Informationen zum Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft von Eisenach nach Budapest (EB) von A – Z

Der EB
Grafik mit freundlicher Genehmigung von Mirko Nagel, Berlin

An- und Abreise zum EB

Für die An- und Abreise spielt es maßgeblich eine Rolle wie man den EB läuft,  als Thruhike (also komplett) oder in Abschnitten.

Bei einem Start in Deutschland ist aus unserer Sicht der Zug das beste Verkehrsmittel der Anreise nach Eisenach. Von Budapest aus sind alle Verkehrsmittel (Flugzeug, Bahn, Bus) möglich, wobei hier die Bahn die teuerste Variante darstellt. Wen die langen Fahrtzeiten nicht schocken, dem können wir den Fernreisebus empfehlen, der noch einmal günstiger ist als das Flugzeug.

Läuft man nur Teilabschnitte des EB, ist man stärker auf den regionalen öffentlichen Verkehr angewiesen. Verglichen mit Deutschland ist das Reisen mit der Bahn in allen anderen Ländern, durch die der EB führt, günstiger. Über die öffentlichen Verkehrsmittel in den einzelnen Ländern informiere ich unter „öffentliche Verkehrsmittel“.

Anspruch – Wie anspruchsvoll ist der EB als Fernwanderweg?

Der EB führt den Zusatz „Bergwanderweg“ im Namen, womit eigentlich schon klar sein muss, dass es zumindest kein einfacher Wanderweg ist. Startet man in Deutschland, so habe ich das Gefühl, dass sich der Schwierigkeitsgrad bis ins Riesengebirge hinein kontinuierlich steigert. In Tschechien wird der EB nach dem Altvatergebirge einfacher, da er über eine längere Strecke die Gebirge verlässt. Wieder anspruchsvoller wird er in den westlichen Beskiden zur slowakischen Grenze hin und im Anschluss in der Mala Fatra und den folgenden slowakischen Gebirgszügen. Auch einige Abschnitte um die Hohe Tatra und im Anschluss die Gebirgszüge der Ostslowakei sind teilweise kernig. In Ungarn wird der EB wieder einfacher, mit Ausnahme des Nationalparks Bükk und rund um den höchsten Berg Ungarns, den Kekes.

Der EB ist in seiner Gänze aus meiner Sicht ein anspruchsvoller Wanderweg, auch wenn er zumeist „nur“ über niedrige Gebirge (um die 1.000 bis 1.600 Höhenmeter) führt und so gut wie keine Hochgebirgszüge mit Bergtourenprofil beinhaltet. Das ständige Auf und Ab ist trotzdem ermüdend, und in manchen niedrigen Gebirgen ist die Architektur der Wanderwege trotzdem höllisch steil. Zu den schwierigsten Abschnitten des EB zählen aus meiner Sicht die Sächsische Schweiz, der Nationalpark Mala Fatra in der Slowakei und das Gebiet um die Hohe Tatra.

Abschließend kann man sagen, dass man sich beim EB darüber im Klaren sein muss, dass der Wanderweg in der Regel über die Spitze eines jeden Berges führt der im Weg steht, und niemals in niedrigen Gefilden daran vorbei.

Der EB im Jeschkengebirge
Der EB ist aus unserer Sicht ein anspruchsvoller Wanderweg

Ausrüstung – Benötige ich spezielle (Camping-)Ausrüstung für den EB?

Kleidung

Die Wanderkleidung sollte auf große Temperaturschwankungen ausgelegt sein. In den Gebirgen kann es – während der Sommerzeit – sehr heiß am Tag und frostig kalt in der Nacht sein. Mit dem guten alten Zwiebelprinzip ist man auf dem EB gut beraten, und Regenkleidung dabei zu haben versteht sich natürlich von selbst. Wir laufen seit einigen Jahren mit Wollkleidung (Merinowolle) und im Hochsommer gerne mit Langarmhemden aus Lyocellfaser, da diese Faser eine kühlende Wirkung hat.

Schuhe

Trotz der Tatsache, dass der EB ein Bergwanderweg ist, bin ich der Meinung, dass man den kompletten Weg mit Trail-Running Schuhen gehen kann. Auf nur ganz wenigen Abschnitten des EB kommt man durch sehr unwegsames Gelände oder muss kraxeln. 99 Prozent der Wege sind gut zu begehen, weshalb ich nicht zu schweren Bergstiefeln raten würde. Das ist jedoch auch Geschmacksache, welche Art der Schuhe man wählt. Wir gleichen schwierige Passagen mit unseren Wanderstöcken aus, weshalb wir eigentlich immer mit leichten Trailrunnern unterwegs sind.

