Wandern in der Eifel – Traumpfade zwischen Mosel und Rhein

Wandern in der Eifel

Ein Reisebericht von Volker Otter

Nach dem Besuch des Hohen Venn im deutsch-belgischen Grenzgebiet wird es für uns Zeit weiterzureisen. Wir fahren in die östliche Eifel auf einen weiteren Zeltplatz, der uns noch besser gefällt als unser bisheriger Standort. Wir fahren zur Falkley-Mühle bei Langscheid. Internet und Telefonverbindung sind hier ganz dünne im Nettetal. Auf einer großen Zeltwiese mit viel Abstand zum nächsten Zelt bauen wir unser Camp auf. Die sanitären Anlagen sind alt, aber sauber, hier auf dem hinteren Teil des Platzes. Der hintere Platz ist ruhig und die Stimmung ist entspannt, die Dauercamper, die es hier gibt, versprühen ihren eigenen Charme, ein kleiner Plausch hier und da, wir mögen es hier. Nachts spannt sich ein Sternenhimmel sondergleichen über uns. Von den Hängen blökt eine wilde Mufflonherde, in der Dämmerung hören wir Uhu und Waldkauz rufen, ganz weit weg von Allem (im Übrigen auch von der nächsten Einkaufsmöglichkeit…). Die Eifel zeigt uns ein anderes Gesicht, sie erscheint hier viel größer, weiter und mächtiger als in Monschau, tiefe eingeschnittene Kleinflusstäler mit steilen Hanglagen, kleine Weiler und Heideflächen auf den Kuppen und Hängen.

Der Wacholder- und der Bergheideweg – 16 km, ↑560 Höhenmeter

Wir steigen heute direkt vom Campingplatz aus in den Wacholderweg ein und verbinden diesen mit dem Bergheideweg, zwei Qualitätswanderwegen, die hier unter dem Namen Traumpfade rangieren. So entsteht eine schöne Tagestour bei bestem Sommerwetter, die uns durch tief eingeschnittene Bachtäler und über wunderschöne Kuppen mit schönen Blicken und Hänge mit Wacholderheidebewuchs und fast mediterran anmutenden lichten Kiefern- und Eichenwald führt. Auch hier finden wir keine Wildnis, aber eine uralte und wunderschöne Kulturlandschaft, die wir in dieser Vielfalt an Pflanzen und Geländerelief in der Eifel nicht erwartet hätten. Gut, dass sich rechtzeitig Menschen und Wissenschaft für den Schutz und die Bewahrung dieser einmaligen, von Menschen geschaffenen kahlen Wacholderheiden eingesetzt haben. Wie schön ist es, in einer abgelegenen Heidelandschaft auf einer Kuppe zu sitzen, sich von unzähligen Insekten umschwirren zu lassen, den Bienen in der blühenden Heide zuzuschauen, hier und dort eine Eidechse rascheln zu hören, den sommerwarmen Wind auf der verschwitzten Haut zu spüren und dabei den Bussard über sich am Himmel zu beobachten, sonst nichts, gar nichts. Auf dem Rückweg kommen wir natürlich nicht ohne Einkehr an der Wacholderhütte vorbei, im Spätnachmittagslicht dann noch der Abstieg zurück ins Nettetal, zurück zum Zelt.

Wacholder und Bergheideweg
Auf dem Wacholder- und Bergheideweg

Der Pyrmonter Felsensteig – 12 km, ↑360 Höhenmeter

Pymonther FelsensteigUnweit von Kollig starten wir über einen kurzen Zubringerpfad von der Brückenmühle aus bei hochsommerlichen Temperaturen auf den etwas kürzeren Pyrmonter Felsensteig, wieder so ein Traumpfad. Da es noch früh am Tag ist und die Temperaturen noch steigen werden, entscheiden wir uns, zuerst den Teil des Weges, der über freie Flächen und Wiesen führt, in Angriff zu nehmen. Schon nach dem ersten kurzen Anstieg sind wir nassgeschwitzt. Oben auf dem Plateau weht dafür ein Lüftchen, das die hochsommerlichen Temperaturen erträglich macht. Unsere erste Rast machen wir im Schatten von Bäumen bei einer kleinen Kapelle hinter dem Heidberg. Im Giebel findet sich ein Hornissennest, was für ein Anblick, die großen Insekten ein- und ausfliegen zu sehen, ein friedlicher Ort. Weiter geht es hinab über Feld- und Wiesenwege und -pfade zur Pyrmontermühle, unterhalb der Burg Pyrmont. Hier ergießt sich ein kleiner Wasserfall in den Mühlenteich. Wir folgen durch herrlichen ursprünglichen Buchenwald dem Wahlbachtal mit seinen steilen Hängen bachaufwärts und biegen dann auf der rechten Talseite ab und hinauf an felsigen Hängen entlang zur Burg Pyrmont. Von hier wechseln wir in das Elzbachtal (wer kennt noch die Burg Eltz am gleichen Bach vom 1000-DM-Schein?) und folgen diesem wunderschönen Flüsschen mit jeder Biegung auf gewundenen Pfaden durch herrlichen Mischwald zurück zur Brückenmühle. Eine kleine, aber richtig feine Wandertour in der Eifel, die man beliebig ausbauen und verlängern könnte. Bei schwülen über 30 Grad am Nachmittag ziehen wir es aber vor, den Rest des Tages im Schatten zu verbringen. Wir wandeln noch ein wenig auf Mario Adorfs Spuren in Mayen, einer hübschen Stadt, in der der große Schauspieler aufwuchs. Als wir zurück zum Zeltplatz kommen, steht unser Zelt im Schatten, wie schön.

