Interview mit Daniel von den Traumteilern über ihre Weltreisen mit Kindern

Es gibt immer wieder Familien, die bringen mich einfach zum Staunen. So auch unsere heutige, besonders beeindruckende, Reise-Familie, die ich interviewen durfte.

Drei Weltreisen, zwei davon mit Kind(ern) und sage und schreibe ganze 19 Länder haben Marsi und Daniel von den Traumteilern während ihrer drei Langzeitreisen entdecken können. Puhh, also ich finde, das ist schon eine enorme Leistung und Herausforderung, selbst für mich, die das Reise-Gen ja ebenfalls im Blut habe und nicht anders kann, als immer wieder loszuziehen. Aber gleich drei Weltreisen – das haben wir noch nicht geschafft. Sehr Bemerkenswert – wie ich finde!

Heute möchte ich Daniel fragen, was einen bewegt immer wieder längere Reisen zu unternehmen, was bei der Organisation solcher Langzeitreisen zu beachten ist und wie man es finanziell überhaupt auf die Reihe bekommt, sich diese Freiheit immer wieder zu gönnen. Ich freue mich auf ein interessantes und spannendes Interview mit Daniel von den Traumteilern.

Zunächst einmal möchte ich euch zu eurer super schönen Internetseite gratulieren. Sie ist einfach großartig, mit fantastischen Bildern. Selten habe ich eine ansprechendere Webseite gesehen, die so richtig Lust darauf macht euch und eure Reisen näher kennenzulernen.

Nun aber zu euren Weltreisen: Die erste war ja ohne Kinder. Was war für euch im Nachhinein betrachtet der größte Unterschied zwischen der Weltreise mit und ohne Kind(er)?

Danke für das Lob zu unserer Webseite! Wir leben ja zum Teil davon, für andere Leute Webseiten zu erstellen, da ist es uns ein besonderes Anliegen, dass unsere Seite gut funktioniert. Inzwischen haben wir die dritte große Version der Seite online und so darf sie jetzt gerne bleiben.

Wir denken oft und unglaublich gern an unsere erste Weltreise (ohne Kinder) zurück, bald jährt sich der Start zum zehnten Mal. Wir waren ja damals wahrlich schon keine Reise-Anfänger mehr, aber trotzdem hat sich alles neu und frisch angefühlt und wir haben eine unglaubliche Freiheit erlebt. Dieses Gefühl der Freiheit haben wir so stark nur auf der ersten Reise erlebt und heute ist es immer noch so, dass ich mich in jeden einzelnen Tag der Reise hineindenken kann.

Mit Kind(ern) ist das Reisen anders, nicht mehr oder weniger schön, einfach anders. Durch die vordefinierte Dauer unserer Elternzeiten, das Weglassen vieler Low-Budget-Länder und das zwangsweise bequemere und langsamere Reisen geht definitiv ein Stück der Freiheit verloren.

Auf den Reisen mit Kind(ern) war die gefühlt vorhandene Zeit unterwegs viel knapper, das ist für uns der größte Unterschied. Ohne Kinder hatten wir scheinbar unendlich viel davon, konnten auch mal einen Tag überhaupt nichts tun, auf den Fidschis Handtaschen aus Palmblättern weben oder einen Durchfall auskurieren. Mit Kind geht das nicht mehr, da ist der Tag ganz anders getaktet und man muss viel mehr „funktionieren“.

Was die Wahl der Länder betrifft, so habt ihr mit den Kindern ja geografisch und kulturell keine anderen Staaten gewählt als bei eurer ersten Langzeitreise, bei der ihr noch alleine unterwegs wart. Hand aufs Herz – hattet ihr vor den Reisen keinerlei Bedenken bezüglich mancher Länder? Gerade der Straßenverkehr in den asiatischen Ländern habe ich selbst noch in selten guter Erinnerung. Wie seid ihr mit den allgemeinen Risiken (selbstverständlich auch Gesundheitsrisiken) in den verschiedenen Ländern umgegangen? Was waren eure Vorsorgemaßnahmen vor den Weltreisen mit Kind(ern)?

Darüber haben wir viel nachgedacht bei der Planung. Bedenken hatten wir durchaus bei einigen Ländern und daraus hat es sich ergeben, dass wir die Reiserouten mit Kindern ein paar Mal angepasst haben.

