Die schönste Jahreszeit fürs Wandern ist der Herbst, ganz klar. Die Hitze des Sommers ist verflogen und die Farben in der Natur explodieren im Herbst geradezu, bevor der Wald im grauen und tristen Winter sein buntes Kleid ablegt und bis zum nächsten Frühjahr in einen kargen und langen Winterschlaf verfällt. Für uns ist eine Wanderung im Herbst immer ein ganz besonders schönes Erlebnis, weshalb wir schon seit vielen Jahren Herbsttouren in unser jährliches Wanderprogramm einplanen.
Im Herbst 2023 haben wir Ende Oktober ein paar Tage frei und entdecken zum ersten Mal den Bayerischen Wald zu dieser – für uns – ganz besonderen Jahreszeit. Spoiler: Wir haben es nicht bereut!
Der Fernwanderweg Goldsteig im Oberpfälzer- und Bayerischen Wald
Der Goldsteig ist mit 660 km einer der längsten Qualitätswanderwege Deutschlands. Er beginnt im oberpfälzischen Marktredwitz und endet in Passau. Hinter Oberviechtach, im Oberpfälzer Wald, teilt sich der Fernwanderweg in eine Nord- und Südroute auf (was eigentlich eine Ost- und Westroute ist), welche einmal durch den südlichen Bayerischen Wald und einmal den nördlichen Bayerischen Wald führt. Der Goldsteig wurde 2007 offiziell eröffnet und wurde durch seine naturnahe Streckenführung und der exzellenten Beschilderung mit dem Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbands ausgezeichnet. Ferner wurde der Goldsteig in die Liste der „Top Trails of Germany“ aufgenommen.
Die Vermarktung des Fernwanderweges, welcher vom Oberpfälzer Wanderverein betreut wird, ist hervorragend. Es gibt rund um den Goldsteig zahlreiche Zubringerwege, Querverbindungen und Alternativrouten, die den Oberpfälzer- und Bayerischen Wald zu einem sehr attraktiven Wandergebiet machen. Der Goldsteig führt durch fünf Naturparks, den Nationalpark Bayerischer Wald und den tschechischen Nationalpark Šumava. Unter dem Motto „Grenzenlos Wandern“ wurde in Tschechien ein parallel verlaufender Fernwanderweg zum Goldsteig, der Zlatá Stezka, geschaffen, welcher auf 285 km durch die Regionen Pilsen und Südböhmen führt.
Angesichts dieser Ausblicke, kribbelt es mich jetzt schon in den Beinen. Lass uns starten, es gibt noch viel zu entdecken……!
Eine Kostprobe des Goldsteigs – Wanderung auf der Nordroute (Gipfelroute) des Goldsteigs von Furth im Wald nach Bayerisch Eisenstein – 68 km
Etappe 1 von Furth im Wald nach Grafenwiesen – 20 km
Unsere kurze, dreitägige Wanderung ist nur ein kleiner Einblick in die Vielfältigkeit, die der Goldsteig zu bieten hat. Wir starten an einem sonnigen Sonntagmorgen im Oktober in Furth im Wald. Noch strahlt der Herbst in seinen schönsten Farben, doch der Wetterbericht für die kommenden Tage sieht alles andere als rosig bzw. golden aus. Davon wollen wir heute jedoch noch nichts wissen und freuen uns wie kleine Kinder über den sonnigen und durchaus warmen Spätherbsttag.
Auf der 20 km langen Etappe sind knapp 800 Höhenmeter zu bewältigen, die jedoch zunächst auf der ersten Hälfte der Etappe moderat ausfallen. Erst bei der Besteigung des knapp 1.000 Meter hohen Berges Burgstall kommen wir richtig ins Schwitzen. Die Ausblicke von oben sind spärlich und der frische Wind kühlt unsere verschwitzten Leiber gefährlich runter, weshalb wir unseren Weg schnell fortsetzen. Nahe des Berges Kohlriegel (957m) kommen wir an einer Berggaststätte vorbei, in der wir uns eine ausgiebige Pause gönnen. Von nun an führt der Goldsteig stetig bergab. Am späten Nachmittag erreichen wir mit dem letzten Tageslicht unsere gebuchte Unterkunft in der Ortschaft Grafenwiesen, welche unweit des Goldsteigs liegt. Schon am ersten Wandertag bekommen wir deutlich zu spüren, was es heißt im Spätherbst unterwegs zu sein. Die Tage sind sehr kurz.
