Am heutigen Tag möchten wir alle Sehenswürdigkeiten anfahren, die wir mit den Fahrrädern aus Zeitmangel nicht sehen konnten. Auch wollen wir solche Gegenden noch einmal besuchen, die uns besonders gut gefallen haben. Unser erstes Ziel für heute heißt somit natürlich Furnas.
Die Südostküste ist sehr sehenswert mit noch reichlich Waldbestand und vielen traumhaften Picknickplätzen mit Blick auf den Atlantik. Dennoch ist die Strecke mit dem Fahrrad wohl eine Tortur, da es immer wieder steil bergauf und bergab geht. Zudem ist der Zustand der Straßen im Inselinneren katastrophal.
In Furnas angekommen fragen wir uns zum »Paradise Pool« durch, welchen wir bei unserem ersten Besuch trotz intensiver Suche nicht finden konnten. Heute haben wir mehr Glück. Wir finden die natürliche Quelle versteckt am Rande eines Maisfeldes in einem Berghang. Das einer Grotte ähnelnde Naturbecken wird von einer heißen und einer kalten Quelle gespeist und ist demnach angenehm temperiert. Es besitzt einen natürlichen Zulauf und einen Ablauf, der in das gleich danebenliegende Flussbett mündet. Wir haben zudem noch das Glück, dass das Becken leer ist. Trotz des leichten Nieselregens ziehen wir schnell unsere Sachen aus und lassen uns, in Unterwäsche bekleidet, im Becken nieder. Noch nie habe ich ein Bad so sehr genossen, wie hier in dieser doch recht eigenartigen Umgebung, mitten in einem Maisfeld.
Der Norden von Sao Miguel
Auf dem Weg zur Nordküste sehen wir uns heute die erst vor einem Jahr neu eröffnete Teefabrik und die neuen Teeplantagen an. Danach fahren wir, die uns schon bekannte Strecke, an der Nordküste entlang nach Ribeira Grande. Von dort gelangt man auf einer Straße ins Inselinnere zum bekannten Kratersee Lagoa do Fogo. Auf halber Strecke dorthin liegt inmitten tropisch anmutender Vegetation ein Wasserfall mit natürlichem Schwimmbecken, genannt Caldeira Velha. Das von heißen Quellen erwärmte Naturbecken ist zwar sehenswert, aber dennoch kälter als erwartet. Ein weiteres Bad können wir uns also sparen. In unmittelbarer Umgebung sprudeln einige heiße Quellen aus dem Erdreich, die wirklich brütend heiß sind. Der Weg zum Wasserfall und den heißen Quellen ist ausnahmsweise ausgeschildert. In dieser hochthermalen Gegend gibt es auch zwei Kraftwerke, die erst vor wenigen Jahren in Betrieb genommen wurden. Die Insulaner haben die geothermische Energiegewinnung für sich entdeckt. Leider bislang ohne großen Erfolg. Diese auf Island zum Beispiel selbstverständliche Energiegewinnung, steckt hier noch in den Kinderschuhen, auch wenn die Voraussetzungen dafür auf Sao Miguel durchaus gegeben sind.
Auf der Straße Nr. 5-2 geht es weiter in Serpentinen bergan. Auch wenn im Tal die Sonne scheint, so ziehen über die Berghänge dichte Wolken hinweg. Keine gute Aussicht zum Besichtigen des Lagoa do Fogo. So ist es schließlich dann auch. Am Gipfel angekommen bläst uns ein feuchter Wind ins Gesicht. Selbst der Wegweiser zum See ist bei diesem Dunst kaum zu erkennen. Wir fahren zurück zur Nordküste und sagen uns, dass morgen ja auch noch ein Tag ist. Die Strecke ist mit dem Auto auch nicht angenehmer zu fahren, und mich wundert es nach drei Wochen immer noch, dass die Inselbewohner ohne Rücksicht auf ihre Autos einen so rasanten Fahrstil an den Tag legen. Am Abend kommen wir wieder in Sete Cidades an. Die Sonne hat dem Tal schon längst den Rücken gekehrt. Die riesigen Kraterwände versperren uns die Sicht auf einen wunderschönen Sonnenuntergang. Diesmal sind wir weniger gläubig und steuern direkt einen der schönen Picknickplätze direkt am See an.
Nach dem gestrigen, üppigen Ausflugsprogramm wollen wir es heute etwas langsamer angehen. Am frühen Morgen verlassen wir Sete Cidades und fahren an die Küste nach Mosteiros, das einzige Dorf der Gegend, das direkt am Meer liegt. Dort frühstücken wir in einem kleinen Dorfcafé. Ratet mal was es zu trinken gibt?