Man muss sich unbedingt fragen, für wen die Reise sein soll. Eine Reise fürs Kind und nur Ziele, mit denen auch ein Kleinkind etwas anfangen kann? Oder doch nur für die Eltern und das Kind reist mit und wird schon Gefallen an allem finden, was die Eltern unternehmen?

Jede der Optionen für sich alleine geht nicht, darum muss ein Kompromiss gefunden werden, immer abhängig vom Alter des Kindes oder der Kinder. Darian war anderthalb bei unserer zweiten (seiner ersten) Reise. Sein kleiner Bruder war auf der dritten Reise – vier Jahre später – im selben Alter, während Darian da aber schon fast ein Schulkind war.

Auf den beiden Reisen mit Kindern haben wir herausgefunden: Solange die Kinder mit Mama und Papa zusammen sind, ist beinahe alles möglich. Wenn dann noch hin und wieder ein Spielplatz da ist und auch mal für ein paar Tage ein Pool oder das Meer mit entsprechenden Temperaturen, kann nicht mehr viel schiefgehen.

Es gibt viele Länder, in denen das super funktioniert: Australien, Neuseeland, Singapur, Thailand, um ein paar zu nennen. Dann gibt es Länder, die wir genau aus diesem Grund ausgeschlossen haben: Wollen wir mit einem Kleinkind nach Südamerika oder nach Nepal, womöglich in große Höhen? Wollen wir mit beiden Kindern noch einmal für 4 Wochen nach Laos, nachdem wir sowohl ohne Kinder als auch mit Darian das Land schon gesehen hatten und wissen, dass es unerträglich heiß ist und es quasi keinen einzigen Spielplatz gibt? Auch allzu lange Aufenthalte in Großstädten haben wir deswegen vermieden, die waren uns ohne Kinder meist schon schnell zu viel.

Es gab auch ein paar Überraschungen: Wer hätte gedacht, dass es uns in der unfassbar schnell gewachsenen Stadt Siem Reap (Kambodscha) so gut gefällt, dass wir fast 3 Wochen dort bleiben und die Tempel von Angkor unsicher machen? Dass uns das verschlafene Bagan in Myanmar so in seinen Bann zieht, obwohl es dort außer den 2000 Tempeln gar nicht viel zu sehen und zu tun gibt?

Ansonsten haben wir nicht mehr oder weniger Bedenken beim Reisen mit Kindern als wir sie damals gehabt haben, als wir alleine unterwegs waren.

Die gute Planung einer Reise mit Kindern ist die halbe Miete, etwas salopp ausgedrückt. Andererseits sollte man mit Kindern immer offen für Veränderungen sein, was den Reiseverlauf betrifft. Das sind im Großen und Ganzen unsere Erfahrungen, die wir vor und während unserer Weltreise machen konnten. Was sind eure Erfahrungen bezüglich wichtiger Vorausplanung und spontaner Reise-Freiheit? Gibt es da eine Balance, die man einhalten sollte? Wo fängt für euch ein Planungsmarathon an, und ab welchem Punkt geht für euch die Freiheit zur Spontanität verloren?

Ein Teil der grenzenlosen Freiheit auf der Weltreise zu zweit war auch, dass wir manchmal nach der Ankunft an einem neuen Ort stundenlang gelaufen sind auf der Suche nach einem preiswerten Zimmer. Das lag aber hauptsächlich daran, dass es damals (2010) noch kaum Smartphones gab, keine Traveller-SIMs und schon gar nicht so komfortable Apps, mit denen man heute innerhalb von kürzester Zeit für fast jeden beliebigen Ort auf der Welt ein gutes Zimmer für einen akzeptablen Preis findet.

Diese modernen Vorteile nutzen wir heute oft und gerne, gerade mit Kindern spart es uns eine Menge Zeit und Stress. Üblicherweise buchen wir uns eine Unterkunft für ein oder zwei Nächte, rechtzeitig bevor wir einen neuen Ort ansteuern und wenn es uns dann dort gefällt, bleiben wir auch mal länger. Oder wir suchen uns vor Ort etwas Neues, denn allzu oft stellen wir fest, dass die Beschreibungen und Fotos der Unterkünfte im Internet mit der Realität doch recht wenig gemeinsam haben.

