwegs

Wegmarkierung MilseburgwegDer noch recht wenig begangene und eher unbekannte Milseburgweg in der nördlichen Rhön ist für mich ein bezaubernder kurzer Fernwanderweg mit vielen kleinen Aha-Momenten. Es fehlt ihm zwar der große Wow-Effekt und spektakuläre landschaftliche (oder kulturelle) Höhepunkte, dafür kann er aber mit vielen kleinen (Natur)-Schönheiten entlang des Weges begeistern. Wie schon erwähnt bietet die Rhön zahlreiche Ausblicke in weite, sehr schwach besiedelte, Naturlandschaften. Der Weg selbst verläuft zum größten Teil auf geschotterten Forstwegen. Nur hin und wieder führt der Milseburgweg tiefer in den Wald hinein. Dafür gibt es immer wieder schöne Abschnitte über offene Wiesenflächen der Rhön, wo man mit etwas Glück die bekannten Rhönschafe sehen kann. Die Strecke von 74 Kilometer kann bequem in drei Tagen gewandert werden. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind bei dieser Etappeneinteilung allerdings etwas schwierig, da die Ortschaften diesbezüglich ungünstig liegen. Es gibt feste Unterkünfte am Fuldaer Haus (km 15), Oberrupsroth (km 26), Batten (km 35 – mit Campingplatz),  Hilders (km 35 abseits der Strecke), am Thüringer Rhönhaus (km 42), am Eisenacher Haus (km 43) Kaltensundheim (km 52 ebenfalls abseits der Strecke), auf der Hohen Geba (km 60 – Campingplatz) und in der letzten Ortschaft Herpf, zehn Kilometer vor Meiningen.

Ausblick vom Ellenbogen
Ausblick in die nördliche Rhön vom Aussichtspunkt „Ellenbogen“

Das Einzige was wir am Milseburgweg zu beanstanden haben, ist seine sehr schlechte Beschilderung, vor allem zu Beginn der Strecke bei Fulda. Sehr lange mussten wir auf das offizielle Zeichen (ein rotes Dreieck mit der Aufschrift Rhönklub) warten. Hin und wieder wird dieses eher unspezifische Zeichen mit richtigen Wegweisern, auf denen dann tatsächlich Milseburgweg steht, ergänzt. Richtung Thüringen wird die Beschilderung deutlich besser. Wir haben uns vor der Tour die GPS-Daten von der Plattform outdooractive heruntergeladen. Diese Daten sind bis auf sehr wenige Ausnahmen mit dem tatsächlichen Wanderweg identisch. Ehrlich gesagt wären wir ohne die digitale Navigation auf diesem Wanderweg mehr als einmal lost gewesen.

Nachtrag: Ein aufmerksamer Leser hat mich daraufhin gewiesen, dass die Wegeführung des Milseburgwegs schon vor einigen Jahren geändert wurde. Er führt jetzt über Petersberg, Margretenhaun und den Stellberg. Somit konnten wir gar keine Beschilderung finden. Vielen Dank dem Leser für den Hinweis, und Danke, dass ihr unsere Berichte so aufmerksam lest, und uns auf Fehler hinweist.

Der Milseburgweg

Kennst du noch weitere lohnenswerte Wanderungen in der Rhön? Dann freuen wir uns, wenn du diese mit uns teilst! 

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2 Kommentare zu „Fernwanderwege in Deutschland – der Milseburgweg in der Rhön“

  1. Hallo,
    ihr seid auf dem ersten Wegstück auf dem falschen Weg gelaufen. Schon vor vielen Jahren wurde die Wegführung zwischen Fulda und dem Fuldaer Haus geändert. Der Weg führt jetzt über Petersberg, Margretenhaun und den Stellberg und ist da sehr gut markiert. Aber auf der ehemaligen Strecke über Künzell, Wisselsrod und Friesenhausen sind so gut wie gar keine roten Pfeil-Markierungen mehr vorhanden. Leider sind auch im Internet noch öfters die GPS-Daten der alten Wegführung zu finden.
    VG,
    Norbert

    1. Vielen Dank für deinen Hinweis, Norbert. Ich habe mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmen kann. Es fehlten nämlich jegliche Hinweise zum Wanderweg. Nur schade, dass es auf der Seite des Rhönklub dazu keinen Hinweis gibt.

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