Wanderstöcke

Sind auf dem EB sehr zu empfehlen. Die Auf- und Abstiege können oftmals sehr steil sein. Ich jedenfalls würde den EB nicht ohne Wanderstöcke gehen wollen.

Schlafsack

Der Schlafsack sollte auch im Sommer ein Drei-Jahres-Schlafsack sein, denn in den Gebirgen, die der EB durchläuft, können die Nächte empfindlich kalt sein. Wir hatten auch im Hochsommer nächtliche Tiefsttemperaturen, die sich im niedrigen einstelligen Bereich bewegten.

Zelt

Ein spezielles Zelt ist für den EB nicht nötig. Da die Gebirge eigentlich fast immer bewaldet sind, ist auch kein besonders sturmsicheres Zelt nötig. Lediglich im Nationalpark Mala Fatra ist man dem Wind gnadenlos ausgeliefert, aber hier ist das wilde Zelten ohnehin nicht erlaubt.

Zelt auf dem EB
Ein spezielles Zelt benötigt man auf dem EB nicht

Informationen zum EB im Internet

Zusammenhängende Informationen zum gesamten EB findet man im Internet spärlich, obwohl der EB eigentlich Kultcharakter besitzt. Oft werden auf den Webseiten nur einzelne Abschnitte beschrieben. Hier ein paar der wichtigsten Internetseiten zum gesamten EB bzw. E 3.

Deutscher Internetauftritt des EB

eisenach-budapest.de

Netzwerk Weitwandern e.V.

netzwerk-weitwandern.de/weitwanderwege/internationaler-bergwanderweg-eisenach-budapest-eb

Wikivoyage

de.wikivoyage.org

Die GPX-Daten des kompletten Wanderwegs auf outdooractive

outdooractive.com

Internetzugang und Netzabdeckung in den einzelnen Ländern

In Deutschland schimpft man ja gerne über den lückenhaften Netzausbau und Weitgereiste prahlen damit, dass das in anderen Ländern viiiiel besser ist. Leider mussten wir feststellen, dass die Netzabdeckung in den Ländern, durch die der EB verläuft, gleichwertig lückenhaft ist. Einzig in Tschechien und Ungarn hatten wir das Gefühl, dass es besser ist als in Deutschland. Das ist natürlich eine subjektive Einschätzung. Alles in allem muss man damit rechnen, dass man auf dem EB hin und wieder offline unterwegs sein wird. Die schlechteste Netzabdeckung hatten wir gefühlt in Polen.

Markierung und Wegweisung des EB

Der EB ist alleine in Deutschland noch mit seiner ursprünglichen Wegemarkierung – die roten Buchstaben EB auf weißem Grund – versehen. In allen anderen Ländern wurde das EB-Logo durch das des E 3 ersetzt. Hin und wieder finden sich alte (manchmal auch neuere) Markierungen und EB-Logos auch in den anderen Ländern, aber das ist eher die Seltenheit. In Polen ist man vonseiten der Wanderverbände nicht so gut auf den EB zu sprechen, d.h. sie lehnen das Wiederaufleben eines, in ihren Augen, sozialistischen Wanderweges ab. So wird in Polen vonseiten der Verbände ausschließlich auf den E 3 hingewiesen (auch wenn man hin und wieder alte EB-Aufkleber findet).

Ehrlich gesagt habe ich bis heute nicht die unterschiedlichen Markierungen, die auf den EB bzw. den E 3 hinweisen sollen, verstanden. Selbst in Deutschland wechselt sich die weißrotweiße Markierung des EB mit der weißblauweißen des E 3 in den einzelnen Regionen ab. Wo man im Süden und Osten meistens die weißrotweiße Markierung vorfindet, herrscht zum Beispiel in der Sächsischen Schweiz die des E 3, nämlich weißblauweiß, vor. Manchmal ist es auch nur ein blaues x auf weißem Grund.

In den anderen Ländern wird es noch undurchschaubarer. Neben den schon genannten Markierungen kommen noch die Farben gelb und sogar grün hinzu, die in der Regel die nationalen Wanderwege markieren, welche mit dem EB identisch verlaufen (aber auch nicht immer!). Ich habe zudem den Eindruck, dass selbst die roten und blauen Markierungen nicht grundsätzlich auf den E 3 bzw. den EB hinweisen, sondern ebenfalls als regionale Markierungen gelten. So verläuft der EB z.B. in Ungarn auf dem nationalen Fernwanderweg Országos Kéktúra, der auf der ganzen Strecke bis Budapest der blauweißen Markierung dieses Nationalwanderweges folgt. Wichtig bei der Navigation ist, dass man sich nicht nur auf die Farben der Markierungen verlässt, sondern sich immer auf den Schildern nach den Buchstaben E 3 richtet, und natürlich die nächste Ortschaft, die auf dem EB zu erwarten ist. Allzu oft findet man sich auch in einem Schilderwald wieder, indem der richtige Weg zu finden, schwierig ist. Aber das gehört zum Abenteuer EB einfach dazu, dass man sich mindestens einmal am Tag verläuft, aber letztendlich immer wieder seinen Weg findet.