Mosteiros wurde uns als sehenswert beschrieben. Die kleine Ortschaft liegt in einer geschützten Bucht zwischen Wiesen und Kornfeldern. Der Weg dorthin ist mit dem Rad beschwerlich und deshalb nicht unbedingt zu empfehlen, wenn man nicht vorhat dort länger zu verweilen. Zudem ist das Dorf nicht sehenswerter als alle anderen an der Küste. Selbst die heißen Quellen im Meer am Lavastrand von Mosteiros ändern an dieser Tatsache nichts. Zum Übernachten allerdings ist Mosteiros die erste Adresse an der Westküste von Sao Miguel. Viele Urlauber lassen sich hier nieder zum Erkunden der Gegend um Sete Cidades und die Kraterseen, da ein Tunnel die beiden Ortschaften miteinander verbindet. Irrwitzig, dass es in Sete Cidades keine und hier relativ viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Interessant ist noch, dass sich hier und in der nächsten Ortschaft Ginetes viele deutschstämmige Auswanderer niedergelassen haben. Einige vermieten Apartments oder Ferienwohnungen. Weiter entlang der Südküste gibt es keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten mehr. Es zeigt sich einem das gleiche Bild wie fast auf der gesamten Insel. Die wenigen, reizlosen Ortschaften an der Südwestküste laden auch nicht zum Verweilen ein. Am späten Vormittag kommen wir wieder in Ponta Delgada an. Nach einem weiteren Frühstück suchen wir die Ananasplantagen bei Faja de Baixo, außerhalb von Ponta Delgada, auf. Diese sind in den engen Gassen der Altstadt nicht so einfach zu finden, sodass wir mehrere Male danach fragen müssen. Nach der Besichtigung der Fabrik und der Gewächshäuser ziehen wir recht zügig weiter. Den Wagen müssen wir am Nachmittag zurückbringen, und da wir heute noch den Lagoa do Fogo sehen wollen, beeilen wir uns lieber.
Der Kratersee Lagoa do Fogo
Der Kratersee Lagoa do Fogo liegt in der beeindruckenden Caldeira des Vulkans Pico do Sapateiro. Sein Wasser schimmert in den unterschiedlichsten Grün- und Blautönen. Er ist wirklich sehenswert. Um den See gibt es zahlreiche, wunderschöne Wanderwege. Nur schade, dass wir dazu keine Zeit mehr haben. Nach ein paar Schnappschüssen mit meiner Kamera fahren wir wieder zurück zur Küste. Vor Ponta Delgada gehen wir noch einmal an den Strand. Östlich der Hauptstadt gibt es einige kleine Strände, die zu den schönsten der Insel zählen. Es ist Wochenende und wir sind zum ersten Mal nicht alleine am Meer. Das Strandcafé ist gut besucht und am Wasser tummeln sich viele Familien mit ihren Kindern. Dennoch hat man nicht das Gefühl auf Mallorca zu sein. Es ist einfach himmlisch gemütlich und friedlich. So genießen wir unseren letzten Urlaubstag noch einmal in vollen Zügen. Danach gehen wir noch Souvenirs einkaufen im größten Supermarkt der Azoren, dem Modelo. Dieser Supermarkt ist wirklich riesig, ganz nach amerikanischem Vorbild.
Abschied von den Azoren
Danach wird es Zeit das Auto wieder gegen unsere Fahrräder einzutauschen. Die letzte Nacht verbringen wir in der einzigen Jugendherberge der Azoren. Sie liegt etwas außerhalb von Ponta Delgada an der Rua Sao Francisco Xavier. Das herrschaftliche Gebäude gehörte einst einer der reichsten Familien der Stadt. Das Anwesen ist wirklich sehr schön und auch die Zimmer sind sauber und gepflegt. Einen Jugendherbergsausweis braucht man hier nicht und die Preise sind im Verhältnis zu den Hotels und Pensionen niedrig. Die Jugendherberge in Ponta Delgada können wir auf jeden Fall empfehlen.
In der Dunkelheit fahren wir am nächsten Morgen zum Flughafen. Ein bisschen Wehmut kommt schon auf, als ich die Inseln das letzte Mal von oben betrachten kann. Es war wieder einmal eine Reise, bei der nicht alles nach Plan lief und wir flexibel sein mussten. Rückblickend jedoch war alles gut gegangen – und das ist ja das Wichtigste.