Über eine Fahrradtour mit Kindern auf dem Bodenseeradweg

Der schöne Bodensee

Wir haben uns für dieses Jahr keine große Reise vorgenommen. Im letzten Jahr sind wir von unserer einjährigen Weltreise zurückgekommen, weshalb wir den Urlaub in diesem Jahr ein wenig verkürzen möchten. Vierzehn Tage müssen reichen, und das Ziel liegt diesmal auch etwas näher, genauer gesagt fast vor der Haustüre. Eine entspannte Bodenseeumrundung mit dem Fahrrad soll es werden. Bei der Planung fühlt es sich wie ein Wochenendausflug an, den ich hier organisiere. Nach einer knapp einjährigen Reise um die Welt ist man ziemlich abgebrüht und fühlt sich den Herausforderungen eines nahen Reisezieles gegenüber fast hochmütig überlegen. Deshalb wundere ich mich ein wenig über meine innere Anspannung, die mich am letzten Vorbereitungstag heimsucht. Ich erkenne, dass es für die Psyche keine Rolle spielt wie weit oder wie lange es auf Reisen geht. Die Aufregung vor dem Start bleibt immer die gleiche.Unsere Reisegefährte

Unsere Kleine (4 Jahre alt) ist in diesem Jahr endlich groß genug für unser Pino. Wir haben uns das schicke Liegeradtandem vor einigen Jahren gekauft und sind damit schon zahlreiche Touren – auf Reisen sowie Zuhause – gefahren. Es ist für uns das beste Reisefahrrad für Familien mit kleinen Kindern, die noch nicht in der Lage sind längere Strecken alleine zu fahren. Das Kind sitzt sehr sicher und hat einen uneingeschränkten Blick vom Vordersitz des Fahrrades aus. Dabei wurde das Pino zunächst nicht als Familienfahrrad entwickelt, sondern ist für zwei Erwachsene oder etwa gleich große Personen konzipiert. Mit einem speziellen Kindertretlager jedoch wird es zu einem Familientandem, auf dem ein Kind ab ca. vier Jahren mitfahren und mittreten kann. Der Große (6 Jahre alt)  steigt in diesem Jahr auf Mutter-Sohn-Kutscheunseren Radmitläufer um, der am Gepäckträger des Zugrades fixiert wird. Leider merken wir sehr schnell, dass uns dieses Gefährt nicht zusagt. Zu sehr stören die Bewegungen des Mitläufers die Fahrsicherheit des Zugrades.

Der Bodenseeradweg führt auf einer Strecke von 268 Kilometern durch die Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Topografie ist zum größten Teil angenehm flach. Nur im äußersten Westen gibt es ein paar nennenswerte Steigungen, die mit knapp 200 Höhenmetern jedoch sicherlich recht mühelos zu bewältigen sind. Seit wir mit kleinen Kindern unterwegs sind, haben wir flache Strecken zu schätzen gelernt, weshalb wir uns für diese fast steigungsfreie Radtour entschieden haben.