Markierung des EB
Eine schon ältere Markierung auf dem deutschen Abschnitt des EB

Navigation – Wie navigiere ich am besten auf dem EB?

Wir setzen schon seit Jahren auf die digitale Navigation. Für den EB kann ich auch keine andere Art der Navigation empfehlen. Wir laden unsere Daten immer aufs Handy, sodass wir offline navigieren können, was deutlich an Akkukapazität spart. Trotzdem orientieren wir uns auf unserer Wanderung immer auch an den Schildern und Markierungen, da es fast täglich dazu kommt, dass die Wegweisung unseres Handys nicht mit der Beschilderung vor Ort übereinstimmt. Meistens entscheiden wir uns den Wegweisern zu folgen, manchmal aber auch den Daten unseres Navigationssystems, je nach Bauchgefühl. Den EB würde ich nicht ohne Navigationshilfe laufen, da die Beschilderung und Markierung der Wanderwege immer wieder lückenhaft ist. Eine einzige Ausnahme bildet hier Ungarn. Der EB verläuft hier auf dem nationalen Fernwanderweg Országos Kéktúra, der hervorragend und fast lückenlos ausgeschildert ist. Karten und Bücher gibt es zwar ebenfalls über den EB, aber für mich ist diese Art der Navigation „Oldschool“, und ich bin nicht bereit dieses zusätzlich hohe Gewicht mit mir herumzutragen.

Wo man die GPX-Daten zum gesamten EB (und einzelnen Abschnitten) findet, habe ich unter „Informationen zum EB im Internet“ aufgelistet.

Negatives zum EB – Was uns auf dem EB unangenehm aufgefallen ist

Es gibt natürlich auch ein paar Dinge, die uns auf dem EB negativ aufgefallen sind, und die ich hier nicht verschweigen möchte.

Erstens: Der EB führt gebietsweise sehr häufig über asphaltierte Straßen. Das habe ich am meisten gehasst, dass der EB – und das hauptsächlich in Deutschland – oft über asphaltierte Wege führt. Dies waren nicht zwangsläufig Straßen mit Autoverkehr, sondern meist endlos geteerte Strecken durch die Wälder. Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob man nach der Wende alle Straßen im Osten asphaltierte, weil eben das Geld zur Verfügung stand. Aber auch in den anderen Ländern führt der EB immer wieder über Asphaltstraßen, und das sogar häufig mit Autoverkehr. Dies sind meist Streckenabschnitte zwischen den Gebirgszügen, für uns sogenannte Flyover country Abschnitte. Nach Osten hin nehmen diese Streckenabschnitte zwar merklich ab, aber in seiner Gesamtheit ist der EB ein Fernwanderweg, der eine hohe Asphaltstraßendichte aufweist.

Zweitens: Der Verlauf des EB ist manchmal unverständlich bis hanebüchen. Dies ist aber aus seiner Historie heraus zu erklären. Der Wanderweg wurde zu Zeiten gegründet, als der Eiserne Vorhang Europa in Ost und West teilte. Auch die Länder des Ostblocks untereinander hatten streng bewachte Grenzen und nur wenige offizielle Grenzübergänge, und nach diesen musste sich auch der EB richten. Nur so ist es zu erklären, dass der EB z.B. nicht über das viel interessantere und sicherlich schönere Riesengebirge und die Schneekoppe führt, sondern über das Hirschberger Tal nach Polen abbiegt, um nach einer großen Schleife am anderen Ende des Riesengebirges über einen ehemaligen offiziellen Grenzübergang zurückzuführen. Das Riesengebirge war damals mehr oder weniger Sperrzone und nur für Wanderer des jeweiligen Heimatlandes zugänglich. Ein weiteres Beispiel eines für uns unsinnigen Wegeverlaufes ist der Abschnitt im Glatzer Schneegebirge zwischen Polen und Tschechien. Der Králický Sněžník (Glatzer Schneeberg) markiert die Grenze der beiden Staaten. Von der polnischen Śnieżnik-Hütte aus führt ein 1 Kilometer langer und breiter Weg hinauf zum Gipfel und auf die Tschechische Seite des Berges. Der EB allerdings macht in diesem Grenzgebiet einen mächtigen Hasenhaken, indem er auf der polnischen Seite des Králický Sněžník ins Tal über einen ehemaligen Grenzübergang führt und auf der tschechischen Seite auf dem gleichen Kamm wieder hinaufführt. Diesen unsinnigen Haken läuft man in zweieinhalb Tagesetappen, um an nahezu gleicher Stelle wieder anzukommen. Solche Beispiele gibt es noch weitere auf dem EB und sie sind ein echter Stimmungskiller.

