Die Tour du Mont Blanc – eine gute Idee?!
Eigentlich hätte ich mir ja denken können auf was ich mich da einlasse. Schon bei der Planung der Tour du Mont Blanc kamen bei mir Zweifel auf, ob das eine gute Ideen war. Jedoch liebäugelte meine Tochter damit, uns auf unserer diesjährigen Sommerwanderung zu begleiten, aber nur, wenn diese herausfordernd und abenteuerlich genug ist. Natürlich freute ich mich darüber, dass unsere mittlerweile 20jährige Tochter uns alte Wanderer begleiten möchte, und suchte eifrig nach einer schwierigen Wanderung, die aber auch für Menschen mit Höhenangst geeignet ist (mein Mann leidet unter Höhenangst). Dabei landete ich sehr schnell bei der Tour du Mont Blanc, eine durchaus schwierige Tour, die aber nicht – wie beispielsweise der GR 20 – mit ausgesetzten Kletterpassagen versehen ist. Soweit so gut! Die Planung der zehntägigen Wanderung rund um das Mont Blanc Massiv gestaltete sich als sehr einfach, da der beliebte Wanderweg über eine hervorragende Infrastruktur verfügt. Zwar sind alle Berghütten schon Monate im Voraus ausgebucht, aber da wir nur zelten wollten, mussten wir nichts im voraus buchen. Ein Trail also ganz nach meinem Geschmack. So kam es dann auch, dass wir drei Tage später als geplant zum Mont Blanc aufbrachen, weil meine Tochter noch eine Erkältung auskurieren musste.
Anfang August fahren mit dem Auto in die französische Ortschaft Le Houches, in der der offizielle Startpunkt der Tour du Mont Blanc liegt.

Am späten Nachmittag kommen wir in Le Houches an und stellen fest, dass der Campingplatz schon recht voll ist. Dennoch bekommen wir noch ein Plätzchen auf der großen Zeltwiese. Gleich zu Beginn bekommt man das Gefühl sich inmitten einer Trail-Community zu befinden. Alle auf dem Zeltplatz scheinen TMB-Wanderer zu sein. Ich finde es auf jeden Fall spannend und freute mich auf die nächsten zehn Tage und die Tour du Mont Blanc.

Etappe 1: Les Houches – Camping Le Pontet – 17,6 km ↑890 ↓770
Nachdem wir unser Auto auf dem offiziellen TMB-Wanderparkplatz abgestellt haben, kann es losgehen. Ich bin mächtig aufgeregt und auch ein bisschen besorgt, ob ich wohl mit meinen – an Alterserscheinung leidenden – Knochen diese Tour meistern werde. Jetzt gibt es jedoch kein zurück mehr.
Die Tour du Mont Blanc ist laut vielen Webseiten im Internet der beliebteste Wanderweg Europas. Entsprechend belebt sind die Wanderwege über die der Trail verläuft. Das spüren wir schon am ersten Wandertag, als wir uns mit vielen anderen Wanderern den ersten Gipfel hinaufquälen, auf den Col de Voza. Oben angekommen staunen wir nicht schlecht über das große Hotel und die gute Anbindung ins Tal via Bus und Bahn. Für den heutigen Tag belassen wir es mit den Anstiegen und folgen der Originalroute der Tour du Mont Blanc, die hier wieder ins Tal hinabführt. Eine weitere, etwas längere, Alternativroute geht noch einmal bergan über den 2.120 m hohen Col de Tricot. Nach über 17 km erreichen wir erschöpft aber glücklich den Campingplatz Le Pontet. Auch wenn diese erste Etappe zu den einfachsten der gesamten Tour du Mont Blanc gehört, hat mich dieser Tag ganz schön gefordert. Etwas bang wird mir vor den nächsten beiden Etappen und vor allem die Überquerung des (für uns) höchsten Passes der Tour du Mont Blanc, über den 2.512 m hohen Col de la Seigne.

Etappe 2: Camping Le Pontet – Bivouac des Chapieux – 16,7 km ↑1.310 ↓950
Heute führt uns die Tour du Mont Blanc über den 2.329 m hohen Col du Bonhomme. Gestern hatten wir bestes Wetter, was für den Start einer Wanderung mental immer sehr wichtig ist, wie ich finde. Für heute meldet meine Schweizer Wetter-App, die ich mir für diese Tour extra heruntergeladen habe, etwas Regen. Am Morgen jedoch ist davon noch nicht viel zu sehen. Nur einige Wolken verdecken den ansonsten strahlend blauen Himmel.


