Fernwandern in Europa – die Tour du Mont Blanc (TMB) Etappe 7 bis 9

Tour du Mont Blanc

Etappe 7: Champex-Lac Camping Les Roccailles – Camping Le Peuty – 16 km ↑730  ↓880

Mit der heutigen Etappe haben wir in doppelter Hinsicht Glück. Zum einen ist das Wetter wieder einmal wunderschön, und zum anderen bleiben wir unter tausend Höhenmeter Anstieg für diesen Tag. Entsprechend gut gelaunt starten wir am Morgen auf dem wirklich schönen Campingplatz Les Roccailles im schweizerischen Ort Champex-Lac.

Schöne Wege auf der Tour du Mont Blanc
Es gibt auch mal einfache Wege auf der Tour du Mont Blanc

In Champex-Lac kann man auf eine anspruchsvolle Alternativroute der TMB wechseln. Hochalpin geht es auf dieser Alternativroute über den 2665 m hohen Fenêtre d’Arpette mit Kletterpassagen und Blockwerk inklusive (zumindest wurde das uns berichtet). Uns jedoch ist die Originalroute der Tour du Mont Blanc anspruchsvoll genug und wir verzichten auf weitere Herausforderungen.

Schweizer Berge
Ausblick auf die Schweizer Berge
Berghütte in der Schweiz
von unserer Berghütte aus

Zu Beginn der siebten Etappe ist der Wanderweg ausnahmsweise einmal angenehm flach. Die ersten fünf Kilometer führt die Tour du Mont Blanc sachte bergab. Der einzige Anstieg an diesem Tag ist in weiten Teilen ebenfalls weniger anstrengend als die letzten Tage. Vielleicht kann es aber auch sein, dass ich mich nach sieben Tagen schon ein bisschen an das ständige Auf und Ab gewöhnt habe. An diesem Tag jedenfalls gibt es bei mir nichts zu meckern. Nach 14 km erreichen wir die Passstraße Col de la Forclaz. Eigentlich hatten wir vor hier am gleichnamigen Hotel (mit angeschlossenem Campingplatz) zu übernachten. Es ist jedoch noch sehr früh am Nachmittag und alle anderen TMB-Wanderer laufen weiter ins Tal zum Biwakplatz Le Peuty südlich von Trient. Wir folgen der Karawane und werden diese Entscheidung nicht bereuen. Der Biwakplatz für TMB-Wanderer wird von der Kommune betreut und ist ein richtiger TMB-Treff. Er ist einfach ausgestattet mit öffentlicher Toilette und einer einzigen Dusche (kostenpflichtig), bietet aber mit einem kleinen Laden und einer großen überdachten Sitzgelegenheit alles was ein einfacher Hiker benötigt. Das Beste aber ist das Angebot in dem gleich danebengelegenen Refuge. Für 25 Euro pro Person gibt es ein sehr gutes Viergänge-Menü, das einem am Abend in einer stilvoll eingerichteten Jurte serviert wird. Wir haben mit diesem hervorragenden Abendessen in zweierlei Hinsicht Glück. Zum einen hätten wir am Abend von unseren spärlichen Lebensmittelresten leben müssen und zum anderen regnet es genau zu dem Zeitpunkt, als wir gemütlich in der heimeligen Jurte sitzen.

Biwakplatz Le Peuty
Am Abend gab es am Bikawplatz in Le Peuty ein kleines Gewitter

Etappe 8: Camping Le Peuty – Auberge La Boërne – 12,5 km ↑1.090  ↓1.000

Außer einer etwas feuchteren Wiese ist vom kleinen Gewitter des Vorabends am nächsten Morgen nichts mehr zu spüren. Es hängen zwar noch einige Wolken in den Berghängen, aber beim Blick auf die Wetter-App bin ich wieder guter Dinge. Der Tag soll sonnig und sehr warm werden. Ok, sehr warm ist zwar auch nicht gerade optimal für mich persönlich, aber für solche Wetterverhältnisse sollte man sich als Wanderer nicht beschweren. Trotzdem spürt man, dass das schöne Wetter seinen peak erreicht hat. Die Luft ist feucht und schwer. Nach meiner Wetter-App soll es spätestens Morgen wechselhaft werden, mit anstehenden Wärmegewittern. Etwas also, was man in den Bergen absolut nicht gebrauchen kann. Doch darüber mache ich mir heute noch keine Gedanken, als wir am Morgen bei herrlichstem Sonnenschein losziehen.

