Wandern auf Island – als junge Frau alleine auf den Fernwanderwegen Laugavegur & Fimmvörðuháls

Ein Reisebericht von Clara Sinterhauf

Als alleine reisende Frau in Island
Mit 19 alleine wandernd auf Island – Wanderabenteuer die Zweite!

Auf der Suche nach meinem neuen Wanderabenteuer

Nach dem Auftakt des alleine Reisens als junge Frau auf dem schwedischen Kungsleden im letzten Sommer, wagte ich in diesem Jahr (2023) erneut ein Alleine-Wander-Abenteuer und suchte nach einem geeigneten Wanderweg für meine diesjährigen Semesterferien. Meine Eltern sind noch immer nicht begeistert davon, dass ich alleine auf Wanderschaft gehe, suchen aber vorsichtshalber mit, da sie hoffen damit eine sichere Destination für mich zu finden. So war es dann auch meine Mutter, die mir Island vorschlug, ist es doch eines der sichersten Länder der Welt. Nachdem sie mir Bilder von ihrer eigenen Reise vor über zwanzig Jahren zeigte, war auch ich nicht mehr abgeneigt. Sah es dort doch so ganz anders aus als im restlichen Europa. So ging es für mich diesen Sommer für vierzehn Tage nach Island. Auf der Insel, die oft als Insel aus Feuer und Eis bezeichnet wird, wanderte ich den 55 km langen Laugavegur, der tatsächlich zu den schönsten Wanderwegen Europas zählt. Und weil der Laugavegur nicht besonders lang ist, lief ich einen weiteren Wanderweg, der direkt an den Laugavegur anknüpft, nämlich den Fimmvörðuháls Trail. Zusammen sind die beiden Wanderwege knapp 80 km lang und werden in der Regel auf sechs Etappen aufgeteilt. Nachdem – mit ein bisschen Hilfe meiner Mutter – alles geplant war, freute ich mich richtig auf mein diesjähriges Abenteuer wieder alleine unterwegs zu sein.

Der Startpunkt des Laugavegur
Der Startpunkt des Laugavegur in Landmannalaugar

Mein Abenteuer Laugavegur – einer der spektakulärsten Wanderwege Europas

Zwei Tage nach meiner Ankunft in Island fuhr ich mit dem Bus nach Landmannalaugar. Zwei Busunternehmen bieten die Anreise ins Hochland an, welche fast einen ganzen Reisetag in Anspruch nimmt. Schon die Fahrt mit den für das Hochland speziell ausgestatteten Reisebusse ist ein kleines Abenteuer. Da wir erst am Abend ankamen, blieb ich die erste Nacht in Landmannalaugar. Dort konnte man heiße Quellen genießen und noch eine kleine Wanderung auf einen Berg machen, von dem man einen schönen Überblick über das Gebiet hat. Schon dort sind mir die typisch bunten Berge aufgefallen, für die Island bekannt ist.

Der Campingplatz in Landmannalaugar
Der Campingplatz in Landmannalaugar
Landmannalaugars heiße Quellen
Landmannalaugars heiße Quellen

Am nächsten Tag startete ich meine Wanderung auf dem Laugavegur. Auf der ersten Etappe ließ ich es langsam angehen und lief nur 10 Kilometer. Man weiß nämlich nie wie sich das Wetter in Island verhält, und ich wollte nicht schon am ersten Tag in Schwierigkeiten geraten. Glücklicherweise hatte ich an diesem Tag sehr gutes Wetter und konnte das bunte Gebirge mit seinen Moos- und Eisflächen in vollen Zügen genießen. Hin und wieder kam ich an heißen Quellen vorbei in welche man allerdings nicht reingehen sollte, da sie 80-100 Grad heiß sind. Die Hütte am Abend war höher gelegen als der Startpunkt Landmanalaugar und der Platz für die Zelte bestand aus einem feinen Kies- bzw. Sandboden. Leider riss ich mir hier ein kleines Loch in den Zeltboden. Ich lernte, dass erkaltete Lavastückchen sehr scharfkantig sind. Ein robustes Groundsheet sollte man in Island auf jeden Fall dabeihaben.

