Nach einer Wandertour für unseren Schwedenurlaub suchend, viel mir vor der Reise das Jämtland Gebiet ins Auge. Geografisch gesehen bot sich das an der Grenze zu Norwegen gelegene Gebiet für uns an, da es sich etwa auf gleicher Höhe befindet wie die östliche Provinz Västernorrland (in der wir den Höga Kustenleden wandern wollen). Die Provinz Jämtlands län, wie sie offiziell heißt, ist nach Lappland die zweitgrößte Provinz Schwedens. Die skandinavische Gebirgskette mit dem Namen Skanden verläuft hier von Nord nach Süd und trennt die beiden Länder Schweden und Norwegen.
Was das Gebiet für uns so reizvoll erscheinen lässt, ist die karge Vegetation der subpolaren Klimazone in Verbindung mit beeindruckenden Bergmassiven, wie man sie aus Norwegen und schwedisch Lappland kennt. Immerhin ist der höchste Berg Jämtlands 1.743 Meter hoch. Dabei gehört das Jämtland noch nicht zu Lappland und Nordschweden im engeren Sinne, sondern zum nördlichen Mittelschweden. Dennoch ist die Landschaft in Jämtland nordisch und wild, so ganz anders als im Süden Schwedens. Wir wollten auf jeden Fall dieses nordische Flair erleben, für das Nordschweden mit seinem berühmten Kungsleden bekannt ist. Und genau dies bietet das nördliche Jämtland, wo auch der südliche Kungsleden beginnt. Schnell fand ich eine Wandertour in diesem Gebiet, die eine überschaubare Streckenlänge bot und den Vorteil hatte, dass der Ausgangspunkt auch gleichzeitig der Zielpunkt der Wanderung ist:
Das Jämtland-Dreieck
Das Jämtland-Dreieck, besser bekannt unter dem Namen „Jämtlandtriangeln“, ist eine populäre Wanderroute im nördlichen Jämtland. Die nächstgelegene, größere Stadt ist Östersund (ca. 150 km entfernt), und zur Höga Kusten ganz im Westen sind es knapp 300 Kilometer. Die Grenze zu Norwegen verläuft nur wenige Kilometer westlich der Wanderroute.
Das Jämtland -Dreieck ist eine sehr beliebte Wanderroute, da die Anbindung nach Stockholm, und somit Schwedens Süden, hervorragend ist. Es gibt einen Nachtzug, der ganzjährig von Stockholm nach Östersund und ohne Umstieg weiter bis zum Bahnhof nach Duved fährt. Duved ist ein Ortsteil des großen Wintersportortes Åre. Von Duved aus fahren Nahverkehrsbusse bis zum Ausgangspunkt des Wanderweges.
Das Jämtland-Dreieck ist, wie schon erwähnt, ein Rundwanderweg und beschreibt ein Dreieck zwischen drei Fjällstationen. Der Start- und Endpunkt des Jämtland-Dreiecks ist die Fjällstation Storulvån. Dorthin gelangt man entweder mit dem Bus oder per Auto, ein großer gebührenpflichtiger Besucherparkplatz, an dem man seinen Wagen für mehrere Tagen stehen lassen kann, ist vorhanden.
Von der Fjällstation Storulvån führt der Wanderweg über die Fjällstaionen Sylarna und Blåhammaren und wieder zurück nach Storulvån. Der Wanderweg hat eine Länge von knapp 50 Kilometer und wird von den meisten Wanderern in drei (bzw. 2 ½) Tagen absolviert, wobei viele Wanderer in den Fjällstationen übernachten, was zuvor natürlich gebucht werden muss. Fünfzig Kilometer in drei Tagen klingt jetzt erst einmal nach wenig, ist aber durchaus angemessen, da es sich beim Jämtland -Dreieck um eine anspruchsvolle Trekkingtour handelt, was nicht zuletzt an der nördlichen Lage der Hochgebirgslandschaft und seine daraus resultierenden widrigen Bedingungen liegt. Der Winter hier ist sehr lang (teilweise liegt bis weit in den Juni hinein Schnee), und selbst im Hochsommer muss man mit vielen Regentagen und oft unangenehmer Kälte rechnen. Neben dem Jämtland-Dreieck ist der bekannteste markierte Wanderweg in diesem Gebiet der südliche Kungsleden, dessen Teilstück zwischen den Fjällstationen Sylarna und Blåhammaren zum Jämtland-Dreieck gehören.
Wir haben geplant das Jämtland-Dreieck in drei Tagen zu laufen und uns auf unsere Zeltausrüstung zu verlassen. Aufgrund der immer noch vorherrschenden Coronalage verzichten wir auf eine Übernachtung in den Fjällstationen.