Wir zählen sicherlich zu den Menschen, die ganz weit entfernt vom Planungsmarathon sind. Klar, die groben Eckdaten planen wir vor, wenn anderes davon abhängt wie zum Beispiel die Verfügbarkeit eines Campervans während unseres Aufenthalts in Australien oder ein Ausreiseticket aus Thailand, weil wohl anscheinend bei der Einreise manchmal geprüft wird, ob man eines besitzt.

Wenn ich an die deutsche Familie mit kleinem Baby denke, die wir in Auckland im Büro von Jucy (ein Vermieter von Campervans) getroffen haben, wird mir heute noch ganz anders: Ausgerechnet in dem Land, wo wir die grenzenlose Freiheit mit einem Campervan erleben durften wie nirgends sonst auf der Welt, erzählten sie uns, nachdem sie ihre übergroßen Koffer endlich in dem viel zu kleinen Mietwagen verstaut hatten, dass alle Unterkünfte für die komplette 4-wöchige Reise bereits im Voraus über Airbnb gebucht wurden.

Ein Horror für uns! Das muss ein Marathon gewesen sein und das Gegenteil von dem, was wir unter Freiheit verstehen. Nur allzu oft sind wir länger an Orten geblieben, wenn es uns gefallen hat oder sind überraschend weitergefahren, wenn das Wetter zu schlecht war.

Das Unterwegssein mit Kindern ist ja grundsätzlich anders als Solo-Trips. So ist auch das Reiseniveau mit Kindern sicherlich unterschiedlich. Wir beispielsweise versuchten mit (kleinen) Kindern immer einen Campingplatz anzusteuern und haben auf das wilde Zelten weitgehend verzichtet. In Asien wählten wir nicht die billigsten Absteigen und generell mieden wir es mit (kleinen) Kindern nachts unterwegs zu sein. Was habt ihr bezüglich Fortbewegung, Unterkunft usw. mit Kindern beachtet? Oder anders gefragt, was wäre für euch bei einer Reise mit Kindern ein absolutes no go?

Diese Erfahrungen haben wir auch gemacht. Während längere Flüge mit Kindern nachts deutlich stressfreier sind, auch wenn der Flug erst sehr spät startet, haben wir uns sonst – mehr oder weniger genau – an die üblichen Schlafenszeiten gehalten, damit die Kinder nicht unnötig aus ihrem Rhythmus geholt werden.

Wir haben festgestellt, dass wir mit Kindern lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen und dafür bequemer reisen. Ein gutes Beispiel war eine Busfahrt in Myanmar von Yangon nach Bagan: 15 Stunden im Nachtbus, wir hörten viele Geschichten über riskantes Überholen, betrunkene Fahrer und eisige Temperaturen im Bus. Alternativ zwei kurze Flüge, zusammen nicht einmal zwei Stunden Flugzeit und das in kleinen ATR-72, für die Kinder hochspannende „Propellerflugzeuge“. Keine Frage, welche Option wir gewählt haben.

In Australien, vor allem wenn es heiß war, haben wir mit dem Campervan auch meist auf Campingplätzen übernachtet, weil es dort fast immer einen Pool – manchmal sogar ein richtiges Badeparadies – gibt und unsere Wasserratten damit mehr als glücklich waren. In Neuseeland haben wir überwiegend an den vielen kostenlosen oder günstigen Plätzen vom DOC (Department of Conservation) übernachtet, die oft in der Nähe von sensationellen Sehenswürdigkeiten liegen: Glühwürmchenhöhlen, Badeseen, Vulkane sind um die Ecke und für die Kinder eine spannende Abwechslung.

Nicht nur die Fortbewegung ist bequemer geworden, auch die Unterkünfte, wobei wir festgestellt haben, dass es mit zwei Kindern schon eine Herausforderung sein kann. Mit einem Kind, das noch bei Mama und Papa im Bett schläft, genügt ein normales Doppelzimmer mit großem Bett. So haben wir mit Darian auf unserer zweiten Reise die Nächte verbracht.

Bei zwei Kindern ist man schnell beim Familienzimmer und das lassen sich viele gut bezahlen. Manchmal kostet schon ein Doppelzimmer mit Zustellbett so viel wie ein Familienzimmer. Zu viert haben wir uns meistens Zimmer gesucht mit einem großen und einem kleinen Bett, auf dem kleinen schlief dann der, der gerade mal eine Nacht wirklich schlafen musste, also meistens Mama oder Papa.