Pymonther Felsensteig
Auf dem Pyrmonther Felsensteig

Der Eifel-Traumpfad Wanderather – 12 km, ↑300 Höhenmeter

An der kleinen WallfahrtskapelleEs bleibt heiß und schwül und wir sind aus dem Alter raus, wo wir uns noch etwas beweisen müssten, deshalb heute wieder eine „kleine“ Tagestour mit Zeit, den heißen Teil des Nachmittags irgendwo im Schatten zu verbringen. Unsere heutige Wanderung ist der Traumpfad Wanderather.

Wir starten in Acht und folgen für ein paar Minuten dem Achter Bach, bevor wir über Wiesenpfade und-wege über den Hügel nach Welschenbach kommen. Weiter geht es über schön blühende Feld- und Wiesenflur nach Wanderath. Ab der Hohen Warte mit ihren Trockenrasen- und Wacholderflächen kommen wir nun langsam in das waldige Nitzbachtal, ist auch höchste Zeit, weil die Temperaturen langsam aber sicher unangenehm warm und schwül werden. Der Bach führt uns zur St. Jost-Kapelle mit ihrem schönen Holzaltar, hier eine verdiente Rast im Schatten. Weiter geht es am Bach entlang, am Jodokusbrunnen vorbei wieder zurück nach Acht. Unser Fazit: Eine kleine Wanderung in der Eifel zum Genießen mit schönen Ausblicken von den Höhenrücken, durch schöne Kulturlandschaft, genau das Richtige für diesen megaheißen Tag.

Magerrasenkuppen
Magerrasenkuppen auf dem Wanderather

Wandern an der Mosel rund um Dieblich

Ja, die Mosel ist nicht weit weg von uns. Während wir auf unserem Zeltplatz an der Falkley-Mühle im Nettetal so weit weg von allem sind, fühlen wir uns im Moseltal wie in einer überfüllten Verkehrswelt. Autobahnen, Bundesstraßen, Bundeswasserstraße, Brücken, Stromleitungen, nicht enden wollende Dörfer am Fluss. Wir fühlen uns nicht so recht wohl, finden jedoch trotzdem eine Runde um das Dorf Dieblich herum, die uns oft entlang an oder parallel zu Straßen führt, aber auch Teile des Traumpfades Schwalberstieg und den Moselsteig miteinbezieht. Wir umrunden dabei die Dieblicher Halbinsel, sind manchmal enttäuscht, fühlen uns von den ganzen Verkehrsadern eingeengt und manchmal staunen wir über leckere Fallobst-Pfirsiche entlang einer kleinen Pfirsich-Plantage am Wegesrand und über die weiten Blicke ins Moseltal, die schmalen Pfade, die urigen, urwaldgleichen Moselhänge und die kleinen engen Seitentäler der Bäche, die sich in die Mosel ergießen. Am Ende werden wir gut 17 Kilometer gelaufen sein und verschwitzt am Ende des Tages in die kleine, von Weinlaub umrankten Straußwirtschaft des Weinguts Kries einkehren und unter der Weinlaube mit den Leuten, die da immer sitzen einen guten Riesling trinken und ins Schwätzen kommen. Ende gut, alles gut. An der Mosel zu wandern, ist sicherlich ein eigenes Kapitel, das nur schwer mit einer Tagestour zu fassen ist. Die Wegstrecken entlang der Moselhänge und -höhen sind wunderschön, wenn man sich darauf einlässt, entlang einer vibrierenden Verkehrsader unterwegs zu sein, sprechen aber eher für eine Streckenwanderung, z.B. auf dem Moselsteig.

Wandern an der Mosel
Wandern an der Mosel

Als wir wieder am Zelt ankommen, fängt es zu wehen an, ein Gewitter ist im Anzug. Einige heftige Böen lassen das Gewebe und die Nähte unseres ins hohe Alter gekommenen (luxuriösen) Familienzeltes (2006 für unsere Elternzeit in Neuseeland gekauft!!!) ächzen, schnell nochmal abspannen und mit Gewebeklebeband verstärken. Abends setzt Starkregen ein und hört die Nacht über nicht mehr auf. Auf dem Campingplatz fällt der Strom aus, die Nette ist von einem ruhig dahinplätschernden Bächlein zu einem schlammigen und bedrohlich rauschenden Wildfluss geworden, es fehlt nicht mehr viel, bis er über die Ufer tritt. Trotz Unterlegplane drückt das Wasser überall in das Zelt hinein. Wir liegen auf einer Wasserblase, die gesamte Zeltwiese steht knöcheltief unter Wasser. Draußen patrouillieren die Dauercamper und behalten den Wasserstand der Nette im Auge, wir werden sofort angesprochen, ob wir Hilfe benötigen. Wir haben alles ins Auto verfrachtet und liegen auf der trockenen Insel meines BW-Ponchos im Innenzelt. In den frühen Morgenstunden lässt der Regen nach und wir können schlafen. Der Morgen zeigt uns bei schönstem Sonnenschein umgestürzte Bäume, auf der anderen Talseite der Nette hören wir Motorsägen und sehen die Bagger, die die Straße wieder freiräumen, wo ein Teil des Talhanges abgerutscht ist. Im Gespräch mit den Dauercampern, die die umgestürzten Bäume auf dem Platz zerwirken und weggespülte Wege absichern, erfahren wir viel über die Naturgewalten, die auch diesen Campingplatz zur Zeit der Ahrflut komplett zerstörten, als die Nette mit gewaltiger Kraft alles mit sich riss und viel darüber, wie man sich hier als Gemeinschaft geholfen hat und das auch heute noch tut.

immer wieder blühende Wiesen
Ein blühender Sommer an der Mosel

Kennst du noch weitere lohnenswerte Wanderungen in der Eifel? Dann freuen wir uns, wenn du diese mit uns teilst! 

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