Asphaltstraße auf dem EB
Was uns weniger gefallen hat – auf dem EB gibt es überdurchschnittlich viele Asphaltstraßen

Öffentliche Verkehrsmittel – Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in den einzelnen Ländern

Die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist aus unserer Erfahrung in allen Ländern – abgesehen von Deutschland – super einfach und dazu auch noch günstig. Selbst in abgelegeneren Gegenden kommt man immer mit einem Bus weiter, wenn man das einmal benötigt. Auch die Reise mit dem Zug ist in den osteuropäischen Ländern erstaunlich unkompliziert (und i.d.R. sogar pünktlich!). Die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Eisenbahnen – bezogen auf die Strecke des EB – sind in Tschechien Liberec und Ostrava, in Polen Jelenia Gora, in der Slowakei Zilina und Kosice, und in Ungarn Miskolc und Budapest.

Auf der tschechischen Webseite idos.idnes.cz kann man problemlos nach Zug- und Busverbindungen durchs ganze Land suchen (auch grenzübergreifend nach Polen und in die Slowakei).

Bahnfahren in Tschechien
Bahnfahren in den östlichen Ländern des EB ist unkomplizierter als in Deutschland

Reisezeit – Was ist die beste Reisezeit für den EB?

Den EB kann man – abgesehen vom Winter – das ganze Jahr über gehen. In den Frühjahr- und späten Herbstmonaten kann es allerdings in allen Gebirgen des EB sehr kalt sein (und man muss mit Schneefällen rechnen), was auch bei der Ausrüstungsplanung zu beachten ist. Einzige Einschränkung der Reisezeit für den EB ist der Sommer in Ungarn. Das sehr heiße Kontinentalklima (oft bis zu 40 Grad) macht Wanderern im Hochsommer (Juli, August) das Leben schwer, weshalb diese Jahreszeit für eine Wanderung in Ungarn ungünstig ist.

Schönste Streckenabschnitte des EB – Welche Gebiete des EB haben uns besonders gut gefallen?

Was waren unsere schönsten Streckenabschnitte des EB? Tja, bei so einem langen Wanderweg fällt einem die Entscheidung für den schönsten oder die schönsten Streckenabschnitte gar nicht so leicht, da es fast überall reizvolle Landschaften und grandiose Natur gab. Trotzdem gibt es Gebiete auf dem EB, die uns besonders gut gefallen haben. Als erstes (und das ist mein ganz persönlich schönster Abschnitt des gesamten EB) wären da die Sächsische und Böhmische Schweiz zu nennen. Kaum eine Landschaftsform hat mich auf dem EB so begeistert wie das Elbsandsteingebirge. Einfach traumhaft wild und romantisch schön. Ein weiterer grandios schöner Abschnitt des EB sind der Nationalpark Mala Fatra und die dahinterliegenden Gebirge Oravská Magura und Skorušinské vrchy in der Slowakei.

Elbsandsteingebirge
Das Elbsandsteingebirge gehört für mich zu den schönsten Abschnitten des EB

Sprachen – Die verschiedenen Sprachen auf dem EB

Auf dem EB kommt man als deutscher Wanderer mit vier verschiedenen Fremdsprachen in Berührung, Tschechisch, Polnisch, Slowakisch und Ungarisch. Während die ersten drei Sprachen dem slawischen Sprachraum zugeordnet werden, hat das ungarische eine komplett andere Sprachfamilie (ist im weitesten Sinne mit der finnischen Sprache verwandt). Wer keine der drei Sprachen spricht, sollte sich dennoch keine Gedanken machen, denn mit Englisch und sogar Deutsch kommt man weitestgehend durch die Lande. Natürlich schadet es nicht, sich einige wichtige Sätze in der jeweiligen Landessprache anzueignen, für eine weiterführende Konversation werden diese i.d.R. jedoch nicht reichen. Für uns erstaunlich war, dass Englisch in Osteuropa nicht so weit verbreitet ist wie bei uns oder in Westeuropa. Dafür sprechen nicht wenige – vor allem ältere – Menschen in Polen oder Tschechien Deutsch. Bei der jüngeren Bevölkerung setzt sich die englische Sprache aber immer mehr durch und in der Gastronomie sowie Hotellerie kommt man als Wanderer mit Englisch weitestgehend zurecht (und wenn nicht, dann hilft eine Sprach-App).