Blick auf das Mont Blanc Massiv
Blick auf das Mont Blanc Massiv vom Col de Balme aus

Unsere achte Etappe führt wieder auf die französische Seite der Tour du Mont Blanc. Der Anstieg auf den Col de Balme ist von Anfang an höllisch steil. In engen Serpentinen schlängelt sich der Weg – zunächst durch Wald – den Berg hinauf. Nach weniger als fünf Kilometern haben wir den Höhenunterschied von 800 Metern von unserem Camp aus zum Refuge du Col de Balm zurückgelegt. Nach dieser Anstrengung benötige ich erst einmal meine obligatorische Cola. Meine Tochter und ich haben in diesem Urlaub schon Unmengen von diesem eigentlich sehr ungesunden Getränk genossen, und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Bei den, ja fast übermenschlichen, Anstrengungen sind diese Zuckerbomben in Nullkommanichts verstoffwechselt. Nach diesem Urlaub wird uns die Tour du Mont Blanc – ganz nach Familientradition – als Tour de Cola in Erinnerung bleiben.

Bergansichten
Kurze Verschnaufpause
Auf der Tour du Mont Blanc
Auf dem letzten Gipfel der heutigen Tour

Ab dem Col de Balme führt eine Alternativroute der Tour du Mont Blanc wieder hinunter ins Tal und über die Bahnstation Montroc-le-Planet zu unserem heutigen Etappenziel, die Herberge La Boërne. Eine weitere, etwas längere, Alternativroute führt ab Trient westlich des Col de Balme in niedrigerem Gefilde Richtung La Boërne. Wir wählen heute die Originalroute der Tour du Mont Blanc, was auch gleichzeitig die Anspruchsvollste ist. Nach einem kleinen Abstieg führt der Wanderweg noch einmal auf den 2.201 Meter hohen Aiguillette des Posettes. Leider ist es mittlerweile unverschämt heiß und wir bewegen uns oberhalb der Baumgrenze. Ein wahres Vergnügen für mich, die mit solchen Wetterbedingungen so ihre Schwierigkeiten hat. Aber da muss ich wohl durch. Im Schneckentempo erklimmen wir den Aiguillette des Posettes und vergessen auch nicht, die grandiose Aussicht am heutigen Tag zu genießen. Am Ende des Tages haben wir wieder über eintausend Höhenmeter in den Beinen, die auf dieser kurzen Strecke schon sehr anspruchsvoll waren.

Abstieg vom Aiguillette des Posettes
Abstieg vom Aiguillette des Posettes
Bergpanorama
Begleitet von einem traumhaften Bergpanorama

Etappe 9: Auberge La Boërne zur Bergbahn am Planpraz nach Chamonix – 12 km ↑1.030  ↓400

Über die letzten beiden Etappen haben wir uns schon während der gesamten Tour Gedanken gemacht. Meine ursprüngliche Planung sah vor die Tour über das westlich vom Mont Blanc gelegene Bergmassiv oberhalb von Chamonix in zwei Tagen zu bewältigen. Viele Hiker schließen die Tour du Mont Blanc mit einem – aus meiner Sicht – Marathon über besagte Bergkette ab, und laufen das ganze an einem Tag. Das bedeutet in Summe, dass man an einem Tag 25 Kilometer mit über 1.500 Höhenmeter bergauf und die gleichen Höhenmeter wieder bergab zurücklegen muss. Für meine Kondition gesprochen ein no go. Für gut trainierte, junge Wanderer ist das sicher gut machbar – und wir haben auch viele getroffen, die das so geschafft haben – für mich persönlich war das jedoch keine Option. Ich wollte nicht am letzten Tag spät abends vollkommen erschöpft in Le Houches ankommen, so wie wir die jungen Hiker vor einer Woche nach ihrer beendeten Tour gesehen hatten. Mir war es wichtig die Tour entspannt am Nachmittag beenden zu können, um noch ein wenig Zeit zu haben diesen Erfolg feiern zu können.