Natürlich haben wir auch oft zu viert in einem Bett geschlafen, wie zum Beispiel in der ersten Nacht in Australien, ganz am Anfang unserer dritten Reise. Eine sehr denkwürdige Nacht und eine der wertvollen und zumindest im Nachhinein lustigen Erfahrungen, um die wir so dankbar sind:

Lake Macquarie, Ostküste Australien. Die Eltern seit über 40 Stunden dauerwach, neun Stunden Zeitverschiebung und heftiger Jetlag bei allen. Wir dachten, wir würden eine Nacht schon zu viert auf 1,50 m schaffen, ohne das weitaus größere Bett im Dachzelt bei heftigem Dauerregen aufbauen zu müssen. Kurz nach 19 Uhr fallen wir alle um und schlafen sofort ein, unser Gepäck liegt überall im Auto verstreut.

Irgendwann wache ich aus dem ungemütlichen Schlaf auf und bin überraschend frisch, der Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon kurz nach 4 Uhr morgens ist. Was für ein entspannter tiefer Schlaf trotz Jetlag! Nur noch ein bisschen dösen, schon kann ich uns zum Sonnenaufgang ein leckeres Porridge zum Frühstück zaubern.

Ich schlafe wieder ein, dann werde ich von unruhigen Kindern geweckt und schaue wieder auf die Uhr in der festen Annahme, dass es gleich hell werden würde. Ich schaue nochmal, und nochmal, bis ich traurige Gewissheit habe: Es ist erst 23 Uhr und die komplette Nacht liegt noch vor uns. Ich hatte die Leuchtzeiger meiner Uhr vorhin wohl nicht richtig gelesen, von wegen 4 Uhr.

Die restliche Nacht schlägt der Jetlag bei den Kindern knallhart zu. Wir schlafen alle keine Sekunde mehr, stattdessen überlege ich, ob ich nicht ganz schnell wieder einen Flug nach Hause buchen sollte. Glücklicherweise geht auch diese Nacht irgendwann vorbei, bevor ich einen Flug gefunden habe.

Eine wirklich haarsträubende Anekdote, die wir in ähnlicher Form auch erlebt haben. Glücklicherweise vergisst man solche Erlebnisse sehr schnell wieder 🙂

Welche der von euch bereisten Länder empfindet ihr in allen Belangen als wirklich kinderfreundlich? Denn nicht jedes Land in denen die Menschen sehr kinderlieb sind, ist für die Kleinen zwangsläufig ein angenehmes Reiseziel. Wo hattet ihr den Eindruck, dass sich eure Kinder so richtig wohl fühlen?

Das ist eine gute Frage. Wir haben auf unseren Reisen zwei Arten von Ländern kennengelernt: die „normalen“, die Deutschland kulturell ähnlich sind (zum Beispiel Australien und Neuseeland), die viel für Kinder tun und wo es überall Kindergärten, Schulen und haufenweise Spielplätze gibt und die ärmeren, zum Beispiel in Südostasien gelegenen Länder wie Kambodscha, Indonesien oder Myanmar, wo Bildung vielleicht nicht so weit entwickelt ist wie bei uns und wo man für ein kindgerechtes Schwimmbad schon mal eine Tagesetappe fahren muss.

Jetzt muss man sich die Frage stellen: Ist Deutschland ein kinderliebes Land? Natürlich, würde ich sagen, wenn man daran denkt, was hier für Kinder getan wird, bevor sie überhaupt auf der Welt sind. Die Deutschen sind in Bezug auf Kinder aber bestimmt kein besonders herzliches Volk. Man merkt Menschen kaum an, ob sie Kinder mögen oder nicht, wenn man mit einem kleinen Kind an ihnen vorbeiläuft. Genau so verhält es sich bei den oben genannten „normalen“ Ländern. Auch in Australien hat natürlich keiner etwas gegen unsere Kids und wir freuen uns, dass es an jeder Ecke etwas zum Spielen, kostenloses sauberes Trinkwasser und viele große Parks gibt, in denen sie sich austoben können.

