In Mariehamn ist zur Zeit ein Musik-Festival, was bedeutet, dass sehr viele Jugendliche auf dem Campingplatz nächtigen. Gestern Abend mussten wir daher zum ersten Mal auf dieser Reise erleben, dass wir wegen Lärm nicht schlafen konnten. Direkt neben unserem Zelt vergnügte sich eine Horde Jugendlicher, die sich für den Abend schon mal warmtrinken mussten. Mir gefiel das jedoch gar nicht, da unsere Tochter spürte, dass irgendwo eine Party stieg und sie nicht eingeladen war. Das geht ja gar nicht. An einschlafen war für sie natürlich nicht zu denken. Ihr großer Bruder dagegen war schon lange im Land der Träume, während sie unaufhörlich durchs Zelt krabbelte. Irgendwann wurde es meinem Mann zu bunt und er verließ unsere bescheidene Behausung mit meiner Tochter im Arm. Locker fragte er die Jugendlichen, ob sie denn auch ein Bier für ihn und seine Tochter hätten, da sie bei dem Lärm nicht schlafen können. Das Ende vom Lied war ein Bier, natürlich nur für meinen Mann und nette Gespräche, an denen meine Tochter sich lebhaft beteiligte. Die Mädchen der Gruppe waren entzückt über den munter brabbelnden Strampelanzug und reichten meine Tochter durch die Reihen, die sich natürlich voll in Szene setzte. Nachdem das Bier getrunken und für meine Tochter alles Wichtige besprochen war, suchten sich die jungen Leute einen anderen Platz für ihre kleine Aufwärmparty und wir konnten endlich in Ruhe schlafen. In der Nacht gab es dann noch ein lautes Gewitter, aber das bekamen meine Mäuse nicht mehr mit.
Ruhe- und Spieletag in Mariehamn
Wir werden heute noch einen Tag in Mariehamn bleiben und uns die Stadt und Umgebung ein wenig näher ansehen. Sightseeing sozusagen. Mit Kleinkindern bedeutet das, dass wir einen Spielplatz nach dem anderen besichtigen und in der Innenstadt kein Spielgerät auslassen. Für uns Erwachsene ist das jedoch kein Problem, da Mariehamn mit keinen nennenswerten Sehenswürdigkeiten aufwarten kann. Es ist eine hübsche, ländlich geprägte Kleinstadt, mehr nicht. Doch selbst das genießen wir sehr, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass Städte für uns nur anstrengend sind. Am Nachmittag spielen wir mit unseren Kindern auf dem Campingplatz noch ein bisschen Minigolf, zumindest das, was unsere Kinder darunter verstehen.
Am Abend lernen wir eine deutsche Familie kennen, die ebenfalls mit ihren Kindern, aber nicht mit dem Fahrrad, auf den Ålandinseln unterwegs ist. Sie haben einen kleinen Sohn, der David heißt und genauso alt ist wie unser Paul. Die beiden verstehen sich sehr gut und spielen den ganzen Abend miteinander. Nur schade, dass wir morgen wieder weiterziehen müssen.
Erst gegen Mittag am nächsten Tag verlassen wir den schönen Campingplatz und irren erst einmal planlos durch die Stadt. Eigentlich sollte man meinen, dass es gar nicht so schwer sein müsste den richtigen Weg aus einer Kleinstadt heraus zu finden. Wir jedoch verfahren uns heute mehr als einmal, bis wir endlich den richtigen Weg nach Osten finden. Auf der Hauptstraße mit der Nummer 3 führt der Weg fast kerzengerade erst Richtung Süden und dann über Lemland nach Osten. Landschaftlich bietet sich hier das gleiche Bild wie im Westen der Ålandinseln, flach, landwirtschaftlich genutzte Flächen und Weiden, unterbrochen von Wald und blumenübersäten Sommerwiesen. Die Landschaft hier besticht durch eine einfache Schönheit, vollkommen unspektakulär, aber gerade deshalb so beruhigend auf den Geist und irgendwie doch reizvoll. Unsere heutige Etappe beenden wir auf der Insel Lumparland (hört sich putzig wie Lummerland an). Der kleine Campingplatz ist im Privatbesitz eines Bauern, der eine Blockhütte mit einer Dusche und einem Plumsklo auf seine Wiese gestellt hat. Direkt am Waldrand gelegen ist es hier sehr heimelig und abseits der Straße absolut ruhig. Bei einem kleinen Spaziergang im Wald finden wir unzählige Blaubeerbüsche und stopfen uns begeistert die Backen voll. Was wir nicht gleich verspeisen können, nehmen wir uns in einer Plastiktüte fürs morgige Frühstück mit.
Auf der Insel Föglö
Am nächsten Tag setzen wir mit einer kleinen Fähre zur Insel Föglö über. Das Wetter ist heute wieder einmal grandios. Seit unserer Ankunft hat es abgesehen vom nächtlichen Gewitter keinen Tag geregnet. Ein Tag so wolkenlos mit blauem Himmel und angenehm warm wie der andere. So lässt es sich wunderbar radeln. War es auf den Hauptinseln schon ruhig, so ist auf Föglö noch weniger Verkehr auf den Straßen unterwegs. Ein Radlertraum, den wir allerdings nicht alleine träumen, denn auf den Inseln herrscht ein reger Fahrradverkehr. Kein Wunder, bei diesen traumhaften Bedingungen für Velofahrer. Unsere heutige Etappe beläuft sich gerade einmal auf fünfzehn Kilometer und wir haben die Insel schon fast durchquert. Wir beziehen einen wirklich traumhaften Campingplatz, den schönsten unserer bisherigen Reise. Er liegt im Nirgendwo am Rande der Welt und besitzt neben einem kleinen Badesee eine riesige Ritterburg aus Pappmasche im Wald mit einer großen Rutsche für langes Rutschvergnügen. Eine Schaukel und ein nicht minder großes Trampolin machen den Spielplatz im „Dschungel“ perfekt. So überlegen wir nicht lange, ob wir nicht doch noch zur nächsten Insel übersetzen sollten, sondern bleiben einfach im Paradies.