Tag 1: Von der Fjällstation Storulvån zur Fjällstation Sylarna 16 km
In den letzten Tagen verwöhnte uns das Wetter wahrlich nicht, es war kalt und sehr regnerisch. Ein bisschen mulmig ob dieser Tatsache starten wir am späten Vormittag unsere Wanderung in Storulvån. Es ist stark bewölkt, ja geradezu neblig, und unangenehm kalt. Glücklicherweise regnet es jedoch nicht als wir unsere Wanderung beginnen. Über den Fluss Handölan führt der Wanderweg bergan auf das kahle und baumlose Fjäll. Genau so habe ich es mir vorgestellt, allerdings mit ein bisschen mehr Sicht. Die Fjällstation Storulvån ist von hier oben kaum mehr zu sehen und auch der weitere Weg verliert sich in einer neblig, trüben Suppe. Der Wanderweg führt auf der gesamten Etappe fast nur bergan. Nach 8 Kilometern erreichen wir die erste Rasthütte und da wir schon recht ausgekühlt sind, wärmen wir uns in der Hütte mit einem heißen Tee ein wenig auf. Weiter führt der Wanderweg durch das Endal, was nicht bedeutet, dass es bergab geht. Nach weiteren 5 Kilometern erreichen wir die Weggabelung, die zum einen nach Sylarna führt und zum anderen nach Blåhammaren. Das Jämtland-Dreieck ist somit kein wirkliches Dreieck, sondern ein Dreieck mit einer verlängerten Einbahnstraße, auf der man wieder zu dieser Weggabelung zurückläuft. Bis zum Ziel, der Fjällstation Sylarna, sind es noch knapp 3 Kilometer, die ab hier wieder stärker ansteigen. Wir schlagen unser Lager ca. einen Kilometer vor Sylarna auf, da wir hier eine geeignete Stelle für unser Zelt finden und es leider ein wenig zu regnen beginnt. Nachdem wir heute weitgehend trocken geblieben sind, haben wir auf den letzten Metern keine Lust mehr auf nasse Wanderkleidung.
Tag 2: von der Fjällstation Sylarna zur Fjällstation Blåhammaren 17 km
Als wir am Morgen aus dem Zelt spitzen, sehen wir nichts, also, so rein gar nichts. Um uns herum herrscht Nebel, soweit das Auge reicht, was ja bekanntlich bei Nebel nicht weit ist. Etwas enttäuscht sind wir schon, da wir von der – sicherlich grandiosen – Landschaft um uns herum überhaupt nichts sehen können. Aber so ist es nun mal hier im Jämtland, man muss schon zufrieden sein, wenn einem der hier berüchtigte Dauerregen das Leben nicht schwer macht. Dieser scheint sich in den letzten Tagen vor unserem Aufbruch ausgetobt zu haben, was an dem schlammigen und oft überfluteten Wanderweg deutlich zu erkennen ist. Der Wanderweg geht zunächst wieder bergab Richtung Gamla Sylen und zur Weggabelung nach Blåhammaren. Ab hier führt das Jämtland-Dreieck Richtung Nordwesten. Der dichte Nebel hält sich hartnäckig, sodass von der – als spektakulär beschriebenen – Landschaft überhaupt nichts zu sehen ist. Schade! Aber dennoch genießen wir das Wandern durch das einsame schwedische Fjäll. Nach einem ersten Anstieg erreicht man nach ca. 8 Kilometern die Rasthütte Enkälen, welche ihrem Aussehen nach noch sehr neu ist. Es gibt für uns einen weiteren heißen Tee, denn auch heute ist es wieder sehr kalt. Nach weiteren drei Kilometern hat man die Talsohle erreicht und es folgt der letzte große Anstieg des Tages zur Fjällstation Blåhammaren, welche auf über 1.100 Meter liegt. Bei schönem Wetter würde sich hier ein fantastischer Rundumblick auf das Jämtlandfjäll bieten. Heute jedoch sieht man kaum zwanzig Meter weit.
Tag 3: von der Fjällstation Blåhammaren zurück zur Fjällstation Storulvån 13 km
Am letzten Tag führt das Jämtland-Dreieck wieder Richtung Osten und nur noch bergab. Der Rückweg zur Fjällstation Storulvån führt über das weite, teilweise mit niedrigen Birkenwäldern bestückte, Blåhammarfjäll, in dem man immer wieder auf einzelne Rentiere, oder auch ganze Herden stößt. In der gesamten Region wird Rentierzucht betrieben, was in stark frequentierten Wanderzeiten schon zu Problemen zwischen Wanderschaaren und Rentierzüchtern geführt hat. Mit erreichen der Talsohle kommt man an der letzten Rasthütte Ulvåtjärn vorbei. Hier muss man den Storulvån Fluss queren, der einem nasse Füße bescheren kann. Mehrere Kilometer wandert man nun auf einer langen Ebene in ca. 880 Meter Höhe, bevor der Wanderweg kurz vor Schluss ins Tal führt und zur Kreuzung Storulvån/Sylarna. Die letzten Meter zur Fjällstation Storulvån ist der Weg identisch mit dem zum Beginn der Tour.