Wechselhaftes Wetter auf dem Bodenseeradweg

Regen-RadeltagDas Wetter dieser Radtour ist von Beginn an wechselhaft. Der erste Tag noch sonnig und sehr warm, doch schon am zweiten Radeltag, nach einem nächtlichen Gewitter, sinken die Temperaturen drastisch in den Keller. Natürlich sind wir für solche Fälle mittlerweile bestens ausgerüstet. (Das war nicht immer so!) Doch schön ist es trotzdem nicht, und unsere Tochter findet es gar nicht mehr so angenehm und behaglich in ihrer Pole Position.  Am dritten Tag beginnt es zu regnen.  Bei diesem Wetter halbiert sich der Spaßfaktor am Radeln nach nur wenigen Kilometern. Trotzdem schlagen wir uns so durch, da es ja nicht den ganzen Tag regnet und wir die kurzen Schauer meist bequem in netten Cafés überbrücken können. Manche Regenpausen verbringen wir auch auf tropfnassen Spielplätzen, die bei diesem Wetter ebenfalls nur noch halb so attraktiv sind. Nach drei regnerischen Fahrtagen sind wir noch kaum vorangekommen, da wir ja die Hälfte der Tage in diversen Restaurants und Cafés verbracht haben. Am Blick von der Insel Mainau auf den Bodenseefünften Reisetag jedoch ändert sich das Wetter schlagartig und wir können zum ersten Mal richtig Strecke machen, wie man das im Fachjargon nennt. Auf ruhigen Radwegen bezwingen wir die wenigen Hügel, die vom Bodensee weg führen ins schöne Schweizer Hinterland. Bei strahlendem Sonnenschein erkunden wir in den folgenden Tagen die Inseln Reichenau und Mainau. Gerade Mainau ist für kleine Kinder ein Spielparadies. Es gibt auf der Insel zahlreiche Erlebnisspielplätze, einen Wasserspielplatz auf dem die Kinder Floß fahren und Matschburgen bauen können, ein interessantes Schmetterlingshaus, Ponyreiten für die Kleinsten, eine Eisenbahnlandschaft für angehende Lokomotivführer, ein Labyrinth zum Versteckspielen und das ganze natürlich in einer traumhaften Umgebung mit vielen, vielen Blumen. Nach einem wunderschönen und ereignisreichen Tag kehren wir am Abend auf den Campingplatz zurück. Die Kinder schlafen noch ehe sie ihre Gute-Nacht-Kuscheleinheiten bekommen haben.

Tiefpunkt unserer Bodenseeradtour

Beschäftigung eines RegentagesDer nächste Morgen markiert den Tiefpunkt unserer Bodenseeradtour. Es regnet schon am frühen Morgen ohne Unterbrechung und unsere Tochter hat über Nacht Fieber bekommen. Ob es am Wechselbad des Wetters der letzten Tage oder dem gestrigen Ausflug liegt, der unsere Kinder sichtlich geschwächt hat, vermögen wir nicht zu beurteilen. Eine Lösung muss jedenfalls für unser Problem gefunden werden. Bis zu unserem Startpunkt der Reise sind es noch zirka hundert Kilometer, die wir eigentlich in zwei Tagen gut bewältigen könnten, aber nicht mit einem kranken Kind und bei Dauerregen. Da wir nicht unter Zeitdruck stehen, entscheiden wir uns gegen die Streckenabkürzung mit der Fähre zum Startpunkt der Tour, sondern warten erst einmal ab. Auf dem Campingplatz können wir laut Betreiber gerne noch ein wenig bleiben, was wir dankend annehmen. Leider müssen wir den heutigen Tag im Zelt verbringen, da der Regen einfach nicht aufhören möchte, und der Zeltplatz keinerlei trockene Aufenthaltsmöglichkeit bietet (von den Waschräumen einmal abgesehen).

Mit einem kränkelnden und einem gesunden, sehr bewegungsfreudigen Kind in einem 4 m² Familienzelt ohne Standhöhe den Tag zu verbringen ist so angenehm wie eine Zahnwurzelbehandlung bei gleichzeitigen Blähungen.  Ehrlich gesagt kann man auf solche Situationen gerne verzichten.  Da wir aber keine andere Möglichkeit für uns sehen, müssen wir diesen unangenehmen Tag aussitzen. Wieder einmal wird die elterliche Fantasie herausgefordert. Den Vormittag verbringen wir zunächst mit Geschichten vorlesen und später, als alle vorhandenen Pixibücher von den Kindern schon gelangweilt durchs Zelt gepfeffert werden, selbst erfundenen Märchen erzählen (Ich erweise mich in dieser Kategorie als Naturtalent). Um die Mittagszeit besorgt der Vater im nächstgelegenen Supermarkt etwas Leckeres zum Essen und natürlich ein paar süße Stimmungsaufheller für alle, und am Nachmittag – als alle vorhandenen Spiele schon gespielt sind – entdecken die Kinder ihre eigene Fantasie und spielen mit ihrer dürftigen Auswahl an Spielsachen so intensiv und ausgiebig, dass wir Erwachsene uns entspannt zurücknehmen können und sogar ein Nickerchen halten dürfen. Am Abend, als der Regen endlich nachlässt, fahren wir ins nächste Dorf und speisen in einem alteingesessenen Bodensee Restaurant. Dort malen die Kinder über eine Stunde lang Bilder und bauen begeistert die allseits beliebten Bierdeckelhäuschen. Das Fieber ist gesunken und die Stimmung gestiegen. Na ganz so schlimm wie eine Darmerkrankung nebst Wurzelbehandlung war es dann doch nicht!