Etappe 2 von Grafenwiesen nach Eck/Lam 21 km
Die zweite Etappe ist eine echte Königsetappe mit zahlreichen Höhepunkten und grandiosen Ausblicken. Dafür müssen aber auch knapp eintausend Höhenmeter bewältigt werden. Das angekündigte, schlechte Wetter lässt Gott sei Dank noch ein bisschen auf sich warten und wir genießen bis zum frühen Nachmittag einen sonnigen Tag. Erst am späten Nachmittag ziehen vermehrt Wolken auf und es kündigt sich ein Wetterwechsel an.
Wir befinden uns gerade auf der Kaitersberg-Arber-Hochtour, die über 12 Tausender (Berge mit 1.000 Höhenmeter) führt. Auf dieser Strecke haben wir bis zur Passstraße bei Eck bereits vier Eintausender überquert. Leider müssen wir hier den Goldsteig verlassen, da wir nur in der sechs Kilometer entfernten Ortschaft Lam eine Unterkunft gefunden haben. Morgen früh geht es für uns zurück auf den Goldsteig. Das Zeitmanagement macht mir ein wenig Bauchschmerzen. Auf uns wartet am nächsten Tag eine lange und schwierige Etappe, die wir hoffentlich, bis die Dunkelheit hereinbricht, zurückgelegt haben.
Etappe 3 von Lam über den Großen Arber nach Bayerisch Eisenstein – 27 km
Bereits um 6 Uhr in der Früh klingelt unser Wecker. Wir wollen das gesamte Tageslicht ausnutzen, angesichts der langen Etappe, die vor uns liegt, und auf der wir auch noch über 1.100 Höhenmeter bewältigen müssen. Bei einem flüchtigen Blick nach draußen schwindet unsere bisher hoffnungsvolle Stimmung. Es regnet in Strömen. Nach einem kurzen Frühstück brechen wir dennoch auf und hoffen im dichten Wald ein wenig geschützt laufen können. Die ersten Kilometer sind tatsächlich lästig, und wir werden trotz unserer „Kampfausrüstung“ (so nennen wir unsere Regenkleidung) ziemlich nass, jedoch mehr von innen als von außen. Jeder Wanderer weiß, wie schweißtreibend Bergbesteigungen mit Regenkleidung sind. Mehr gibt es dazu wohl nicht zu sagen. Tatsächlich aber lässt der Regen schnell nach und es tröpfelt nur noch ganz leicht beim Aufstieg auf den Großen Arber. Trotzdem ist die Sicht auf der gesamten Strecke gleich null. Wir sind ein bisschen enttäuscht, freuen uns aber dennoch, dass wir diese schwere Etappe noch mit dem letzten Tageslicht beenden können. Tja, wenn es regnet sind Pausen rar. Wir sind außer einer großen Pause in der Gaststätte auf dem Großen Arber durchgängig gelaufen, womit das Erreichen des Ziels noch vor der Dunkelheit kein Problem war.
Unsere Wanderung auf dem Goldsteig – ein Fazit
Unser Schnupper-Ausflug auf dem Fernwanderweg Goldsteig war ein voller Erfolg. Wir durften einen kleinen Einblick in den großen Fernwanderweg bekommen, der uns auf ganzer Linie überzeugte. Die Vermarktung des Trails ist ausgezeichnet und die Beschilderung sowie Markierung sowieso. Es gibt zahlreiche Zubringerwege zum Goldsteig und weitere lohnenswerte Fernwanderwege in der Region Bayerischer Wald. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Goldsteig sicher zu Recht einer der „Top Trails of Germany“ ist.
Wir kommen auf jeden Fall wieder zum grenzenlosen Wandern auf dem grünen Dach Europas im Bayerischen Wald und Böhmerwald.
Nähere Infos zum Goldsteig und seinen einzelnen Routen erhält man auf der super gestalteten, offiziellen Webseite des Fernwanderweges.
Informationen zum tschechischen Bruderweg des Goldsteigs, dem Zlatá Stezka, findet man auf der tschechischen Webseite des Wanderweges.
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