Wegweiser am Laugavegur
Die ersten km auf dem Laugavegur
1. Etappe Laugavegur
1. Wandertag auf dem Laugavegur….
Schöne Ausblicke auf dem Laugavegur
mit atemberaubenden Ausblicken

Am zweiten Wandertag führte der Laugavegur zunächst einmal zurück ins Tal bevor ein steiler Anstieg kam. Im Allgemeinen hat der Laugavegur schon ein paar steile und anstrengende Anstiege, was allerdings kein Problem sein sollte, wenn man es langsam angehen lässt und sich an den kurzen Etappen orientiert. An diesem Tag waren es für mich nur 11,5 km, die es zu laufen galt. Somit konnte ich die spektakuläre Landschaft in vollen Zügen genießen. Ein weiteres Abenteuer, auf das man sich in Island einstellen muss, ist das Furten. Wer noch keine Erfahrung damit hat, sollte sich vorab mit diesem Thema auseinandersetzen. Auch vor Ort wird auf die Gefahren des Furtens hingewiesen. Am zweiten Wandertag hatte ich das erste Mal das erfrischende „Vergnügen““ und war schon ein bisschen aufgeregt. Mit Sandalen watete ich durch das eiskalte Wasser, was ich mir nicht so kalt vorgestellt hatte. Für einen besseren Halt war ein Seil über den Fluss gespannt, das für mich sehr hilfreich war. Ich hatte, was das Furten betrifft, in diesem Jahr Glück, da es in den letzten Wochen nicht viel geregnet hatte und die Flüsse ungewöhnlich wenig Wasser führten. Glücklich und zufrieden kam ich am Abend an der Hütte an und genoss noch einen atemberaubenden Ausblick.

Am 2. Wandertag zeigt sich Island von seiner schönsten Seite
Bunte Berge im Fjallabak-Naturreservat
Auf dem Weg zur Hütte in Alftavatn
Auf dem Weg zur Hütte in Alftavatn

Wegweiser am LaugavegurEin kleiner Tipp noch: Ich hatte zwar mein Essen für die ganzen sechs Wandertage schon dabei, aber auf den Hütten kann man mittlerweile vieles nachkaufen (das war nicht immer so). Natürlich muss man hier mit noch höheren Preisen rechnen, als sie in Island ohnehin schon sind. Auf jeder Hütte kann man dafür mit Bankkarte zahlen, trotzdem sollte man immer ein bisschen Bargeld dabeihaben.

Am dritten Wandertag wurde das Wetter noch schöner und heißer. Rund 20 Grad Celsius sind für Island ein richtig heißer Sommertag. Auf der 16 km langen Etappe lief ich nach drei Kilometern an einer weiteren Hütte vorbei. Hier war die Aussicht jedoch nicht so schön, weshalb ich empfehle an der Hütte in Alftavatn zu übernachten. An diesem Tag verlief der Laugavegur sehr flach und man musste kaum Höhenmeter zurücklegen. Allerdings hatte ich an diesem Tag die größte Flussquerung der Tour. Wieder hieß es Schuhe wechseln und in Sandalen vorsichtig durch das Wasser waten. Bei diesem Fluss musste man vorsichtig sein, dass man einen festen Stand hat, da das Wasser an einer Stelle bis zum Oberschenkel reichte. Ich erreichte die Hütte in Emstrur am frühen Abend. Von dort kann man eine kurze Rundwegwanderung zu einer Schlucht machen, welche ich sehr empfehlen kann.

Auf dem Laugavegur
Island Feeling pur am 3. Wandertag….
gibt es eine sehenswerte Schlucht
mit einer sehenswerten Schlucht am Ende des Tages

Wegweiser nach PörsmörkDie vierte und letzte Etappe des Laugavegur führt ins liebliche Pörsmörk-Tal. Zum Kontrast der letzten Tage war es hier wieder bewaldet, wobei die Bäume mehr wie große Büsche aussahen. Die Landschaft in Pörsmörk ist grüner und lieblicher als das karge Hochland. Die 16 Kilometer dieses Wandertages hatte ich schon am frühen Nachmittag hinter mich gebracht, da der Wanderweg wieder einfach war. In Pörsmörk bieten sich mehrere Campmöglichkeiten auf beiden Seiten des großen Flusses Krossa an. Ich entschied mich für den Campingplatz, der am nächsten zu meiner morgigen Etappe lag. Hierfür musste ich den Fluss Krossa überqueren (es gibt eine Brücke) und 2 Kilometer zum Ausgangspunkt des Wanderwegs Fimmvörðuháls nach Basar laufen.

Kleiner Tipp: Wer genügen Zeit mitbringt, sollte in Pörsmörk einen Pausentag einlegen. Es gibt hier viele schöne und empfehlenswerte Tageswanderungen.