Stempelstellen – Alles zu Stempelstellen auf dem EB

Tja, die Stempel im Wanderbuch. Das ist auf dem EB sehr wichtig. Ganz im Ernst, für uns war dieses EB-Ritual gänzlich nebensächlich. Wir sind zum Wandern auf den EB gekommen, nicht zum Stempeln. Natürlich haben wir uns hier und da einen Stempel abgeholt, haben uns aber deshalb nicht verbogen, sind Umwege gelaufen oder haben gewartet, bis die Stempelstelle geöffnet hatte. Das Abstempeln gelaufener Abschnitte ist auch nur noch in Deutschland wirklich weit verbreitet. In den anderen Ländern findet man immer weniger Stempelstellen für den EB. In Ungarn stempelt man den nationalen Fernwanderweg Országos Kéktúra, und nicht den EB. Wir haben es nicht als unsere erste Priorität gesehen einen originalen EB Stempel in unserem kleinen Büchlein zu haben, sondern wollten den Wanderweg einfach nur genießen.

Stempelstelle des EB
Das Ritual des Stempelns wird hauptsächlich noch in Deutschland praktiziert

Unterkünfte auf dem EB

Einige EB-Wanderer behaupten, dass man mit einer guten Planung den EB komplett über feste Unterkünfte – also ohne Zelt – laufen kann. Diese Einschätzung teile ich nach drei Jahren wandern auf dem EB nicht. Es gibt immer wieder Streckenabschnitte auf denen es in einem annehmbaren Tages-Lauf-Pensum (aus meiner Sicht sind das bis zu 35 km) wenige bis keine festen Unterkünfte direkt auf dem EB gibt. Möchte man den EB nur mit festen Übernachtungsquartieren laufen, wird man immer wieder gezwungen sein den Wanderweg für ein Nachtlager zu verlassen. Und das Vorausbuchen jeder einzelnen Übernachtung auf einem 2.700 km langen Wanderweg ist schlichtweg nicht möglich. Natürlich kann man von unterwegs aus seine Übernachtungsquartiere einige Tage im Voraus reservieren (das haben wir auch sehr oft gemacht), man weiß aber trotzdem nie, ob man lückenlos freie Unterkünfte auf seinem Weg findet. Wir als Zeltwanderer hatten nie den Druck ein Zimmer finden zu müssen, und konnten uns daher ganz entspannt auf unsere Wanderung konzentrieren. Natürlich haben wir auf dem EB nicht ausschließlich gezeltet, sondern alle paar Tage eine feste Unterkunft gehabt. Wir nutzten dafür die wohl bekannteste Internetplattform der Zimmersuche booking.com. In Ungarn ist diese Plattform allerdings nicht so weit verbreitet als in den anderen Ländern, womit es für uns dort schwieriger wurde, ein Zimmer im Voraus zu buchen. Hier waren wir über unsere Zeltausrüstung sehr froh. Es gibt natürlich auch einige nationale Plattformen, die man zur Zimmersuche in den einzelnen Ländern nutzen kann. Diese sind:

Für alle Länder

de.mapy.cz

Für Polen

nocowanie.pl

noclegi.pl

Für Ungarn

szallas.hu

Verpflegung auf dem EB

Auf dem EB wird man sicher nicht in Versorgungsschwierigkeiten kommen. Natürlich sollte man immer ein wenig Notfallproviant dabeihaben und auch die Lebensmittel-Nachbeschaffung im Blick behalten (in ländlichen und wenig erschlossenen Gebieten). Dennoch dauert es nie länger als 1 bis maximal 3 Tage, bis man den nächsten Lebensmittelladen oder eine Gaststätte erreicht. Wir haben schon vor der Reise recherchiert, in welchen Abständen wir Lebensmittel nachkaufen können. Einfacher und bequemer ist es mit einer Navigations-App, die auch Lebensmittelläden, und deren Öffnungszeiten, auf den einzelnen Etappen anzeigt, wie beispielsweise mapy.cz. Und das gute alte google maps tut es in dieser Hinsicht ebenfalls.