Die Nordpassage der Tour du Mont Blanc
Die Nordpassage der Tour du Mont Blanc

Die Leiterpassage auf der Tour du Mont BlancEin weiteres Problem stellte sich während der Tour heraus, als wir feststellten, dass auf meiner geplanten Route die Kletterpassagen enthalten sind, die wir eigentlich, aufgrund der Höhenangst meines Mannes, umgehen wollten. Dies ist mir bei meiner Planung zuhause am Rechner komplett entgangen. Erst unterwegs bekamen wir die Info, dass es über den Bergkamm des Aiguillette d’Argentière zur Berghütte La Flégère drei verschiede Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt. Die Originalroute der Tour du Mont Blanc führt ab La Boërne über den Berg Le Béchar und Aiguillette d’Argentière mit besagter Kletterpassage nach La Flégère. Eine weitere – wahrscheinlich sehr anstrengende Route – führt oberhalb der Originalroute der Tour du Mont Blanc auf über 2.000 Meter über den Bergkamm des Aiguillette d’Argentière. Der Einstieg dieser Route liegt oberhalb von Tré-le-Champ-le Haut. Eine weitere Route führt gemächlich unterhalb des Aiguillette d’Argentière zur Hütte La Flégère. Auf der einfachen „Talroute“ sind auf 6 Kilometern nur ganze 530 Höhenmeter zu überwinden. Von den Erzählungen der jungen Hiker bezüglich der Kletterpassage ist meine Tochter ganz gehypt und möchte diese Route unbedingt laufen. Mein Mann besteht jedoch auf die einfache Route. Da ich meine Tochter auf der schwierigsten Passage der Tour du Mont Blanc nicht alleine lassen möchte, entscheide ich mich dafür sie zu begleiten. Meinem Mann wird auf der Loser-Route, wie wir sie nennen, schon nichts passieren.

Die Leiterpassage auf der Tour du Mont Blanc
Die Leiterpassage ist nicht so schwer wie erwartet

In der ganzen Community wird die Passage mit den Leitern als das Abenteuer der Tour du Mont Blanc gehypt, so dass wir mit dem nötigen Respekt am Morgen diese Route angehen. Leider hat das Wetter umgeschlagen. Gestern hatte es schon einmal gewittert, und just in dem Moment als wir zur heutigen Etappe aufbrechen grummelt es schon wieder in den Wolken. Na prima. Bei einem Gewitter auf dem Berg in einer Steilwand an Metallstäben zu hängen, ist jetzt nicht gerade das wonach mir der Sinn steht. Wir beide sind nicht gerade erfreut darüber wie sich das Wetter entwickelt, laufen aber angesichts der zahlreichen anderen Wanderer stoisch weiter. Wenn diese keine Bedenken haben, so wird es wohl nicht so schlimm werden, denke ich bei mir. Zudem haben wir vor der Kletterpassage noch einmal die Möglichkeit auf die „Loser-Route“ umzusteigen, was wir im Notfall auch tun würden. Glücklicherweise verzieht sich das Gewitter so schnell wie es gekommen ist in das Bergmassiv des Mont Blanc auf der gegenüberliegenden Seite. Der Kletterpassage steht nichts mehr im Weg.

Nach der Leiterpassage wird die Etappe einfach
Nach der Leiterpassage wird die Etappe einfacher
Nach der Leiterpassage wird die Etappe einfach
Ja, fast schon ein Vergnügen

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich den Hype um die Kletterpassage überhaupt nicht verstehen kann, da diese nicht wirklich gefährlich, sondern einfach nur anstrengend ist. Selbst mir, die ich ebenfalls nicht ganz frei von Höhenangst bin, hat die Kletterpassage überhaupt nichts ausgemacht. Gegen Mittag treffen wir wieder meinen Mann auf der Berghütte La Flégère. Die letzten sechs Kilometer über den Höhenzug zur Bergbahn am Planpraz sind dann für alle das reinste Vergnügen.

Blick auf das Mont Blanc Massiv
Mit traumhaften Blicken auf das Mont Blanc Massiv

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Das beste kommt zum Schluss:

Für alle Informationen auf dieser Seite habe ich viel Mühe und Zeit investiert, um sie jedem zur Verfügung zu stellen. Da alle diese Informationen aus ersten Hand sind und ich persönlich keinerlei finanziellen, oder sonstigen, Vorteil davon habe, freue ich mich besonders über ein Feedback von dir in Form eines Kommentars.

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