Am vierten Tag erreicht der Laugavegur Pörsmörk
Am vierten Tag erreicht der Laugavegur Pörsmörk
Brücke über den großen Fluss Krossa
Brücke über den Fluss Krossa

Der Anschlussweg Fimmvörðuháls ist aus meiner Sicht genauso schön

An meinem fünften Wandertag regnete es zum ersten Mal. Leider war die 13 km lange Strecke die schwerste der bisherigen Tour. Knapp 1.000 Höhenmeter sind in teilweise schweren Anstiegen zu überwinden. Der Wanderweg besteht eigentlich nur darin über einen Berg zu laufen, um an die Küste nach Skoga zu gelangen. Es gibt Wanderer, welche den 26 Kilometer langen Fimmvörðuháls Wanderweg an einem Tag laufen, was ich nicht empfehlen würde, auch wegen der schönen Landschaft, die man dann nur flüchtig genießen kann. Ich war damals froh mir Zeit gelassen zu haben, auch deshalb, weil das Wetter am nächsten Tag wieder merklich besser wurde.

Auf dem Fimmvörðuháls
1. Tag auf dem Fimmvörðuháls
Auf dem Fimmvörðuháls
Die Landschaft ist ebenso spektakulär wie auf dem Laugavegur

Wasserfall auf dem FimmvörðuhálsDer Weg über den Fimmvörðuháls führt durch ein Gebiet, wo vor ein paar Jahren ein Vulkan ausgebrochen ist, was an vielen Stellen noch deutlich zu erkennen war. An meinem letzten Wandertag zeigte mir Island noch einmal alle ihre Schönheiten, für welche die Insel berühmt ist. Landschaftlich ist der letzte Abschnitt an die Küste nach Skoga ein Traum. Ich kann nur jedem empfehlen die Fimmvörðuháls-Route zu laufen, und nicht nur den Laugavegur. Zahlreiche Wasserfälle weisen einem den Weg ins Tal und mit jedem werden sie größer und spektakulärer, bis der Fimmvörðuháls Wanderweg am größten und schönsten Wasserfall endet, dem Skogafoss.

Good to know: Vom Campingplatz Skoga fährt jeden Tag ein Bus nach Reykjavik zurück. Leider ist dieser im Sommer oft voll und eine Reservierung nicht möglich. Deshalb ist es als Wanderer nicht unüblich von hier nach Reykjavik zu trampen, was in Island absolut normal und nicht wirklich gefährlich ist.

Wasserfall auf Island
Grüne Hochebenen und zahlreiche Wasserfälle markieren den letzten Wandertag
Der Skogavoss
Das Ende meiner Wanderung ist der atemberaubende Skogafoss

Island alleine Reisen als junge Frau – mein Fazit

Island ist das ideale Einsteigerland für alleine reisende Frauen. Es wirkt nicht nur sicher, es ist es auch. Überall bekommt man Hilfe, wenn man sie braucht. Und das Reisen per Anhalter ist, verglichen mit allen anderen Ländern Europas, noch problemlos und aus meiner Sicht absolut sicher möglich.

Eine Trail-Community, wie ich sie mir erhofft hatte, findet sich auf dem Laugavegur leider nicht. Zwar ist der Laugavegur sehr beliebt und der meist gelaufene Wanderweg Islands, doch für die Entwicklung von Gemeinschaften ist der Wanderweg einfach zu kurz. Wer in Europa so etwas wie eine Wandergemeinschaft sucht, die sich unterwegs findet, der sollte den schwedischen Kungsleden laufen. Das scheint einer der wenigen Wanderwege Europas zu sein, wo es so etwas wie eine Trail-Community, wie man sie aus den USA kennt, findet.

Der Laugavegur und der Fimmvörðuháls gehören für mich dennoch zu den schönsten Wanderrouten Europas. Die Landschaften Islands sind wirklich atemberaubend schön und einzigartig in Europa. Als einziger Wehrmutstropfen muss man in Island jederzeit mit schlechten Wetterverhältnissen rechnen. Das Wetter ist einfach unberechenbar. Wenn man aber – wie ich – Glück hat, so ist Island wirklich ein Traum für Wanderfrauen.

Wanderfrau auf Island

Für Fragen zu den Wanderwegen Laugavegur und Fimmvörðuháls stehe ich gerne zur Verfügung. Wenn dir mein Erfahrungsbericht gefallen hat, dann freue ich mich über einen Kommentar von dir.  

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1 Kommentar zu „Wandern auf Island – als junge Frau alleine auf den Fernwanderwegen Laugavegur & Fimmvörðuháls“

  1. Constantin Stephan

    Das ist ja ein fantastischer Bericht mit tollen Fotos. Da hast du Glück mit dem Wetter gehabt. Island steht bei mir als nächstes Reiseziel an. Ich dachte, der Laugavegur wäre nur die Einkaufsstraße in Reykjavik.

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