Auf Bali aber erleben wir etwas ganz anderes: Strand und Wasser sind die Hauptattraktion, sonst gibt es außerhalb der Hotels nicht viel zum Austoben für die Kleinen. Das ist aber besonders für kleinere Kinder gar nicht mehr so wichtig, denn innerhalb von Sekunden wird ungefragt mit den Kindern gespielt, ihnen von der anderen Straßenseite zugewunken und im Restaurant kommt die Bedienung, nimmt sie auf den Arm und mit hinter die Theke, um sie dem Küchenpersonal vorzustellen. Von Langeweile keine Spur, in Deutschland kaum denkbar.

Ist Bali also kinderfreundlicher als Deutschland? Wir wissen zumindest, dass auf Bali Kinder ganz anders betrachtet werden, dass ohne Berührungsängste auf sie zugegangen wird und dass dieser vorbehaltlose Umgang den Kindern gefällt.

Unser kleiner Janni mit anderthalb war in Myanmar der große Star. Manchmal haben sich die jungen Frauen darum gerissen, wer zuerst ein Selfie mit ihm machen darf. Eine wohlhabende burmesische Familie mit einem Kind in Jannis Alter bat uns darum, ihn auf den Arm nehmen zu dürfen für ein Foto mit dem eigenen und dem fremden blonden Jungen aus Europa.

Perfekt zum Reisen mit Kindern erschien uns Kambodscha, speziell Siem Reap: Die Khmer kümmern sich herzlich um die Kids, während die Tempel (Angkor Wat etc.) vor allem für ältere Kinder ein unendlich großer Abenteuerspielplatz sind. Ganz nebenbei ist es auch für die Eltern ein Ziel, das wir immer noch empfehlen können.

Und wo hat es euch persönlich am besten gefallen?

Das ist unsere Lieblingsfrage! Man muss ein bisschen unterscheiden und mehrere Fälle betrachten, deswegen gibt es auch mehrere Antworten:

Kulturell und landschaftlich hat uns Tibet auf unserer ersten Reise unglaublich fasziniert, das geht aber nur ohne kleine Kinder. Danach waren wir in Nepal mit seinem wuseligen Charme, den sympathischen Bewohnern und den berühmten Himalaja-Panoramen, auch hier würden wir mit kleinen Kids eher nicht herkommen.

Unangefochten auf Platz eins unserer Lieblings-Reiseziele steht aber Neuseeland, und zwar seit wir im Mai 2011 zum ersten Mal den kleinen Inselstaat betreten haben. Insgesamt waren wir inzwischen schon vier Mal dort, davon zwei Mal mit beiden Kindern. Mit Neuseeland verbinden wir die schönsten und intensivsten Erinnerungen unserer Reisen, auch haben wir unglaublich schöne Fotos von dort mitgebracht.

Wie sah eure Reisefinanzierung aus? So eine Langzeitreise bezahlt sich ja sicher nicht aus einer schmalen Portokasse. Welche Tipps könnt ihr interessierten Familien an die Hand geben, wie man eine Langzeitreise finanziell stemmen kann, ohne danach als armer Schlucker nach Hause zurückzukehren?

Da sind wir vielleicht ein bisschen anders als die typische Reisefamilie, denn wir wollten lieber reisen als uns unterwegs ums Geldverdienen zu kümmern. Das Finanzierungsmodell unserer Reisen kann man ganz einfach zusammenfassen: Sparen, Geld verjubeln, von Null anfangen. Und das drei Mal, bei jeder Reise erneut.

Wir haben auf unserem Blog eine eigene Rubrik Finanzen, wo wir genau beschreiben, auf welcher unserer ersten beiden Reisen welches Land wie viel gekostet hat und wie viel wir insgesamt für die einzelnen Reisen ausgegeben haben. Für die Auswertung der dritten Reise hat bisher die Zeit gefehlt.

Vor allem die Gesamtsummen schrecken viele ab. Wenn ich erzähle, dass unser erstes Jahr Weltreise zu zweit 43.276 Euro gekostet hat, dann sehe ich immer große Augen. Was die mit den großen Augen aber nicht bedenken: Dafür kaufen sich andere gerade mal ein neues Auto. Oder zahlen eine kurze Weile länger am Haus ab. Oder geben es für weit unsinnigere Dinge aus als Auto oder Haus.

Wir hingegen haben von diesem einen Jahr etwas viel Wertvolleres bekommen, als man mit Geld kaufen könnte: die Zeit unseres Lebens.

