Fernwanderwege in Deutschland – Der Nibelungensteig im Odenwald – Etappe 1 & 2

Die Anreise zum Nibelungensteig

Der offizielle Startpunkt des Nibelungensteigs ist Zwingenberg an der Bergstraße und das Ziel Freudenberg am Main. Beide Punkte sind sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Zwingenberg an der Bergstraße erreicht man über die Regionalbahn von Frankfurt nach Mannheim und Freudenberg-Kirschfurt über die Regionalbahn, die zwischen Aschaffenburg und Wertheim in regelmäßigen Abständen verkehrt. Des Weiteren könnte man den Nibelungensteig in zwei Abschnitten laufen, da auf ca. der halben Strecke bei Hetzbach ebenfalls Bahnanbindungen zu größeren Verkehrsknotenpunkten im Norden nach Aschaffenburg sowie Darmstadt und im Süden nach Eberbach am Neckar bestehen. Die vorbildlichen Wegweiser auf dem Nibelungensteig geben sogar die nächsten Bushaltestellen an, über die man evtl. den Wanderweg verlassen kann. Leider sollte man im ländlichen Raum nicht davon ausgehen, dass dort stündlich Busse verkehren.

Der Nibelungensteig

Etappe 1 von Zwingenberg nach Schlierbach bei Lindenfels 24 km, 1.100 hm

Startpunkt des NibelungensteigsDer erste Wandertag hat es schon einmal in sich, 24 km bei über 1.000 hm sind für den Beginn einer Wanderung nicht gerade ein sanfter Einstieg. In der sehr hübschen Ortschaft Zwingenberg verlaufen wir uns auch prompt das erste Mal, noch bevor wir den Startpunkt des Nibelungenteigs erreicht haben. Und das obwohl schon am Bahnhof das erste Schild den Weg zum Nibelungensteig weist. Der Startpunkt „Auf dem Berg“ kann sich wirklich sehen lassen. Selten erlebt man als Wanderer solch ein imposantes Startschild für einen Fernwanderweg dieser Kategorie. Auf zwei mächtigen Betonpfosten thront ein ebenso großes stählernes N an dessen Rand die beiden Hauptfiguren der Nibelungensaga (Siegried und Kriemhild) abgebildet sind. Ein Startbild ist hier Pflicht.

Gleich zu Beginn wird der Nibelungensteig seinem Namen „Steig“ gerecht. In steilen Serpentinen steigt der Wanderweg zunächst auf Teer, dann auf Schotter und bald auf lauschigen Waldwegen bergan. Dabei kann man noch lange einen schönen Blick zurück ins Tal genießen, da der Nibelungensteig auf dem Weinlagenweg anfangs vorbei an Weinanbaugebieten führt.

Einstieg in den Nibelungensteig
Der Einstieg in den Nibelungensteig in Zwingenberg

Irgendwie fühlt sich dieser Anstieg für mich schwerer an als er wahrscheinlich ist. Trotz der Tatsache, dass es gerade nicht sehr heiß ist (Ende Mai) komme ich auf den steilen Serpentinen mächtig ins Schwitzen. Und der Anstieg auf den Gipfel möchte kein Ende nehmen. Auch wenn der 517 Meter hohe Melibokus per Bergsteigerdefinition nicht wirklich ein Berg ist, so ist der doch die höchste Erhebung der hessischen Bergstraße. Und ich bin ziemlich platt, als wir an der betonierten Plattform auf dem Gipfel ankommen. Von hier genießt man bei schönem Wetter einen weiten Blick auf die Rheinebene am Rande des Odenwaldes. Und zu meiner Freude gibt es einen kleinen Kiosk, der erfrischende Getränke (und auch kleine Snacks) anbietet.

Es geht erst einmal bergan
Der Weg zum Gipfel des Melibokus zieht sich

Vom Berg Melibokus führt der Nibelungensteig wieder bergab und passiert dabei schon die zweite Schutzhütte. Dies ist ein weiteres Plus des Nibelungensteigs, es gibt überdurchschnittlich viele Schutzhütten. Über die Ostflanke des Melibokus mit vielen schönen Ausblicken durchquert man eine Senke, in der die Ortschaft Balkhausen liegt. Der Nibelungensteig führt südlich der Ortschaft vorbei und steigt wieder auf den nächsten Berg, den 514 Meter hohen Felsberg, an. Bei Kilometer 11 kommt man an einer exotischen Gaststätte vorbei, die afrikanische Küche anbietet. Einen Kilometer weiter erreicht man das erste Highlight des Nibelungensteigs, das Felsenmeer.

