Fernwanderwege in Deutschland – Herbstwanderung auf dem Soonwaldsteig in Rheinland-Pfalz

Auf dem Soonwaldsteig

In jedem Jahr versuchen wir ein paar Tage im Herbst zu Wandern. Diese Jahreszeit ist für mich einfach die schönste zum Wandern. Für das Jahr 2024 habe ich eine kleine Herbstwanderung im Rheinland, genauer gesagt im südöstlichen Hunsrück, geplant.

Die wichtigsten Kriterien für die Wahl eines Wanderweges sind für mich eine schnelle und unkomplizierte Anreise (wenn möglich mit der Bahn) und eine ebenso einfache Planung der Übernachtungen. Beides ist für uns beim Soonwaldsteig gegeben, weshalb unser Herbsttrip in diesem Jahr der Naturpark Soonwald-Nahe in Rheinland-Pfalz ist.

Der Fernwanderweg Soonwaldsteig im Soonwald-Nahe Naturpark

Der 85 Kilometer lange Fernwanderweg Soonwaldsteig wurde 2009 offiziell eröffnet. Schon zwei Jahre später erhielt er das Prädikatssiegel des Deutschen Wanderinstitutes, welches für besonders schöne Wanderwege vergeben wird. Er führt von der Stadt Kirn an der Nahe über den Soonwaldkamm quer durch den Naturpark Soonwald-Nahe bis nach Bingen am Rhein. Der Soonwaldsteig verläuft meist fernab von Dörfern und Städte und ist daher ein sehr naturnaher Wanderweg für Wanderer, welche die Einsamkeit des Waldes lieben.

Wandern auf dem Soonwaldsteig

Die Anreise zum Soonwaldsteig im Soonwald-Nahe Naturpark

Die Anreise zum Fernwanderweg Soonwaldsteig ist sehr unkompliziert möglich. Reist man mit der Bahn von Osten aus kommend an, beginnt man seine Wanderung am besten entgegen der im Internet vorgeschlagenen Route von Kirn nach Bingen. Die Stadt Bingen liegt an der stark frequentierten, regionalen Bahnroute von Süddeutschland nach Köln/Düsseldorf. Für uns dauerte die Anreise über Frankfurt nach Bingen am Rhein knapp drei Stunden. Die Rückreise von Kirn aus erfolgt über die Regionalbahnen aus dem Saarland kommend und erweist sich ebenfalls als schnell und unkompliziert.

Mit dem Auto erreicht man die Stadt Bingen über die A 60/61 und die Stadt Kirn erreicht man ebenfalls über die A 61 bzw. A 1/62 von Westen kommend.

Burg am Rhein
Die Anreise nach Bingen am Rhein lief für uns problemlos

Unsere Herbstwanderung auf dem Soonwaldsteig

Etappe 1 von Bingen zur Lauschhütte 19 km, ⇑ 810 m

Markierung des SoonwaldsteigsAnfang Oktober steht der Herbst noch in den Startlöchern. Für das lange Wochenende wurde uns vom Wetterfrosch ein goldener Frühherbst vorausgesagt. Bei unserer Anreise an den Rhein fühlt sich das nicht ganz so golden an. Die Wolken hängen tief und die Temperaturen erinnern uns eher an den Spätherbst wie an dessen Beginn.

Wir wandern den Soonwaldsteig von Bingen nach Kirn, und nicht wie von Trägerverein Naturpark Soonwald-Nahe vorgeschlagen von Kirn aus. So laufen wir den Soonwaldsteig also in umgekehrter Richtung, was für den Schwierigkeitsgrad des Weges kaum eine Rolle spielt.

Am ersten Wandertag führt der Soonwaldsteig zunächst über die Höhen des Rheintals, mit immer wieder schönen Ausblicken auf den Rhein. Die ersten Anstiege haben es so manches Mal in sich, und ich komme trotz der kühlen Temperaturen ins Schwitzen. Nach acht Kilometern verlässt der Soonwaldsteig den Rhein über das Morgenbachtal. Die nächsten acht Kilometer bis zum Salzkopf (627 m) führt der Wanderweg gemächlich aber stetig bergan. Die recht unspektakuläre Etappe endet für uns einen Kilometer weiter an der Lauschhütte. Die Berghütte bietet feste Unterkünfte an. Wir jedoch zelten auf dem gegenüberliegenden Trekkingcamp. In der Berghütte können wir jedoch noch fürstlich speisen, und die sanitäre Einrichtung (Toilette und Waschbecken) ebenfalls nutzen.