Entspannte Tage mit schönen AusblickenDen folgenden Tag verbringt die Familie getrennt. Mutti kümmert sich liebevoll um die kleine Patientin, der es im Laufe des Tages zusehends besser geht, und die beiden Männer begeben sich auf Abenteuertour zum nächstgelegenen Spielplatz. Der Regen lässt merklich nach und hin und wieder spitzt sogar wohltuend die Sonne hinter den dicken Wolkenbergen hervor und beglückt uns mit ihrer zarten Wärme. Der ungeplante Ruhetag tut allen Familienmitgliedern sehr gut.

Wer jetzt gerne wissen möchte welches Zelt wir besitzen und warum wir gerade dieses in solchen Situationen auf jeden Fall empfehlen können, der sollte hier einmal vorbei schauen und sich über das, für uns, beste Zelt von Welt informieren →

Hurra, es geht endlich weiter auf dem Bodenseeradweg!

Am nächsten Morgen jedoch kribbelt es uns wieder in den Beinen. Der Tag ist einfach perfekt zum Radeln, und unsere kleine Maus springt quitschfidel über den Campingplatz, als wäre in den beiden letzten Tagen nichts gewesen. Schwingen wir uns also auf die Räder.

Das Wetter der letzten beiden Fahrtage möchte sich wahrscheinlich für die doch sehr launige vergangene Woche entschuldigen.  Die Sonne gibt ihr bestes und der Wind treibt uns reumütig hilfsbereit mit unsichtbarer Hand kräftig an. Glücklich nehmen wir die Entschuldigung der Naturgewalten an. Wir sind ja nicht nachtragend, sondern genießen die restliche Zeit am wirklich schönen Bodensee bei leckerem Eis und Kaffee.

Diese Tour zeigte uns wieder einmal, dass man mit kleinen Hindernissen und unangenehmen Ereignissen auf Reisen gelassen umgehen sollte. Überstürzt die Flinte ins Korn zu werfen birgt die Gefahr, nicht zu lernen und an überschaubaren Herausforderungen zu wachsen.

Blick auf Lindau am Bodensee

Bodenseeumrundung – Zahlen und Fakten

  • Die Länge bei kompletter Umrundung (mit Untersee) beträgt 268 Kilometer
  • Nur zwei nennenswerte Steigungen auf deutscher Seite zwischen Wallhausen-Bodman und Ludwigshafen-Überlingen
  • Der Bodenseeradweg ist durchgehend asphaltiert und verläuft überwiegend auf Radwegen oder ruhigen Nebenstraßen
  • Gute Beschilderung, jedoch mit unterschiedlichen Schilderarten
  • Sehr gute Abkürzungsmöglichkeiten durch einen regen Schiffsverkehr (Querverbindungen)
  • Feste Unterkünfte in der Hochsaison vorbuchen!
  • Campingplätze in kurzen Distanzen zahlreich vorhanden.

Hits für Kids rund um den Bodensee

Kostanz

Sea Life

Bodensee Naturmuseum (direkt am Seeufer im Sea Life Center)

Insel Mainau (4 km außerhalb von Konstanz)

Uhlingen-Mühlhofen

Freilichtmuseum und Pfahlbaumuseum (größte Pfahlbautenanlage Europas)

Reptilienhaus Unteruhlingen

Friedrichshafen

Zeppelin-Museum Friedrichshafen

Wellenbad Ailingen

Bregenz

Pfänder (Hausberg der Stadt mit herrlichem Blick über den Bodensee und die Alpen)

Alpenwildpark (mit Greifvogel-Flugschau)

Kreuzlingen

Planetarium Bodensee

Allensbach

Wild- und Freizeitpark (mit Abenteuerspielplatz und Falknerei)

Rund um den See gibt es in vielen Städten und Gemeinden Frei-, Thermal- und Strandbäder.

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