Das Reichenbacher Felsenmeer
Der oberste Punkt des Reichenbacher Felsenmeers
Das Reichenbacher Felsenmeer
Auf dem Nibelungensteig muss das Reichenbacher Felsenmeer einmal gekreuzt werden

Beschilderung des NibelungensteigsDie aus Quarzdiorit bestehenden Steinblöcke entstanden über Jahrmillionen durch Wollsackverwitterung (Spezielle Verwitterung in Zusammenwirken von physikalischen und chemischen Prozessen). Selbst die Römer nutzen das Odenwälder Felsenmeer zum Abbau von Gesteinen. Zahlreiche, schon verarbeitete und zurückgelassene Werkstücke können noch heute im Odenwälder Felsenmeer besichtigt werden. Hier am Felsberg bei Reichenbach spielt selbstverständlich auch die Nibelungensaga, wie auf dem gesamten Nibelungensteig, eine Rolle. Hier soll die Siegfriedquelle liegen, an der der sagenhafte Held Siegfried seinen Tod fand. Wir werden im Laufe der Wanderung jedoch noch an einer weiteren Siegfriedquellen vorbeikommen.

Nachdem es vom Felsberg recht steinig bergab geht, erreicht man in einer Talsohle die Ortschaft Reichenbach. Hier gibt es eine Bäckerei und einen Supermarkt. Man verlässt die Ortschaft in östlicher Richtung und es geht, wie sollte es anders sein, wieder teilweise steil bergan. Der lange Anstieg über die Berge Knodener Kopf (511 m) und Krehberg (575 m) sind reichlich kräftezehrend. Selbst der Abstieg nach Schlierbach beinhaltet einige steile Passagen, sodass wir nach dieser langen und anstrengenden Etappe ziemlich geplättet unser Ziel, den Campingplatz, erreichen.

Auf dem Knodener Kopf
Die erste Anhöhe hinter Reichenberg ist erreicht

Etappe 2 von Schlierbach nach Gras-Ellenbach (Hammelbach) 17 km, 550 hm

Nachdem die erste Etappe ziemlich herausfordernd war, freuen wir uns auf eine kürzere Etappe mit nur der Hälfte an Höhenmetern. Dennoch führt der Nibelungensteig schon am frühen Morgen bergan nach Lindenfels. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich sehr steile Anstiege am Morgen liebe. Aber es hilft ja nichts. Die recht schön gelegene Ortschaft Lindenfels am Fuße des Schenkenberg ist touristisch gut erschlossen. Es gibt mehrere Unterkünfte, Gaststätten, einen kleinen Supermarkt und eine Bäckerei. Da wir jedoch keinen Bedarf haben, wandern wir gemütlich weiter. Von Lindenfels aus führt der Nibelungensteig in leichten Wellen bergab, um anschließend steil bergauf über den Berg Stotz zur kleinen Ortschaft Weschnitz zu führen.

Auf dem Nibelungensteig
Auf dem Weg nach Weschnitz

Leider erweist sich auch die zweite Etappe nicht als leicht, da die Anstiege immer wieder steile Passagen aufweisen. Vorbei am Friedhof Weschnitz, der mitten im Wald liegt, führt der Nibelungensteig nun abermals steil bergan zur Walburga Kapelle, was jedoch durch die engen Serpentinen gut begehbar ist. Von oben hat man ein kleines Aussichtsfenster ins zurückliegende Tal. Am flachen Gipfel des Kahlbergs hat man die höchste Stelle dieser Etappe erreicht. Der Nibelungensteig führt nun auf breiten Schotterwegen direkt an mehreren Windrädern vorbei, was ich persönlich ein bisschen gruselig finde. Mir ist einfach nicht wohl dabei so nah an diesen monströsen Windrädern vorbeizulaufen. Hat man diese hinter sich gelassen, gelangt man ins wesentlich ansehnlichere Gassbachtal. Hier beginnt der Geopark-Pfad „Nibelungenweg“. Auf diesem knapp 5 Kilometer langen Teilstück des Nibelungsnsteigs wird die Nibelungensaga in 14 Stationen erzählt. Auf großen Tafeln werden die einzelnen Geschichten der Saga nacherzählt. Das Ende des Geopark-Pfad „Nibelungenweg“ liegt kurz hinter Gras-Ellenbach am Siegfriedbrunnen. Diesen erreichen wir heute nicht mehr, da wir schon vor Gras-Ellenbach den Nibelungensteig verlassen. Unser heutiges Ziel, der Campingplatz in Hammelbach, liegt ca. 3 Kilometer vom Nibelungensteig entfernt.

Der Nibelungensteig

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