Der Weg auf den Col du Bonhomme ist mit 11 Kilometern sehr langatmig und immer wieder mit kurzen, sehr steilen, Anstiegen versehen. Bei all der Anstrengung entgeht mir natürlich die wunderschöne Landschaft rund um den Col du Bonhomme nicht. Eine traumhafte Bergkulisse begleitet unseren schwierigen Weg. Davon werden wir in den nächsten Tagen noch mehr zu sehen bekommen. Auf den letzten Metern vor dem Gipfel ändert sich das Wetter schlagartig. Innerhalb kürzester Zeit ziehen sich die wenigen Wolkenberge zusammen und wir hören ein bedrohliches Donnergrollen über uns. Na prima, ein Gewitter kurz vor dem Gipfel. Auf diese Erfahrung kann ich gerne verzichten, auch wenn ich mich auf dieses Szenario schon zuhause ausführlich vorbereitet habe. Die angelesenen Verhaltensregeln erscheinen uns aktuell wenig praktikabel, weshalb wir lieber auf Risiko gehen und stur weiterlaufen. Auf dem Gipfel des Col du Bonhomme tummeln sich derzeit geschätzt mehr als 30 Menschen. Die Schutzhütte – welche man bei Gewitter sowieso nicht aufsuchen sollte – ist knackevoll und der einsetzende Regen kühlt unsere erhitzen Körper bedrohlich runter. Mein Mann und ich beschließen die nächste wirkliche Hütte, das Refuge du Col de la Croix du Bonhomme, zu erreichen. Nur meine Tochter bockt ein wenig angesichts des Gewitters. Sie hat einfach Angst, was ja auch verständlich ist. Für mich stellt sich die Situation nicht ganz so bedrohlich dar, da zwischen Blitz und Donner mehrere Sekunden liegen, was daraufhin deutet, dass das Gewitter noch mehrere Kilometer entfernt sein muss. Dennoch erscheint uns der Weg zur Hütte unter diesen Umständen unendlich lang, und wir sind heilfroh sie nach weiteren eineinhalb Kilometern endlich zu erreichen. Das Gewitter hat sich in dieser Zeit schon längst in eine andere Richtung verzogen. Ende gut, alles gut.

Bis zum Abend genießen wir wieder schönsten Sonnenschein. Im Valley Les Chapieux endet unsere zweite Etappe. Es gibt mehrere Unterkünfte und einen Biwakplatz (mit öffentlicher Toilette) für TMB-Wanderer.

Etappe 3: Bivouac des Chapieux – Bushaltestelle Plan de Lognan (Camping Aigiulle Noire) – 20 km ↑1.000 ↓840
Heute geht es für uns über den legendären Col de la Seigne und auf die italienische Seite des Mont Blanc Massivs. Der Anstieg ist mit eintausend Höhenmeter geringer als auf der gestrigen Etappe, aber dennoch auf den letzten Metern mächtig steil und anstrengend. Das Wetter meint es heute wieder einmal gut mit uns. Wir genießen traumhaften Sonnenschein mit ein paar unscheinbaren Wölkchen, die sich hier und da am Himmel tummeln. Wir teilen uns die heutigen Strapazen mit noch mehr Menschen als die letzten Tage. Gefühlt sind über 50 Wanderer hinter beziehungsweise vor uns. Es schiebt sich eine schier endlose Karawane den Berg hinauf. Dieser Umstand trübt jedoch nicht meine Wahrnehmung für das Bergpanorama, welches uns die ganze Zeit begleitet. Selbst wenn ich mich wiederhole – und das ganz sicher noch viele weitere Male in meinen Reiseberichten – so komme ich nicht umhin für diese wahnsinnig schöne Landschaft zu schwärmen. Ich denke, meine Bilder sagen dazu mehr als tausend blumige Worte.




Hinter dem Col de la Seigne schließt sich das Tal Val Veny an, was für mich persönlich zum schönsten Abschnitt der Tour du Mont Blanc gehört. Aber macht euch selbst ein Bild!




Drei Kilometer hinter dem Rifugio Combal liegt eine Bushaltestelle. Dort fahren im Sommer quasi im Stundentakt Touristenbusse (kostenfrei) durch das Val Veny Tal die Campingplätze und Hotels an, bis ins zehn Kilometer entfernte Courmayeur. Wir freuen uns über diesen Service und fahren die letzten drei Kilometer zu unserem Campingplatz Aiguille Noire mit dem Touri-Shuttle.

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