Ein Reisebericht von Volker Otter
Auf in den Naturpark Les Alpilles
Am nächsten Tag wechseln wir unseren Standort nach Tarascon, einem kleinen verschlafenen Städtchen am Ufer der Rhone mit gutem Zugang zu den Städten Avignon und Arles und vor allem zum Regionalen Naturpark Les Alpilles.
Wir genießen Avignon und Arles in vollen Zügen, Avignon mit seinen großartigen Museen, seinen vielen Theatern, seiner Street Art und seinen Kulturfestivals und seinem internationalen Flair und Arles mit seinem großartigen Markt (nach 7.00 Uhr kaum noch Parkplätze), dem Amphitheater und anderen römischen Denkmälern und dem überall gegenwärtigen Vincent van Gogh. Hier vibriert das Leben.
Wir folgen Vincent van Gogh zu unserer ersten Wanderung:
Runde von Saint-Remy-de-Provence über den Mont Gaussier (10 km / 250 Höhenmeter), anschließend Stadtbummel und Besuch der Ausgrabungsstätte Glanum
Van Gogh war von Saint-Remy-de Provence inspiriert. Wir auch. Bevor wir starten, nehmen wir uns Zeit für einen kleinen Bummel und einen leckeren Kaffee. Dann verlassen wir den Ort auf der Avenue Vincent van Gogh und biegen links in die Allee de Saint Paul ein zur Abtei Saint-Paul-de-Mausole. Hier folgen wir schließlich dem ausgeschriebenen Wanderweg über einen Fahrweg durch parkähnlichen Wald. Auf der rechten Seite können wir bald einen Blick auf die archäologische Stätte Glanum werfen, einem ursprünglich gallischen Heiligtum mit befestigter Siedlung, das dann von den Römern übernommen wurde. Nach der Wanderung werden wir uns hierfür Zeit nehmen. Auf einem blau markierten Pfad, der schnell steil bergauf mit Kraxelpartien führt, für die man Trittsicherheit und Konzentration benötigt, verlassen wir den Fahrweg rechterhand und steigen zum Mont Gaussier auf, dessen Gipfel wir ebenfalls trittsicher halb umrunden, absolut lohnenswert diese Passage!!! Die weißen Felsen bieten einen tollen Kontrast zur Vegetation und dem strahlend blauen Himmel. Weiter geht’s zum Rocher des Deux Trous. Von hier kann man den Blick bis zum Mittelmeer schweifen lassen. Wir steigen über den Chemin de Valrugues wieder durch eine Talsenke mit wunderschöner Vegetation ab, kommen wenig später wieder in besiedeltes Gebiet und manövrieren uns zurück zum Parkplatz.

In der schrägstehenden Nachmittagssonne fahren wir den kurzen Weg zum Parkplatz bei der römisch-gallischen Ausgrabungsstätte Glanum. Das sanfte Licht setzt die Ruinen schön in Szene, ein Verweilen hier lohnt sich.

Achterschleife von Aureilles zu den Opies des Alpilles und dem Vallon des Caisses de Jean-Jean (22 km / 350 Höhenmeter)
Wir tauchen heute in den Mikrokosmos der Alpillen ein. Dafür nehmen wir etwas mehr Zeit für die Anfahrt nach Aureilles in Kauf, einem etwas abseitsgelegenen Dorf unweit der Opies. Die Opies sind ein kleiner, aber feiner Gebirgskamm, die mit ihren nur knapp 500 Metern Höhe trotzdem fast alpin daherkommen und Lust auf mehr machen, aber heute ist nur erst einmal Schnuppertag. Wir umrunden den Ort Aureille nördlich auf sandigen Fahrwegen mit schönen Ausblicken auf die östlich gelegenen, felsigen Opies und die wunderbare, für uns fremdartige Vegetation gemischt mit Olivenhainen. Entspannt und traumhaft. Wieder am Ortsrand angekommen, halten wir uns am Chemin de Saint-Jean für die nächsten 8 Kilometer in westliche Richtung auf einem teils ausgewaschenem sandig-felsigen Fahrweg, der manchmal zu einem schmalen Pfad wird.

Vom Gefühl her könnten wir hier, wie auch schon bei den Opies, durchaus unverhofft Winnetou begegnen, tun wir aber nicht. Es ist recht einsam hier. Steineiche, Kiefer, mandelblättrige Birne und Olivenhaine wechseln sich ab mit verschiedenen Felshabitaten. Linkerhand zieht sich ein Bewässerungskanal durch das staubtrockene Tal, rechterhand begleitet uns ein Felsband. In den Olivenhainen beobachten wir die Feldarbeiter bei der Olivenernte und verstehen, warum gutes Olivenöl so teuer ist. Da steckt jede Menge Arbeit drin! Der Weg führt uns kurz nach Süden und dann in östliche Richtung zurück. In den folgenden zwei Kilometern wandern wir an den Caisses de Jean-Jean vorbei, einem phänomenalen Felsband und Kletter-Eldorado mit Hochtalcharakter, an dessen Ende sich ein kleines Oppidum versteckt, eine ehemalige gallische, befestige Siedlung. Wer hier nicht verweilt und den Blick auf das Felsband mit seinem riesigen Efeu-Herz, sowie die umliegenden Berge der Alpillen in der Spätnachmittagssonne schweifen lässt, ist selbst schuld, schöner geht es kaum!

Wir verlassen das Felsengebiet und halten uns weiter in östliche Richtung. Der Weg verläuft jetzt über angenehme Wirtschaftswege und einige Kilometer schmal auf einem ehemaligen Bahndamm. Die Opies glänzen jetzt vor uns in der tiefstehenden Sonne. Die letzten Kilometer verlaufen über kleine Sträßchen durch schöne Olivenhaine hinein nach Aureille. Die Luft duftet nach Holzfeuer.
Mit unserem Aufenthalt in den Naturparks Luberon und Les Alpilles in der Provence hat sich der blinde Fleck, der Frankreich für uns bis jetzt gewesen war, mit den schönsten Farben, Geschichten und Erlebnissen gefüllt. So wird aus Grau ein Bunt!

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