Schöne Ausblicke auf den Rhein
Schöne Ausblicke auf den Rhein am ersten Wandertag
Lauschige Wanderwege
Und lauschige Wanderwege

Etappe 2 von der Lauschhütte zum Campingplatz Argenthal 23 km, ⇑ 560 m

Von wegen „goldener Herbst“. Am nächsten Morgen regnet es sogar. Trotzdem ziehen wir gegen 9 Uhr weiter. Der Regen hört auf den ersten Metern glücklicherweise wieder auf, nur die Temperaturen gefallen uns so gar nicht. In der Nacht war es schon bitterkalt gewesen, und auch während des Tages wird es kaum wärmer. Auf den ersten Metern führt der Soonwaldsteig über den Ohligsberg (607 m) und direkt durch einen Windpark mit Windrädern so weit das Auge reicht. Mir gefällt das nicht und ich frage mich ernsthaft ob sich Naturschutz und Klimaschutz nicht gegenseitig im Weg stehen. Auch am zweiten Wandertag zeigt sich der goldene Herbst nicht. Dicke Regenwolken ziehen über uns hinweg, halten ihre feuchte Last jedoch noch zurück. Nach fünf Kilometern steigen wir ins Tal ab und überqueren die Autobahn A 61. Auf einem Autohof gibt es für uns ein zweites Frühstück und wir sitzen den doch noch eintretenden Regen aus. Über eine Stunde müssen wir warten, bis der Regen wieder aufhört.

Auf dem Ohligsberg
Schutzhütte auf dem Ohligsberg
Blick vom windpark auf den Windpark
Blick vom Windpark auf den Windpark

Der Soonwaldsteig führt weiter Richtung Westen und steig dabei kräftig an. Wir überqueren den Berg Hochsteinchen (648 m) und noch weitere drei Berge über 600 Meter Höhe, bevor wir nach 20 Kilometern ins Argenthal abbiegen. Der Campingplatz Argenthal liegt nicht direkt auf dem Soonwaldsteig. Für den Hin- und Rückweg müssen wir einen Umweg von insgesamt vier Kilometer in Kauf nehmen.

Mäßig schönes Wetter am zweiten Wandertag
Mäßig schönes Wetter am zweiten Wandertag

Am Abend freuen wir uns, dass die Campinggaststätte geöffnet hat. Ohne diese hätte es für uns an diesem Abend kalte Küche gegeben. Und dies bei den eh schon frostigen Temperaturen. Wir sind natürlich das einzige Zelt auf der großen Zeltwiese, und der Campingplatzwart kommentiert unsere Ankunft mit den Worten: „Um diese Jahreszeit zelten nur noch die Harten.“ Na, wenn das nicht mal ein Kompliment ist.

Der Soonwaldsteig liegt auf dem E 3
Der Soonwaldsteig ist Teil des E 3

Etappe 3 vom Campingplatz Argenthal zum Trekkingcamp Schmidtburg 32,5 km, ⇑ 700 m

Am dritten Tag unserer Wanderung auf dem Soonwaldsteig kommt endlich die ersehnte Sonne zum Vorschein. Schon am Morgen lichtet sich der Nebel und uns erwartet ein sonniger Herbsttag. Für den heutigen Tag haben wir uns viel vorgenommen. Wir möchten es bis zum Trekkingcamp an der Schmidtburg schaffen. Die Trekkingplätze im Soonwald sind leider nicht gleichmäßig über den Wanderweg verteilt. So müssen wir heute über 30 Kilometer zurücklegen und starten deshalb schon sehr früh am Morgen.

Gut begehbare Wege auf dem Soonwaldsteig
Auf dem Soonwaldsteig sind die Wege immer gut begehbar

Heute führt uns der Soonwaldsteig durch das Kerngebiet des Naturparks Soonwald-Nahe. Für uns ist es die bisher schönste Etappe, auf deren Weg nur zwei kleine Ortschaften liegen. In der ersten müssen wir nach Wasser fragen, da es auf dem nahegelegenen Friedhof nur Grubenwasser gibt. Das ist uns in Deutschland bisher noch nicht passiert, dass ein Friedhof keinen Frischwasseranschluss hat. Nach 22 Kilometern führt der Soonwaldsteig steil bergan zur Womrather Höhe (596 m). Von hier aus führt der Wanderweg ein letztes Mal bergab. Am Teufelsfels (567 m) steht eine sehr schöne – und offensichtlich neue – Wanderhütte (an der man Getränke kaufen kann). Hier könnte man übernachten, doch leider sind dort schon andere Wanderer, welche die Hütte zu ihrem Übernachtungsplatz auserkoren haben. So ziehen wir knapp fünf Kilometer weiter zum Trekkingplatz an der Schmidtburg.

