Die White Mountains in New Hampshire – Wandern mit Kindern im Osten der USA

Der über 3.000 km² große White Mountains National Forest liegt in den beiden nordöstlich von New York liegenden Bundesstaaten New Hampshire und Maine und umfasst drei kleinere nicht zusammenhängende Waldgebiete, die jedoch alle der großen Gebirgskette der amerikanischen Ostküste zuzuordnen sind, den Appalachen.

Auf dem Mount Washington

Der White Mountains National Forest ist kein klassischer Nationalpark mit besonders schützender Funktion, sondern wird als Naherholungsgebiet für die nahen Metropolregionen New York und Boston genutzt. So findet man hier viele kommerzielle Angebote für Erholungssuchende, die nicht ausschließlich zum Wandern die White Mountains besuchen. Es gibt kleine Freizeitparks und Erlebnisschwimmbäder für Familien, mehrere Seilbahnen und Kletterparks für Vergnügungssüchtige und organisierte Outdoortouren, die per Auto oder historischer Eisenbahn durchgeführt werden, für die etwas ältere Generation, die nicht mehr so gut zu Fuß ist. Dennoch gibt es eine riesige Auswahl an Wanderwegen verschiedener Längen und Schwierigkeitsgraden in den White Mountains. Der bekannteste ist vielleicht hier der Appalachian Trail, der auf 160 km quer durch die White Mountains führt. Im Winter sind die White Mountains ein beliebtes Skigebiet.

Der Franconia Notch State Park

Wir schlagen unser Zeltlager am südlichen Ende des Franconia Notch State Parks auf. Als waschechte Franken ist das wohl selbstverständlich. Der Franconia Notch State Park ist quasi ein Naturpark im Naturforest. In den White Mountains sind viele Täler U-förmig und schlagen sich wie Kerben in die Berghänge, daher der Beiname „Notches“ (Kerbe).

Geräumiger Zeltplatz in den White Mountains

Die sicherlich sehenswerte Schlucht Flume Gorge, die Hauptattraktion des Franconia Notch State Parks, ersparen wir uns, da uns das Visitorcenter zu kommerziell ist und der hohe Eintrittspreis uns nicht gerechtfertigt erscheint. Auf einer 3,5 km langen Wanderung kann man neben der Schlucht noch eine historische, und für die Region typisch, überdachte Brücke bewundern, was für uns einen Eintrittspreis von 18 $ pro Erwachsener und 16 $ pro Kind ebenfalls nicht rechtfertigt. Wir begeben uns lieber auf kostenlose Wege, und sehen uns gebührenfreie Naturschönheiten im Franconia Notch State Park an.

Eine kurze und ganz nette Wanderung führt zu kleinen Naturbecken The Basin die sich hier durch zahlreiche Wasserfälle über viele Jahrhunderte hinweg gebildet haben.

Ein Becken der "The Basins"

In den Lincoln Woods gibt es zahlreiche kleine Trails, die für Familien mit kleineren Kindern sehr gut geeignet sind. Wir entscheiden uns mit unseren etwas größeren Kindern für die knapp 5 Kilometer lange Wanderung zu den Franconia Falls (habe ich schon erwähnt, dass wir Franken sind 😉 ), die mehr einem gemütlichen Spaziergang, als handfester Wanderung gleicht. Die Wasserfälle würden wir wahrscheinlich noch heute suchen, hätten Einheimische sie uns nicht gezeigt. Es handelt sind bei den Franconia Falls um zahlreiche große Gesteinsformationen in einem breiten Flussbett, zwischen denen sich das Wasser mehr oder weniger seinen Weg suchen muss, was zu vielen kleinen und kleinsten Wasserfällen führt. Dennoch sind die Franconia Falls eine ideale Badestelle, sogar mit einer natürlichen Rutsche, die unsere Kinder begeistert testen.

Franconia Falls

Ein weiteres Highligth im Franconia Notch State Park ist der Cannon Mountain, auf den hinauf eine Luftseilbahn in knapp 1300 Metern Höhe fährt. Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Wanderwege auf den Gipfel des Cannon Mountain.

Den wunderschön gelegenen Profile Lake bewundern wir ebenfalls nur von der Ferne, da der Zugang zum See ebenfalls kostenpflichtig ist. (Es wundert mich immer wieder womit man alles Geld verdienen kann!)

Der Kancamagus Highway und der Mt. Washington

Als White Mountains Trail wird die ca. 160 Kilometer lange Panoramastraße bezeichnet, die in einer Kreisform die White Mountains durchläuft. Als richtig scenic würden wir nur einen kleinen Teil dieser Route bezeichnen, den Kancamagus Highway. Dieser führt auf 55 Kilometern von Lincoln bis Conway quer durch die White Mountains und bietet zahlreiche schöne Aussichtspunkte.