Was die Gastronomie auf dem EB betrifft, so möchte ich erwähnen, dass sowohl im Osten Deutschlands wie auch in allen anderen Staaten eine sehr fleischreiche Küche vorherrscht. Reine vegetarische Speisen (z.B. einen Salat ohne Putenbruststreifen oder ähnliches) werden spärlich bis gar nicht angeboten und als Veganer kann man unter Umständen unterwegs verhungern, wenn man sich vor Antritt der Reise nicht ausgiebig mit der Lebensmittelversorgung auseinandersetzt.

Ein noch wichtigeres Thema als Lebensmittel ist die Versorgung mit Trinkwasser. Hier wird man auf dem EB manchmal gezwungen sein, in den Dörfern nach Trinkwasser zu fragen, oder aber man hat immer genügend Trinkwasser dabei, was im Hochsommer mit gleichzeitiger Übernachtung in der Wildnis nicht immer leicht ist (im wahrsten Sinne des Wortes). Wir haben in den Höhenlagen der Gebirge auch mal das Wasser aus kleinen Bächen getrunken, und glücklicherweise nie Probleme damit gehabt. Quellen gibt es in den osteuropäischen Gebirgen nach unserem Gefühl häufiger als auf den deutschen Abschnitten des EB. In Ungarn ist die Wasserversorgung am besten gewährleistet, da fast jedes Dorf über Trinkwasserbrunnen verfügt. In den einzelnen Kapiteln verweise ich aufgrund der Wichtigkeit ebenfalls auf dieses Thema.

Frühstück in Osteuropa
So kann ein Frühstück in Osteuropa aussehen – der Albtraum eines jeden Veganers

Währungen und Zahlungsmodalitäten auf dem EB

Auf dem EB gibt es vier Währungen: den Euro, den polnischen Zloty, die Tschechische Krone und den ungarischen Forint. Wir hatten für den polnischen und tschechischen Teil der Wanderung einen niedrigen dreistelligen Betrag an Bargeld dabei, worüber wir im Nachhinein sehr froh waren. Denn das Zahlen mit Karte funktioniert nicht überall einwandfrei und wurde auch nicht immer akzeptiert. Gerade auf den Berghütten (in Polen) mussten wir häufig bar bezahlen. In der Slowakei zahlt man mit dem Euro, und in Ungarn hatten wir ebenfalls ein bisschen Bargeld dabei, auch wenn wir weitgehend versuchten mit Kreditkarte zu zahlen, was hier auch meist möglich war. Aus unserer Sicht ist es sinnvoll mehrere Arten von Karten (Debit und Kredit) und einen kleinen Geldbetrag in Bar mit sich zu führen.

Wanderhütten (Berghütten) auf dem EB

Auf dem EB kommt man an zahlreichen Berghütten in den einzelnen Gebirgen Tschechiens, Polens und der Slowakei vorbei. Neben günstigen Bettenlagern und manchmal auch Doppelzimmern, ist es bei den meisten Hütten möglich, dass man im Umkreis der Hütte für eine geringe Gebühr sein Zelt aufschlagen und die Sanitäranlagen nutzen darf. Am häufigsten ist dies in den polnischen Berghütten des Touristenverbandes Polskie Towarzystwo Turystyczno-Krajoznawcze, abgekürzt PTTK (ist das polnische Pendant zum Alpenverein) möglich, und wird aus unserer Erfahrung auch rege genutzt.

Über die zentrale Webseite des Vereins des PTTK kann man nach den Berghütten, die auf dem Weg liegen, suchen:

pttk.pl/accommodations

Der Tschechische Touristenverband ist ähnlich organisiert wie der Polnische. Seine Hütten findet man unter:

kct.cz/chaty

Die slowakischen Berghütten sind nicht unter einem Dachverband der Wandervereine organisiert und meist in privater Hand. In der Hohen Tatra gibt es einige wenige Hütten des Slowakischen Wandervereins (Klub slovenských turistov), die aber alle nicht auf dem EB liegen.

Berghütte in der Mala Fatra
Berghütten gibt es sehr viele auf dem EB, wie hier in der Mala Fatra

Weiterempfehlen – Können wir den EB als Fernwanderweg weiterempfehlen?

Ist der EB ein Wanderweg, den wir von wanderspuren empfehlen können? Ehrlich gesagt, grübelte ich über diese Frage am meisten, und versuchte lange eine objektive Einschätzung über den EB niederzuschreiben. Leider erfolglos, denn objektiv kann man zu keinem Wanderweg eine Einschätzung abgeben, da alle Eindrücke, die man unterwegs sammelt, immer subjektiv sind und alle Erlebnisse zusammen das Gesamtbild eines Wanderweges beeinflussen. Das fängt z. B. beim Wetter an und hört bei den zahlreichen positiven wie negativen Erlebnissen auf. Ich versuche es trotzdem, diese Frage für den Leser zufriedenstellend zu beantworten.

Der EB ist ein Wanderweg mit Kultstatus. Dies erfuhr ich aber erst, nachdem ich mich mit diesem Fernwanderweg näher beschäftigte. Es gibt zahlreiche persönliche und kuriose Wandergeschichten aus den ersten Jahren des EB, die es in verschiedenste Medien schafften und sogar zu Wikipedia-Einträgen führten. Das ist aus meiner Sicht das Alleinstellungsmerkmal des EB im Vergleich zu anderen Europäischen Fernwanderwegen (abgesehen von den Jakobswegen). Dies macht den EB zwar nicht bekannter, aber seine Geschichten aus den Anfangsjahren machen den einzigen sozialistischen Fernwanderweg zum Kultwanderweg unter seiner Anhängerschaft. So wird auch das einstige Ritual des Abstempelns in den zahlreichen Stempelstellen (in Deutschland) noch rege praktiziert.

Von seinem Kultstatus einmal abgesehen ist der EB auf jeden Fall ein Fernwanderweg, der durch geschichtlich sehr interessante und bewegte Regionen Osteuropas führt, die noch alle vom Massentourismus weitgehend unberührt sind. Die Gebirge, durch die der EB führt, sind alle sehr schön, aber – und das ist meine persönliche Meinung – selten so spektakulär, wie beispielsweise die europäischen Alpen. Was uns auf dem EB weniger gefallen hat, sind die oft langen Abschnitte zwischen den Gebirgen, die uns hin und wieder durch ihre Eintönigkeit ermüdeten. In seiner Gänze ist der EB aus meiner Sicht aber dennoch ein sehr abwechslungsreicher Fernwanderweg, da er durch unterschiedliche Länder führt, die alle ihren ganz speziellen Charakter haben. Der EB eröffnete mir einen unverfälschten Blick – abseits vom üblichen Massentourismus – in die östlichen Länder Europas, und machte Lust noch mehr von ihnen zu entdecken. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich den EB als Fernwanderweg durchaus weiterempfehlen kann und möchte. Osteuropa ist noch weitgehend frei vom Tourismusboom, wie wir ihn z.B. aus den westlichen Mittelmeerländern kennen, und das macht es für mich einfach reizvoll. Man kommt hier noch sehr unkompliziert mit den Einheimischen in Kontakt, die immer freundlich und interessiert an Reisenden sind. Das unbekannte und oft noch wilde Osteuropa lässt sich auf dem EB jedenfalls wunderbar entdecken.

Blick auf die Hohe Tatra
Der EB ist ein idealer Wanderweg für jene, die den wilden Osten Europas entdecken möchten

Wildtiere – Welche Wildtiere können auf dem EB zur Gefahr werden?

Für Wanderer gibt es auf dem EB einige Wildtiere, die durchaus eine Gefahr darstellen können. Neben der in Mitteleuropa schon bekannten, und daher selten beachteten, Zecke, gibt es in allen Ländern die Kreuzotter, auf die man beim Wandern aber eher selten trifft. Wir haben auf unserer Wanderung einige Schlangen gesehen (ich bin sogar auf eine getreten), aber die giftige Kreuzotter war nicht dabei.

Es gibt aber zwei weitere Tiere, die dem EB-Wanderer zur Gefahr werden können, der Wolf und der Braunbär. Ersterer lebt in allen Ländern, durch die der EB führt und ist, was das Gefahrenpotential betrifft, eher zu vernachlässigen. In der Slowakei und Polen gibt es zwar Gebiete mit einer erstaunlich hohen Wolfspopulation, aber diese Tiere sind in der Regel so scheu, dass man sie als Wanderer kaum zu Gesicht bekommen wird. In den anderen Ländern sind die Wolfspopulationen ohnehin sehr gering.

Ein weiterer Beutegreifer, auf den man auf dem EB treffen kann, ist der Braunbär. Dieser ist im Norden der Slowakei (Mala Fatra und angrenzender Gebirge) und in den östlichen Beskiden (um die Hohe Tatra in Polen und der Ostslowakei) heimisch. Mittlerweile berichtet man schon von einzelnen Bärensichtungen in den nördlichen Landesteilen Ungarns (z.B. Bükki Nationalpark). Über das Gefahrenpotential möchte ich mir hier kein Urteil erlauben, da ich dies überhaupt nicht einschätzen kann. Wir wurden in den betreffenden Gebieten immer wieder auf die Gefahren, welche von Bären ausgehen können, hingewiesen. Auch haben wir Bärenspuren und ihre Hinterlassenschaften gesehen, das war es dann aber auch. Über das Verhalten in Bärengebieten gibt es nützliche Hinweise im Internet, die man sich vielleicht vor Antritt der Wanderung einmal ansehen sollte.