Endlich schönes Wetter auf dem Soonwaldsteig
Endlich schönes Wetter auf dem Soonwaldsteig

Etappe 4 Trekkingcamp Schmidtburg nach Kirn 17 km, ⇑ 520 m

Die letzte Nacht war die bisher kälteste und ich bin heilfroh, dass es heute wieder nach Hause geht. Eigentlich denke ich so etwas selten – bis gar nicht – auf unseren Touren, aber die letzten Nächte haben mich derart ausgekühlt, dass mein Körper selbst beim Laufen kaum noch warm wird. Wahrscheinlich habe ich mir auch eine Erkältung eingefangen, da mein Hals schon ziemlich schmerzt und ich mich körperlich schwach fühle.

Die letzten 17 Kilometer des Soonwaldsteigs führen durch das malerische Hahnenbachtal. Eingerahmt von sanften Hügeln schlängelt sich der Hahnenbach der Nahe entgegen. Leider kann ich diese romantische Stimmung des eigentlich schönen Hahnentals nicht so recht genießen, da uns schon wieder dichter Nebel umgibt und ein kalter Wind durchs Tal fegt. Der Soonwaldsteig führt selten durch das Tal direkt, sondern erklimmt immer wieder die Hügel links und rechts des Flusses. Die Steigungen sind dabei zwar kurz, aber oft unangenehm steil. Kurz vor Kirn, im Ortsteil Kallenfels erklimmen wir die wohl steilste Straße Deutschlands. Der kurze Weg zur Burg Stein ist tatsächlich mächtig steil, zumindest habe ich in Deutschland noch niemals eine so steile Straße begangen.

Drei Kilometer weiter endet der Soonwaldsteig am Bahnhof von Kirn. Auf einer Schautafel können wir noch einmal unsere gelaufene Strecke Revue passieren lassen, und ich freue mich auf mein warmes Bett zuhause.

Auf der letzten Etappe des Soonwaldsteigs
Auf der letzten Etappe des Soonwaldsteigs kommt noch einmal ein bisschen Abwechslung in die Wanderung

Unser Fazit zum Soonwaldsteig im Naturpark Soonwald-Nahe

Der SoonwaldsteigDer Soonwaldsteig ist aus unserer Sicht ein schöner, aber auch recht unspektakulärer Fernwanderweg. Die große Begeisterung für diesen Wanderweg stellte sich bei mir auch nach den vier Wandertagen nicht ein. Es ist ein netter Weg, aber aus meiner Sicht ist er auch nichts Besonderes. Und diese Einschätzung hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich über weite Teile der Wanderung gefroren habe, was jedoch nicht an meiner Ausrüstung lag, sondern daran, dass ich während der Wanderung eine Erkältung bekommen habe.

Objektiv betrachtet ist der Soonwaldsteig ein leichter bis mittelschwerer Wanderweg mit wenigen langen und schweren Anstiegen. Trotzdem gibt es auf der 85 Kilometer langen Strecke immer wieder kurze Ansteige, die es in sich haben, und sich der Wanderweg somit seinen Namen „Steig“ verdient. Im Großen und Ganzen aber ist er mit einer guten Kondition als leicht zu bezeichnen, und auch für Familien mit Kindern geeignet. Große Highlights wird man auf dem Soonwaldsteig allerdings nicht erleben. Neben ein paar Burgruinen gibt es kaum große Sehenswürdigkeiten entlang des Wanderwegs. Die Landschaft des Naturparks Soonwald-Nahe ist schön, aber unspektakulär. Weniger gefallen hat mir der Abschnitt durch den Windpark an unserem zweiten Wandertag.

Ein Plus des Soonwaldsteigs ist seine Naturnähe. Er führt auf seiner gesamten Strecke durch fast unbewohntes Gebiet. Es liegen nur ein paar kleine Dörfer auf dem Weg, in denen man jedoch keine Lebensmittel einkaufen kann. Bei der Versorgung ist man daher auf wenige Gaststätten entlang des Weges angewiesen, oder aber man hat seinen gesamten Lebensmittelvorrat für vier Tage dabei. Wasser kann hier und da ebenfalls zum Problem werden, wenn man ausschließlich auf den Trekkingplätzen übernachtet. Über die Trekkingcamps informiert die offizielle Webseite des Sonnwaldsteigs. Die Markierung des Soonwaldsteigs ist übrigens sehr gut. Dennoch würde ich zu einer digitalen Navigation raten.

Wir können den Soonwaldsteig allen empfehlen, die Mitten in Deutschland ein wenig Wildnisfeeling genießen möchten. Denn das bietet der Soonwaldsteig auf jeden Fall.

Weitere Informationen über den Soonwaldsteig gibt es auf der offiziellen Webseite des Fernwanderweges.

Der Soonwaldsteig

Hat dir diese Wanderempfehlung gefallen? Dann würden wir uns über einen Kommentar von dir freuen!

← zurück zu Wandern und Fernwandern

oder zu unserem Youtube Video zum Soonwaldsteig 

weitere schöne Wanderungen findest du auf unserer interaktiven Karte →

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen