Fernwanderwege in Deutschland – der Lahn-Dill-Bergland-Pfad in Hessen

Für unsere Frühjahrstour im letzten Jahr musste ich beim Finden eines längeren Wanderweges den Kreis um unsere Heimat etwas größer ziehen, haben wir doch schon sämtliche Fernwanderwege des Spessarts in den letzten Jahren begangen. Mein Blick bei der Suche nach interessanten Touren fiel auf das in nächster Nähe liegende Bundesland Hessen, welches mit vielen kleinen Mittelgebirgen interessante Wanderwege bietet.

Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad

 

Wo genau liegt der Lahn-Dill-Bergland-Pfad?

Der Lahn-Dill-Bergland-PfadIm Westen Mittelhessens liegt der Lahn-Dill-Kreis, dessen Namensgebung er den beiden Flüssen Lahn und Dill verdankt, die durch diesen Landkreis fließen. Der von vielen Hügeln geprägte Landkreis ist sozusagen die Schnittstelle mehrerer Mittelgebirge. Im Norden findet man die Ausläufer des Rothaargebirges, im Westen Teile des Westerwaldes, im Osten das Gladenbacher Bergland und der Süden des Lahn-Dill-Kreises beinhaltet Teile des Taunus.

Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad mit einer Länge von ca. 90 Kilometern durchquert den Landkreis Lahn-Dill von Ost-nach-West (oder umgekehrt) und bietet somit eine ideale Länge für unseren viertägigen Wanderausflug. Daneben trägt der im Mai 2008 eröffnete Fernwanderweg das Premiumsiegel des Deutschen Wanderinstituts als besonders sehenswerter Wanderweg. Hört sich gut an in meinen Wanderohren, weshalb diese Tour schnell geplant und in die Tat umgesetzt wird. So wandern wir vier Tage im hessischen Westen von Dillenburg nach Marburg.

Anreise zum Lahn-Dill-Bergland-Pfad

Wegweiser des Der Lahn-Dill-Bergland-PfadDie Anreise nach Dillenburg (die Ortschaft liegt direkt an der A 45) legen wir mit dem Auto zurück und lassen unsere Wagen vier Tage in Dillenburg stehen. Vom Endpunkt Marburg gibt es eine sehr schnelle Zugverbindung über Gießen zurück nach Dillenburg. Somit verläuft auch die Rückreise zum Anfangspunkt der Tour zügig und unproblematisch.

Für den Lahn-Dill-Bergland-Pfad gibt es auch eine alternative Startetappe, die in der sechs Kilometer von Dillenburg entfernt liegenden Stadt Herborn beginnt. Diese Etappe ist fünf Kilometer kürzer und trifft im Herborner Stadtteil Seelbach mit dem Dillenburger Weg zusammen.

Eine Wanderung auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad kann beliebig verlängert werden, da er den Marburger Elisabethpfaden mit dem Rothaarsteig verbindet. Weiterhin Anbindungen bestehen an den Burgwaldpfad (von Marburg nach Frankenberg) und den Westerwaldsteig (von Herborn nach Bad Hönningen an den Rhein).

Unsere Wanderung auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad

Etappe 1 von Dillenburg nach Eisemroth 24 km

Der eigentliche Startpunkt des Lahn-Dill-Bergland-Pfads ist der Hofgarten in Dillenburg. Wir jedoch steigen am östlichen Ortsausgang Dillenburgs in den Lahn-Dill-Bergland-Pfad ein. Der Weg führt zunächst leicht ansteigend durch lichten Wald bis zur kleinen Ortschaft Niederscheld. Danach steigt der Weg stärker an zum Gleichenhäuschen. Von dort genießt man einen ersten schönen Blick in die Umgebung südlich von Dillenburg. Auf halber Höhe flankiert man den Berg „Hegetalskopf“ mit dem dortigen Vogelschutzgebiet.

Spielplatz im Wald
Ein schöner Spielplatz mitten im Wald auf der ersten Etappe

Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad steigt anschließend immer noch weiter an auf eine Höhe von 470 Meter. Man passiert einen schönen Spielplatz mitten im Wald und erreicht nach 12 Kilometern die erste Schutzhütte Bicken oberhalb der Ortschaft Seelbach. Hier laufen die beiden Startpunkte des Lahn-Dill-Bergland-Pfads zusammen. Im weiteren Verlauf der Etappe genießt man immer wieder schöne Blicke in die Landschaft des Lahn-Dill-Kreises. Bei der Ortschaft Bicken geht der Weg noch einmal hinunter ins Tal und anschließend etwas stärker anzusteigen. Generell sind die Anstiege auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad jedoch nicht sehr steil und wenn doch, dann nur sehr kurz. Den letzten kurzen und steilen Anstieg des Tages gibt es in der Ortschaft Bicken zur Schutzhütte am Hainberg. Die letzten knapp zehn Kilometer verläuft der Lahn-Dill-Bergland-Pfad wellenförmig über die Höhe und lässt auch hier wieder schöne Ausblicke in weite Landschaften zu. Die Ortschaft Eisemroth erreicht man nach ca. 24 Kilometern.

Ruhebank auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad
Auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad gibt es zahlreiche schöne Aussichtsplätze

Etappe 2 von Eisemroth nach Gladenbach 27,5 km

Wegweiser auf dem Lahn-Dill-Bergland-PfadHinter Eisemroth steigt der Wanderweg wieder gemächlich aber kontinuierlich an. Am Dorfende passiert man zunächst ein schönes Naturschwimmbad, bevor man die Staatsstraße 3050 quert und über Wiesen und offene Felder bergan läuft. Von Eisemroth bis in die nächste Ortschaft Bad Endbach genießt man häufig schöne Ausblicke in weite Landschaften, allerdings mit vielen Windrädern gespickt.  An der Schutzhütte Günterod bei Kilometer 5 ist der Ausblick besonders schön. Bad Endbach erreicht man nach knapp zehn Kilometern. Hier gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, zwei Supermärkte und diverse Restaurants.

Hinter Bad Endbach gibt es noch zwei größere Hügel zu bezwingen. Der erste ist die Endbacher Platte. Bei Kilometer 15 führt der Lahn-Dill-Bergland-Pfad noch einmal ist Tal, dem Seibertshäuser Wiesental. Der letzte größere Hügel ist mit 461 Meter die Erdhäuser Koppe. Unweit, aber nicht direkt am Wanderweg liegt der Koppeturm, der einen großartigen Ausblick in das Salzbödetal bietet. Am Etappenziel, der Kleinstadt Gladenbach, findet man eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten und andere touristische Angebote.

Etappe 3 von Gladenbach zur Schutzhütte am Rimberg 21,4 km

Nach dieser langen Etappe fällt mir am nächsten Tag der Aufbruch nicht gerade leicht. Ich spüre meine Muskulatur deutlich und auch die Knochen knacken hier und da. Glücklicherweise geht es zunächst nur sehr gemächlich bergan. Oberhalb von Gladenbach liegt die sehenswerte Felsenlandschaft „Hinterländer Schweiz“. Dort ragen bizarre Schieferfelsen aus dem Berg hervor. Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad schlängelt sich als ein enger Pfad ohne großen Anstieg an diesen Felsen vorbei.

Die Hinterländer Schweiz
Das Gebiet „Hinterländer Schweiz“ bei Gladenbach

Nach dem Waldpfad öffnet sich der Blick wieder auf grüne, von Wäldern eingerahmte, Wiesen, die einst eine Siedlung beherbergten (Wüstung Ideshausen). Nach fünf Kilometern hinter Rachelshausen gibt es wieder einen größeren Anstieg auf den 552 Meter hohen Berg Daubhaus. Von oben genießt man schöne und weite Ausblicke ins Gießener und Marburger Land. Der nicht mehr betriebene Diabas-Steinbruch ist ebenfalls sehenswert.  Auf dem anschließenden Berg Hünstein steht ein schon etwas in die Jahre gekommener Aussichtsturm, dessen Ausblick dennoch lohnt.