Bärenspur in der Hohen Tatra
Bärenspur am Rande der Hohen Tatra

Zelten und Wildzelten auf dem EB

Die Meinung einiger EB-Wanderer, dass man den gesamten Weg ohne Zelt laufen kann, teile ich nach Beendigung unserer Wanderung nicht. Es ist durchaus richtig, dass es entlang des Weges viele Unterkünfte in Form von Hotels, Gasthäuser und Privatpensionen gibt, aber nicht immer in –  von mir – laufbaren Etappenlängen von maximal 35 Kilometern. Es gibt immer wieder Gebiete mit einer schwach ausgeprägten touristischen Infrastruktur, was die Suche nach einem Nachtlager durchaus schwierig gestaltet. Möchte man ohne Zelt auf dem EB unterwegs sein, muss man seine Etappen im Voraus gut planen und wird trotzdem hin und wieder gezwungen sein den Wanderweg zu verlassen. Wir wollten uns diesen täglichen Stress nicht antun, und haben uns dafür entschieden ein Zelt mitzuführen, das wir auch wirklich häufig genutzt haben. Die meisten Campingplätze auf dem EB findet man in Deutschland. Hier eine kleine Auflistung der Plätze, auf denen wir gezeltet haben:

Zeltplätze auf dem deutschen EB

  • Campingplatz Schwarzatal, Bad Blankenburg
  • Campingplatz Hopfenmühle, Drognitz
  • Campingplatz Saalburg
  • Campingplatz Waldfrieden, Mühltroff
  • Gläserner Bauernhof Markneukirchen
  • Campingplatz Klingenthal
  • Campingplatz Silberbach bei Schneeberg
  • Campingpark Greifensteine,
  • Campingplatz Bienenmühle, Rechenberg
  • Campingplatz „Kleiner Galgenteich“, Altenberg
  • Camp Bahra
  • Camping in Königstein
  • Camping Entenfarm in Hohenstein

Auch in Tschechien, der Slowakei, Polen und Ungarn haben wir auf Campingplätzen übernachtet:

Zeltplätze in Tschechien

  • Campingplatz Jetrichovice
  • Campingplatz Liberec
  • Camp Prodhardi
  • Autokamp Jerlochovice
  • Autokemp Morkov

Zeltplätze in Polen

  • Camp in Ladek Zdroj
  • Camp in Miedzylesie
  • mehrere Campingplätze in Zakopane
  • Camping Polana Sosny, Sromowce Wyzne

Zeltplätze in der Slowakei

  • Camp Route E58 in Kosice (liegt nicht direkt auf dem EB)

Zeltplätze in Ungarn

  • Baradla Camping, Aggtelek
  • Camp Ökopark in Szarvaskö

Diese Auflistung beinhaltet nicht alle Plätze, die es entlang des EB gibt.

Wildzelten ist außer in Ungarn in allen Ländern offiziell verboten. Unsere Erfahrung allerdings ist, dass sich niemand für dieses Verbot wirklich interessiert. Hält man sich außerhalb von Nationalparks auf und zeltet diskret und ohne Spuren zu hinterlassen, wird man in keinem Land ernsthafte Schwierigkeiten haben. In der Slowakei und in den östlichen Beskiden (rund um die Hohe Tatra) sollte man mit Bedacht wild campieren und sich bewusst sein, dass man in Bärengebiet nächtigt. In Ungarn ist das wilde Zelten überall erlaubt (natürlich nicht auf Privatgrund und in Naturschutzgebieten). In den Nationalparks gibt es dafür extra eingerichtete Wildcampingplätze.

Zelten in der Ostslowakei
Wildzelten wird in allen Ländern meist toleriert

Das Beste kommt zum Schluss:

Für alle Informationen auf diesen Seiten habe ich viel Mühe und Zeit investiert, um sie jedem zur Verfügung zu stellen, der den EB wandern möchte. Da alle diese Informationen aus ersten Hand sind und ich persönlich keinerlei finanziellen, oder sonstigen, Vorteil davon habe, freue ich mich besonders über ein Feedback von dir in Form eines Kommentars zu dieser Seite als kleines Dankeschön.

Wir wünschen euch eine schöne Wanderung auf dem EB. Und schaut euch mal unser Video zum EB auf youtube an.

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