Ausblick in die White Mountains

Über den Kancamagus Highway kommend fahren wir an unserem letzten Tag in den White Mountains zum höchsten Berg der amerikanischen Nordostküste, dem Mount Washington. Dieser ist mit knapp 2.000 Höhenmetern die höchste Erhebung im Nordosten der USA. Der Mount Washington gilt klimatisch als äußerst launisch, da hier kalte Luftmassen aus dem Norden auf die warme Luft aus dem Süden und Westen treffen. Orkanartige Winde und gefrierpunktnahe Temperaturen sind selbst im Sommer keine Seltenheit.

Als wolle das Wetter uns diese Tatsache bestätigen, zeigt es sich heute ebenfalls nicht von seiner besten Seite. Es ist kühl und bewölkt. Wir entscheiden uns für einen sehr kurzen, aber auch schweren, Aufstieg zum Gipfel des Mt. Washington. So kurz diese Wanderung auch ist, sollte man sie nicht unterschätzen. Das Wetter kann am Mt. Washington sehr schnell ungemütlich und für eine solche Wanderung sogar gefährlich werden. Trotz der lächerlichen Streckenlänge von nur 6 Kilometern (oneway) handelt es sich hier um eine ausgewachsene Bergwanderung, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Bis zum Gipfel gilt es 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Entsprechend steil ist auf dieser kurzen Strecke der Anstieg. Mehr als die Hälfte der Strecke legen wir kletternd zurück, was unsere Kinder anfangs begeistert, jedoch mit zunehmender Höhe ermüdet.

Steiler Aufstieg

Blick auf die Lake of the Clouds Hut

An der Mittelstation, der Lake oft the Clouds Hut (sehr treffender Name) erholen wir uns ein wenig, bevor wir uns an den letzten Anstieg wagen. Doch schon sehr bald merken wir, dass sich der Aufstieg nicht mehr lohnt. Dicke schwere Wolken ziehen auf und hüllen den Gipfel des Mt. Washington in dichten Nebel. Dazu zieht noch ein starker Wind auf, der jede Menge Regen mit im Gepäck hat. So geben wir kurz vor dem Ziel auf und warten einen starken Regenschauer in der Hütte ab, bevor wir wieder absteigen. Diese Entscheidung ärgert uns zwar, erweist sich aber als richtig, da der Abstieg bei dieser Wetterlage äußerst anstrengend ist und das Wetter zunehmend schlechter wird. Im Tal angekommen geht es so richtig los. Es regnet aus Leibeskräften und der launische Mt. Washington ist wie vom Erdboden verschluckt nicht mehr zu sehen. Wir hätten ja auch mit dem Auto auf den Mt. Washington fahren können. Von Mai bis Oktober ist die Mount Washington Auto Road geöffnet, eine mautpflichtige Privatstraße, die über zwölf Kilometer mit durchschnittlich 12 % Steigung über 1441 Höhenmeter auf den Gipfel führt. Hätte halt wieder Geld gekostet. Ebenso die Zahnradbahn Mount Washington Cog Railway von deren Station aus wir im Tal gestartet sind. Sie fährt bis in den November hinein mehrmals täglich auf den Gipfel und zurück. Sehr beeindruckend, aber für Low Budget Reisende, wie wir es sind, unbezahlbar.  Übrigens, der Appalachian Trail führt ebenfalls über den Gipfel des Mount Washington.

Kurz vor dem Abstieg

Sind die White Mountains eine Reise wert?

Ja, das sind sie. Wer den Osten der USA besucht und ein Naturfreund ist, sollte die White Mountains auf jeden Fall in sein Reiseprogramm mitaufnehmen. Trotz der Tatsache, dass hier in den White Mountains sehr häufig versucht wird mit der Natur Geld zu verdienen und es teilweise sehr kommerziell zugeht, gibt es viele schöne Wanderwege für alle möglichen Bedürfnisse und Konditionen. Die White Mountains sind selbst im Hochsommer nicht touristisch überlaufen, es gibt zahlreiche freie Unterkünfte, die vor allem für die winterliche Skisaison gedacht sind. Wunderschön gelegene Campingplätze sind in den gesamten White Mountains ebenfalls zahlreich vorhanden.

Sollten wir noch einmal die Möglichkeit haben den Osten der USA zu besuchen, wir würden gerne wieder in die White Mountains zurückkehren und die Wege wandern, die wir verpasst haben – und das sind mächtig viele.

White Mountains

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