Blick vom Daubhaus Berg
Blick vom Daubhaus Berg ins Marburger Land

Anschließend führt der Lahn-Dill-Bergland-Pfad noch einmal ins Tal, streift dabei mehrere kleine Dörfer, um auf den letzten Kilometern zum Rimberg (die höchste Erhebung in der Umgebung) anzusteigen. Diese letzten sieben Kilometer bis zum Aussichtsturm sind für mich die schönsten des ganzen Lahn-Dill-Bergland-Pfads. Es gibt wirklich wunderschöne Ausblicke und vom Rimbergturm aus einen 360 Grad Rundumblick über gefühlt halb Hessen.

Auf dem Rimbergturm
Abendlicher Blick vom Rimbergturm aus

Etappe 4 vom Rimberg nach Marburg 20 km

Die letzte Etappe geht fast nur noch bergab, obwohl noch zwei kleinere Hügel zu überwinden sind. Landschaftlich bietet die letzte Etappe nichts Neues und ist auch sonst nicht sonderlich spektakulär. Lediglich der Abstieg vom Rimberg ist im Frühjahr recht schön, da hier im Wald neben sattgrünem Gras weiße Blütenteppiche dominieren. Man befindet sich jetzt im Marburger Bergland und zur Universitätsstadt Marburg ist es quasi nur noch ein Katzensprung. Man erreicht Marburg im Ortsteil Ockershausen. Über den riesigen Zentralfriedhof und anschließend den Dammelsberg erreicht man das Landgrafenschloss, das zum Schluss doch noch etwas Sehenswertes auf dieser Etappe bereithält. Auch die Elisabethkirche in der Stadt sollte man sich nicht entgehen lassen.

Die Stadt Marburg
Das Ziel im Blick – die Stadt Marburg

Unser Fazit zum Lahn-Dill-Bergland-Pfad

Für uns war der Lahn-Dill-Bergland-Pfad ein schöner, jedoch keinesfalls spektakulärer, Wanderweg. Was die Schönheit der Landschaft – für uns – etwas trübte ist der unübersehbar schlechte Zustand der Wälder der westhessischen Mittelgebirge. Auf noch keinem Wanderweg den ich in den letzten Jahren gewandert bin wurde mir der katastrophale Zustand unserer deutschen Wälder so bedrückend vor Augen geführt. Wir müssen unbedingt etwas für unsere sterbenden Wälder tun, bevor sie nicht mehr existieren. So traurig diese Tatsache für mich war, so bewundernswert fand ich die Versuche der Gemeinden die oft durch Windbruch zerstörten Waldschneisen zu renaturieren. Sehr häufig waren auch kleine Waldstücke zu finden, in denen die alten abgestorbenen Bäume liegenbleiben durften und der Wald sich somit selbst erneuern kann.

Wald im Marburger Land

Trotz dieser betrüblichen Tatsache bietet der Lahn-Dill-Bergland-Pfad auf seiner Länge von ca. 90 Kilometern ein abwechslungsreiches Landschafsbild mit sehr vielen schönen Ausblicken in die hügeligen Mittelgebirge Westhessens.

Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad ist übrigens lückenlos beschildert, womit eine zusätzliche Navigation eigentlich nicht notwendig ist. Was die Übernachtungsmöglichkeiten betrifft, so ist es sicher besser die Etappen kürzer zu halten, da bei der Etappenplanung, die wir gewählt haben, die festen Unterkünfte eher spärlich sind. Mit einer Biwak-Ausrüstung kommt man aber auch sehr gut auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad zurecht, da es sehr viele Schutzhütten auf diesem Wanderweg gibt. (Nicht alle sind jedoch öffentlich zugänglich.)

Wir sehen auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Deutschland ist schön! Wir müssen jedoch dringend etwas dafür tun, dass es so bleibt.

Der Lahn-Dill-Bergland-Pfad

Zahlreiche weitere Informationen über den Fernwanderweg, eine Übersichtskarte, Beschreibung der einzelnen Etappen und Kartenmaterial findet man auf der Touristikseite des Naturparks Lahn-Dill-Bergland. Die GPS-Daten der einzelnen Etappen kann man sich über den Routenplaner outdooractive herunterladen.

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