Wir haben nur einen Tipp für alle, die eine Weltreise machen wollen, egal ob mit oder ohne Kind(er): Machen. Jetzt. Keine Ausreden. Nicht warten. Jetzt ist die Zeit!

Was mir persönlich auf eurer Internetseite besonders gut gefällt, sind die Auftritte eurer Reisemaskottchen. Das sind aber nicht die Kuscheltiere eurer Kinder, richtig? Wie kam es dazu?

Unsere Maskottchen sind viel älter als unsere Kinder! Angefangen hat es mit Miniru, unserem kleinen Känguru, das war 2009, da haben wir an Kinder noch nicht einmal gedacht. Es war seither auf jeder unserer Reisen mit dabei und hat auf uns aufgepasst.

Für die erste lange Reise schenkte uns eine Freundin ein Stinktier als Gefährten für Miniru, es wurde Bruno getauft. Es wäre ja unverantwortlich gewesen, nur ein Maskottchen mitzunehmen. Unterwegs fanden wir die Schildkröte Bubu in Malaysia und einen Kiwi in Neuseeland, damit waren sie komplett.

Seither kommen die vier auf jede Reise mit und werden nicht nur von uns fotografiert, viele neugierige Asiaten fotografieren uns, während wir die Maskottchen fotografieren.

Obwohl uns viele deswegen einen kleinen Dachschaden attestieren, wissen wir genau: Nur wegen der Maskottchen sind alle unsere Reisen bisher stets so problemlos gelaufen. 😉

Eine ganz banale Frage: Was bewegt einen dazu, immer wieder loszuziehen? War eine Weltreise nicht genug? Oder waren es nur mehrere, weil sich mit den Elternzeiten die Möglichkeit bot?

Nach der unbeschreiblichen Freiheit der ersten Reise war schnell klar, dass das nicht alles gewesen sein kann. Es gibt noch so viel mehr zu sehen und zu erleben!

Wir haben viel aus unserer ersten Reise gemacht: unseren Weltreise-Film und die Traumteiler-Shows. Immer und immer wieder haben wir über uns selbst gestaunt, was wir da alles in einem Jahr erlebt haben. Als Darian 2013 auf die Welt kam, gab es keine Diskussion darüber, dass wir unbedingt noch eine Weltreise machen müssen, dieses Mal mit Kind.

Elternzeit in Deutschland ist ein einzigartiges Privileg, was viele nicht erkennen. Die Mamas sehen das noch eher, aber die Papas nehmen – wenn überhaupt – die beiden Monate Elternzeit, in denen sie auch Elterngeld bekommen. Danach sind Job, Karriere und Geld wieder wichtiger und so richtig Elternzeit war es dann doch nicht, weil ein Monat oder auch zwei viel zu schnell vorbeigehen. Viele Papas kennen gar nicht den Unterschied zwischen Elternzeit und Elterngeld und wundern sich, wenn ich erzähle, wie lange ich mit den Kindern jeweils zu Hause war, aber eben ohne Geld dafür zu bekommen.

Vor der Tatsache, dass man Geld jederzeit wieder verdienen kann, wird die Zeit auf einmal viel wichtiger, denn die ist ersatzlos weg, wenn sie einmal verstrichen ist. Unsere Einstellung „Wann, wenn nicht jetzt?“ erledigt den Rest und schon sind drei Weltreisen vorbei.

Wir haben uns in unserem Blogartikel „Macht eine Weltreise glücklich?“ ausführlich mit den Gedanken zu „Vorfreude, Unterwegsfreude und Nachfreude“ von Weltreisen auseinandergesetzt und auf jeder unserer Reisen festgestellt: Unsere hinter uns liegenden Reisen sind noch lange nicht vorbei, denn sie sind ein Teil von uns geworden, der uns das restliche Leben begleiten wird. Wer kann das schon von seinem Auto sagen?

Und jetzt? Wie sehen eure künftigen Reisen mit schulpflichtigen Kindern aus? Könnt ihr euch ein Leben ohne Weltreisen überhaupt vorstellen? 😉 Oder kribbelt es euch schon wieder in den Füssen?

Die Langzeitreisen außerhalb der Sommerferien haben sich mit Darians Einschulung im Sommer 2019 erledigt, das ist richtig. Und es ist gut so, obwohl es natürlich immer kribbelt, sobald wir nur ein beliebiges Foto unserer Reisen sehen.

