Ein Beitrag von Volker Otter
Die Rhön – eines unser Lieblingsmittelgebirge und immer wieder gut für ein verlängertes Wochenende oder diesmal sogar eine Premiere: Mountain Biking mit der ganzen Familie. Unser großer Sohn (14) hat mit uns schon die Trails rund um Kassel unsicher gemacht. Der Kleinere (10) hatte bereits Spaß auf der Dirtbike-Strecke nicht weit von uns, allerdings mit seinem „normalen“ 24er – Fahrrad, der Traum vom eigenen Mountainbike wird noch geträumt. Klar ist aber, beide Kinder sind sichere Radfahrer, beherrschen ihr Rad auch über Buckel und Kuhlen und schätzen ihr Können schon ganz gut ein. Vom Kreuzberg-Flowtrail, den wir Erwachsene schon einmal gefahren sind, haben wir den Kindern erzählt, das hat gefunkt. Also, nichts wie los!
Wir checken unsere drei eigenen Hardtails. Alles paletti! Und das Vierte? Wir haben Glück gehabt. In Bischofsheim haben wir zwei Verleiher ausfindig gemacht: Sport Walther und Radsport Reder. Radsport Reder hat tatsächlich ein 24er Mountainbike, das passt, gut aussieht und tadellos funktioniert. Liebe auf den ersten Blick. Im Garten der Ferienwohnung wird natürlich Probe gefahren. Am nächsten Tag soll’s losgehen.
Abfahrt vom Kreuzberg nach Bischofsheim mit dem Kreuzberg-Flowtrail
Wir fahren auf den Kreuzberg. Vom Parkplatz schiebt man oder müht sich den Berg noch ein Stückchen hoch, bis oberhalb der Gemündener Hütte. Man kann aber auch durch das Kloster von hinten auf das Plateau mit dem Sendemast und den drei eindrucksvollen Kreuzen radeln und den Pfad von dort bis zum Einstieg in die Mountainbike-Route oberhalb der Gemündener Hütte abfahren. Ab hier darf man dann bis Bischofsheim den Sattel für die Abfahrt nach unten stellen. Die Mountainbike-Route bis zum Neustädter Haus (wunderschön zum Rasten, Essen und Trinken) ist für uns nach Regenfällen zu rutschig (glitschige Steine), sodass wir links auf die Wanderroute über eine breite Wiesenschneise ausweichen. Klar ist, dass Wanderer hier Vorrecht haben und man generell entsprechend höflich und respektvoll miteinander umgeht. Auf diesem Abschnitt gibt es keine größeren Hindernisse, wir können einfach abrollen. Vorsicht bei Nässe, dann kann’s rutschig werden! Ab dem Neustädter Haus folgt man ein paar hundert Meter der Teerstraße. Der Flowtrail geht dann, nicht zu übersehen, rechts ab. Wir lassen andere Biker großzügig vor, da wir vermutlich langsamer sind. Der Trail ist eine extra für Biker gebaute Strecke, auf der Cracks und Anfänger gleichermaßen Spaß haben können. Fußgänger sind hier verboten, genauso, wie Verweilen auf der Strecke. Die Regeln besprechen wir mit unseren Kindern. Wir lassen die Kinder jeweils vorfahren. Unser Großer ist sowieso schneller als ich und den Kleineren haben wir so besser, natürlich mit genügend Sicherheitsabstand, im Blick. Buckel, Kuhlen, Schanzen, Steilkurven, hier kann man seine Fahrtechnik erlernen, verbessern und ausprobieren. Das Schöne ist, man kann die Hindernisse auf sogenannten „Chickentrails“ (für weniger Mutige) umfahren und beim nächsten Mal vielleicht doch noch ausprobieren und dann richtig abheben. Bei jedem Mal werden wir mutiger, und so ist es immer wieder neu. Ein Teil des Trails verläuft über ziemlich ruppiges und verwurzeltes Terrain, das uns ganz schön durchschüttelt. Der Trail kreuzt die kleine Teerstraße. Am Ende folgt man nach dem Wanderparkplatz dem schmalen Wanderweg, der links nach Bischofsheim abgeht. Ein angenehm schmaler Trail mit ein oder zwei steilen Passagen, aber gut zu fahren. Zum Schluss rattern wir noch über einen etwas ausgewaschenen Schotterweg, bevor wir auf einem asphaltierten Feldweg und später der Straße den letzten Kilometer nach Bischofsheim fahren.