Unser Fazit des Jämtland-Dreiecks
Das Jämtland-Dreieck ist eine Fjällwanderung wie man sie eigentlich nur im hohen Norden Schwedens erwartet. Wer die Faszination des Kungsleden kennt, der kann sich auch für das Jämtland begeistern. Wir haben eine typische Fjällwanderung gesucht, bei der wir nicht bis nach Lappland fahren müssen, und haben diese im mittelschwedischen Jämtland gefunden. Der südliche Kungsleden beginnt übrigens hier in Storlien und führt über die beiden Fjällhütten Blåhammaren und Sylarna. Die Landschaft und Vegetation sind mit der im hohen Norden durchaus vergleichbar, was natürlich auch für die klimatischen Verhältnisse gilt. Von den markanten Gipfeln des Skandengebirges haben wir persönlich leider nicht viel gesehen, und können seine Schönheit daher nur erahnen. Diese sollen den Gebirgen in Lappland allerdings in nichts nachstehen.
Die Wanderung des Jämtland-Dreiecks ist im Nachhinein betrachtet in seiner Gänze nicht schwer und eignet sich für Fjäll-Greenhorns (wie wir es sind) um in die hiesigen rauen Bedingungen des schwedischen Fjälls zunächst einmal hineinzuschnuppern, bevor man sich auf den über 350 Kilometer langen südlichen Kungsleden begibt. Das was die Wanderung des Jämtland-Dreiecks erschwert sind tatsächlich die Witterungsverhältnisse und die daraus resultierende Beschaffenheit der Wege. Regnet es über längere Perioden hinweg, ist der Wanderweg schwierig zu begehen, und wird unter Umständen durch das Anschwellen der Flüsse unbegehbar. Es gibt nur wenige Brücken hier im Fjäll und der Tourismus wird hier – so scheint es – durch mäßige Instandsetzungsbemühungen in erträglichen Grenzen gehalten.
Wir können das Jämtland-Dreieck all jenen empfehlen, die eine kurze Tour suchen um in das Kungsleden Feeling hineinzuschnuppern. Natürlich bietet sich dieses Gebiet auch für längere Touren an. Die Sylan-Runde zum Beispiel ist mit 83 Kilometer eine etwas längere Alternative hier im nördlichen Jämtland. Diese Rundtour beginnt ebenfalls in Storulvån und führt zur Fjällstation Blåhammaren und von dort weiter über die Grenze nach Norwegen. Auf der norwegischen Seite liegen die beiden Fjällstationen Storeriksvollen und Nedalshytta. Von Nedalshytta aus gelangt man wieder zurück auf die schwedische Seite nach Storulvån. Oder aber man stellt sich eine ganz individuelle Tour zusammen. Über die zahlreichen Wandermöglichkeiten informiert man sich am besten vor Ort in den Touristenzentren oder über die offizielle Internetseite der Region Jämtland-Härjedalen.
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Hallo Christine,
sehr schöner Bericht! Dadurch inspiriert werden wir auf unserer Skandinavien – Tour im diesen Sommer auch einen Abstecher ins Jämtland Gebiet machen.
Kannst du mir sagen welches Zelt ihr hattet und würdest du es empfehlen? Sind auf der Suche nach einem leichten Trekkingzelt für 2 Personen, wo dann aber auch noch die Rucksäcke reinpassen …
Danke schonmal und beste Grüße
Lara
Hallo Lara,
Danke für dein feedback. Es freut mich immer, wenn unsere Reisen inspirieren. Deine Frage möchte ich dir auch gerne beantworten. Also, wir hatten ein amerikanisches Zelt dabei von der Fa. Big Agnes. Diese Fa. baut Leichtgewichtzelte, die wirklich UL sind. Aus meiner Sicht ist auch die Qualität ok, wenn auch nicht so gut wie z.B. Hilleberg (dafür sind sie aber auch günstiger). Wir hatten für 3 Personen das Tiger Wall 3 dabei, was aus meiner Sicht für 3 Leute etwas zu eng ist. Wenn ich mit meinem Mann alleine unterwegs bin ist das Dreimannzelt jedoch sehr bequem und es passen auch noch die Rucksäcke rein. Dieses Zelt ist mit 1,3 kg sehr leicht und für 2 Personen super ausreichend. Es gibt auch noch eine 2 Personen Version, die noch leichter ist, aber wie gesagt mit Rucksäcken im Zelt wahrscheinlich zu eng sein wird.
Ich schicke dir mal den Link zum Hersteller. Vielleicht wirst du dort auch andere Modelle finden, die dir zusagen.
https://www.bigagnes.com/tiger-wall-ul3-solution-dye
Ich hoffe, dass ich dir damit weiterhelfen konnte. Ich wünsche euch eine super schöne Tour in Schweden.
LG
Christine