Auch wenn wir unterwegs immer wieder Aussteigerfamilien mit schulpflichtigen Kindern treffen, die von ihren Eltern selbst unterrichtet werden, ist das keine Option für uns. Schulzeit ist ja weit mehr als nur in die Schule gehen: es geht um lernen, reifen, wachsen, stark werden, um Persönlichkeit, Freunde und Zusammenhalt und um eine stabile Heimatbasis. Und genau die wollen wir unseren Kindern gerne geben.

Bei allem Gemecker über das Schulsystem und Bildungspläne meinen wir, dass es ein Kind nicht viel besser haben kann als in Deutschland.

Wir hoffen außerdem, dass unsere Kinder nach ihrer Schulzeit zu uns kommen und sagen: „So, ich brauch dann mal ein bisschen Geld, ich will auf Weltreise gehen. Und euch nehm ich mit!“

Genau so sehe ich das auch. Schön, dass es noch Menschen gibt, die das was wir in Deutschland haben auch noch wert schätzen können. Nun zu meiner letzten Frage: Könnt ihr euch auch Reiseziele vorstellen, die man in einem sechswöchigen Sommerurlaub bereisen kann? Welche wären das?

Genau das ist der Plan. Bisher haben wir viele Fernreisen gemacht und weit entfernte Ziele gesehen, das geht durch die Schulzeit nicht mehr so einfach. Jetzt wollen wir das nachholen, was bisher zu kurz gekommen ist: Europa.

Für den eigenen Campervan reicht das Geld vielleicht noch nicht, aber die kann man mieten. Und dann einen langen Sommerurlaub zu viert in Skandinavien? Auf Entdeckungsreise durch Schottland? Oder eine Radtour durch Deutschlands Osten? Langweilig wird es uns bestimmt nicht. 😉

Das denke ich auch, Daniel. Europa ist so unglaublich vielfältig, dass ihr sicher viele Jahre brauchen werdet, um wirklich alles ausgiebig zu erkunden. Dabei wünsche ich euch viel Spaß und jede Menge Lust aufs Abenteuer Kurzzeitreise.

Ich möchte mich ganz herzlich für dieses Interview bedanken, lieber Daniel. Es hat mir großen Spaß gemacht mit jemandem zu sprechen, dessen Ansichten ich zu hundert Prozent teile und den ich somit sehr gut verstehen kann. Zum Beispiel sehe auch ich den Wert einer Weltreise in der Zeit, die einem mit den Kindern geschenkt wird. Das ist so unendlich kostbar und ein Schatz für das ganze Leben. Ja, und Neuseeland gehört ebenfalls zu unseren liebsten Reiseländern.

Steckbrief der Traumteiler-Familie

Frei nach dem Motto des Philosophen Augustinus Aurelius

Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon

bereisen Marsi und Daniel die Welt. Zunächst als Paar und mit Geburt des ersten Kindes als junge Familie. Die erste Weltreise führte die beiden auf den indischen Subkontinent, nach Südostasien, Ozeanien und Südamerika. Mit Kind(ern) reisten sie auf zwei Weltreisen wieder in verschiedene Länder Südostasiens sowie nach Australien und Neuseeland. Ihr wirklich eindrucksvoller Internetauftritt Die Traumteiler unterwegs erzählt von den zahlreichen Reisen und Reiseerlebnissen der jungen reiselustigen Familie. Daneben bietet das Blog hervorragende und vielfältige Informationen über die Organisation von Langzeit- und Weltreisen. Dabei bleiben sie immer authentisch und äußert sympathisch. Man spürt, dass sie das was sie schreiben auch mit jeder Faser ihres Körpers leben.

Marsi und Daniel über ihr Blog

„Wir wollen das Reisefieber in unseren Lesern entzünden, in uns brennt es ohnehin schon. Dabei wollen wir nicht, dass man es uns nachmacht, denn jede Reise ist einzigartig und muss es auch sein. Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, das ganze Buch zu lesen und nicht nur eine Seite davon, indem wir berichten, dass es gar nicht so schwierig ist. Man muss es nur tun!“

Die Traumteiler unterwegs

Alle Bilder dieses Interviews unterliegen dem Copyright von Daniel Schroth.

Wir freuen uns immer über Kommentare zu unseren Interviews! 

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