Wir bleiben noch ein paar Tage am Rande der Hardangervidda und schlagen unser Lager im schönen Eidfjord auf. Das immer noch unbeständige Wetter (mit teilweise sehr starken Regenfällen) hindert uns bisher an unserer geplanten Mehrtagestour in der Hardangervidda. Wir warten geduldig auf stabilere Wetterverhältnisse und suchen nach alternativen Tagestouren, die auch schnell gefunden sind.
Das Wandergebiet Hjølmaberget
Eine davon ist die Tageswanderung vom Berg Hjølmaberget zur Fjällstation Vivelid, dem Valurs-Wasserfall und wieder zurück über den Hjølmaberget. Das Gebiet um den Berg Hjølmaberget am nördlichen Rand der Hardangervidda ist ideal für Tageswanderungen. Mehrere Touren von leicht bis mittelschwer führen von hier aus in das norwegische Fjäll.
Doch zunächst einmal muss man mit dem Auto eine ziemlich fiese Schotterpiste fahren, die von Øvre Eidfjord hinauf zum Hjølmaberget führt. Schon am Fuße des Berges wird darauf hingewiesen, dass die Strecke mit Wohnmobilen nicht befahrbar ist. In sehr schmalen Serpentinen schlängelt sich die steile Schotterstraße den Berg hinauf. Ausweichbuchten gibt es selten, und falls ein Fahrzeug entgegenkommen sollte, ist ein Ausweichmanöver nicht immer ungefährlich. Wir schwitzen nicht schlecht angesichts der schwindelerregenden Ausblicke hinunter ins Tal und dem schlechten Zustand der Straße und hoffen, dass uns ein entgegenkommendes Fahrzeug erspart bleibt. Oben angekommen staunen wir nicht schlecht, dass neben großen SUV´s sich sogar kleinere Wohnmobile auf dem Parkplatz befinden. Manche schrecken wohl vor gar nichts zurück?! Der große Parkplatz ist fast voll besetzt. Das Gebiet scheint bei Wanderern sehr beliebt zu sein.
Unsere Wanderung beginnt an einer kleinen Brücke, die den Fluss Berdølo quert. Der Weg ist zunächst flach und mit vielen runden Steinen versehen, die einen immer wieder zu kleinen Kletterspielchen verleiten. Man fühlt sich wie ein kleines Kind bei einem alten Kinderspiel, wer daneben tritt, wird von Haien gefressen. Meine Jugendlichen erweisen sich als Meister im Steinehüpfen und ich ende als Speise für imaginäre Haie.
Nach ein paar kurzen steileren Passagen erreichen wir die erste Erhebung, bei der wir auf den eigentlichen Rundweg stoßen. Bis hierher ist der Hin- und Rückweg identisch. Von hier ab führt der gut begehbare schmale Pfad ins Tal, eingerahmt von bizarr geformten Fjällbirken. Die kleinen urigen Wäldchen wechseln sich ab mit bunten Blumenwiesen und Sumpfgebieten, die über und über mit Wollgras bedeckt sind. Die Landschaft wirkt lieblich und märchenhaft, fast wie aus einem kitschigen Fantasy-Movie. Es fehlen nur noch die Zwerge und Gnome, die durch das dichte, niedrige Unterholz schleichen. Aber vielleicht sind sie ja da, die mystischen Fabelwesen. So wirklich wissen kann man das im hohen Norden nicht, wo noch viele Menschen an ihre Existenz glauben. Eine niedliche Vorstellung, wie ich finde.
Weiter führt der Weg über felsige Passagen ins Tal zum Fluss Olbogo. Über eine Brücke könnte man die Fjällsiedlung Viveli erreichen. Wir jedoch bleiben auf unserer Flussseite und machen im Schutz einer alten Hütte erst einmal Mittagspause. Selbst hier im Tal weht ein sehr frischer Wind und es ist ungemütlich kalt. Glücklicherweise regnet es bisher nicht.
Nach der Mittagsrast treffen wir nach einem Kilometer auf die Wanderhütte Vivelid. Hier gibt es sogar eine geschützte Raststelle mit einem Tisch und Bänken. Weiter führt uns der Weg auf der linken Flussseite durch dichte Fjällflora in Form von fast mannshohen Büschen. Nach weiteren 1,5 Kilometern erreichen wir den Wasserfall Valursfossen, für uns der südlichste Punkt der Wanderung. Ab hier geht es für uns zurück, allerdings beginnt jetzt der anstrengende Teil der Wanderung, da wir wieder den Hjølmaberget erklimmen müssen.
Auf einer Länge von zwei Kilometern führt der Weg über 200 Höhenmeter nach oben. Der Blick zurück ins Fjotdal jedoch ist einzigartig. Am höchsten Punkt der Tour angekommen genießt man einen wunderschönen Blick über die nördlichen Ausläufer der Hardangervidda. Der Harteigen, ein markanter Gipfel hier ganz in der Nähe, kann man heute leider nicht gut erkennen. Schwere Wolken verleiden uns den Blick in noch weitere Fernen. Trotzdem ist es eine wunderschöne Kulisse und ein absoluter Kontrast zum lieblich anmutenden Fjotdal.
Auf den letzten Kilometern können wir sogar einen Blick zurück in den Eidfjord erhaschen. Eine mächtige Berglandschaft, die jäh in den Fjord abfällt. Wir genießen trotz der kalten Temperaturen und des starken Windes die Szenerie und sagen uns, dass wir Glückskinder sind, denn immerhin blieb es heute von oben trocken.
Fazit zur Wanderung im Wandergebiet Hjølmaberget
Für mich eine grandiose Wanderung, die ich nur jedem empfehlen kann. Der norwegische Wanderverband hat sie als leicht eingestuft, was wir für den ersten Teil der Wanderung auch so unterschreiben können. Dennoch ist der Rückweg ein wenig beschwerlich und trotz der Tatsache, dass der komplette Weg nur 11 Kilometer beträgt, würde ich mir als Senior-Wanderer oder mit kleineren Kindern einen ganzen Wandertag dafür Zeit nehmen, damit noch mehr Zeit zum Genießen übrig bleibt. Alleine die Fahrt von Øvre Eidfjord über die Serpentinenstraße hinauf zum Wanderparkplatz am Hjølmaberget dauert etwa eine Stunde. Wir haben für die Wanderung ohne lange Pausen 3 Stunden und 15 Minuten benötigt und für die Hin- und Rückfahrt noch einmal knapp 2 Stunden.
Der Weg selbst ist auf weiten Teilen sehr gut begehbar, auch wenn man manchmal klettern bzw. Trittsicherheit beweisen muss, weil die Natur einem hin und wieder Steine in den Weg legt. Das macht für mich jedoch den Reiz aus und beweist, dass die Natur hier in Norwegen auch noch Natur bleiben darf.
Vom Wanderparkplatz aus gibt es noch einige andere Touren in die Umgebung des Hjølmaberget. Von 4 Kilometern bis zu 20 Kilometern sind, bis auf schwer, alle Schwierigkeitsgrade vertreten. Somit ist das Hjølma-Gebiet das ideale Wanderrevier für Familien und noch trittsichere Senior-Wanderer.
Kennst du noch weitere Wanderungen rund um den Eidfjord? Dann freuen wir uns, wenn du diese mit uns teilst.
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