Schade, wenn man jetzt die ganze Strecke wieder nach oben radeln müsste. Kann man, muss man aber nicht. Wir kaufen uns für 8,90 Euro/Person ein Tagesticket für den Shuttlebus mit Radanhänger (Infos über www.hochrhoenbus.de), wuchten die Räder mit anfangs vielen Stresshormonen auf den Hänger und genießen die rasante Fahrt zurück zum Kreuzberg. Die Busse fahren am Wochenende stündlich vom Zentralparkplatz in Bischofsheim. Von da aus geht’s dann mit mancher Pause in Bischofsheim oder am Neustädter Haus in die zweite, dritte oder vierte Runde. Dann merken wir allerdings schon, dass die Konzentration nachlässt, die Muskeln ausgepowert sind, der richtige Zeitpunkt für heute aufzuhören. Morgen geht’s in die Lange Rhön.
Rundtour über die Lange Rhön vom Parkplatz Schwedenwall (24 – 28 km)
Wir starten vom Parkplatz Schwedenwall auf einer Waldstraße zum Roten Moor, das wir uns über den Bohlenweg anschauen. Danach kämpfen wir uns zum Heidelstein hinauf und fahren dann rasant zum Parkplatz Schornhecke ab. Das bringt Spaß. Wir queren die Straße und folgen wieder einer Waldstraße geradeaus über den Parkplatz. Wir queren die Straße und folgen wieder einer Waldstraße geradeaus über den Parkplatz bis zum Abzweiger zum Thüringer Haus. Dort kommen wir auf offene Wiesenflächen. Das ist der Zeitpunkt, wo unsere Kinder „abpesen“. Ein schöner Anblick, die beiden durch das Wiesengelände rasen zu sehen. Passieren kann hier nicht viel. Der Pfad ist weich und angenehm zu fahren, wird später recht schnell, aber ohne Hindernisse. Jetzt aber hinterher! Im Thüringer Haus wird gegessen. Und dann geht es Richtung Steinernes Haus, zuerst steil bergauf. Wir schieben. Oben wieder aufsitzen und einen schmalen Wiesenpfad zum Steinernen Haus abfahren und weiter zum Basaltsee, herrlich für eine Pause, wer will, mit Bratwurst, Kuchen und Getränken. Der Pfad hierhin verläuft ohne Steigung. Wer will kann hier geschickt fahren lernen und über den einen oder anderen Stein springen. Schade aber, dass es jetzt wieder bergauf geht. Ich staune, wie lange unser Kleiner durchhält, bis er schließlich doch schiebt. Das letzte Stück wird jetzt noch einmal lang bis zum Holzberghof. Wir merken, wie unser Kleiner anfängt zu kämpfen. Eigentlich müsste jetzt Schluss sein. Er ist tapfer und schafft es mit viel Durchhaltevermögen und letzter Kraft zum Kuchen und Kaltgetränk am Holzberhof. Klar ist aber auch, dass die letzten vier Kilometer bis zum Auto nicht mehr zur Debatte stehen. Das besprechen wir. Gut, dass wir in solchen Situationen immer eine gute und sichere Lösung finden. Darauf ist für ihn Verlass und das muss auch so sein. Also fahre ich über zum Teil schön schlammige Trails und Waldstraßen zum Parkplatz (für unseren Kleinen wäre das wirklich nichts mehr gewesen) und hole unser Auto nach. Als ich zurückkomme, ist die Stimmung schon wieder prima. Abends sind wir herrlich erschöpft, wie schön sind doch Kaltgetränke und Chips auf der Terrasse und später vor dem Fernseher beim entscheidenden Championsleague-Spiel. Die Erschöpfung hat unseren Kleinen nicht entmutigt. Morgen ist noch einmal der Kreuzberg Flowtrail angesagt, das ist genauso sicher, wie, dass wir Ausschau nach einem eigenen Mountainbike für unseren Jüngsten halten müssen.
Wer es gemütlich haben möchte, kann auch wunderbar im Tal der Fränkischen Saale mit Mountainbike oder normalem Rad fahren. Meine Empfehlung: Von Steinach bis Hammelburg. Von Hammelburg (oder einem der Dörfer vor Hammelburg) fährt ein Zug zurück bis Bad Kissingen, von hier fährt man den gleichen Weg zurück, was aber keineswegs langweilig ist. Man sieht die herrliche Landschaft einmal „andersherum“, die kleinen Städte und Dörfer mit Einkehrmöglichkeiten und die Flussauen. Mit Glück kann man Biber beobachten, deren Fällarbeiten man immer wieder sieht. Das nächste Mal bringen wir unser Kanu mit. Was man hier nicht noch so alles machen kann! Jedes Mal, wenn wir aus der Rhön zurückkommen, haben wir Lust auf mehr. Die Rhön halt!
Nähere Informationen über den Flowtrail und Moutain-Biking in der Rhön erhaltet ihr unter folgenden Internetseiten:
Lust bekommen auf´s Mountain-Biken in der Rhön? Dann nichts wie los!
Natürlich freuen wir uns auch auf eure Kommentare zu diesem Bericht.
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